Grammfeilscher aufgepasst:
Wir haben die Edelcarbonparts “The Seatpost” und „The Flatbar” einem Langzeittest unterzogen.
Carbon = Null Komfort? Falsch!
Lest selbst:
BIKE Ahead Composites ist in der Vergangenheit besonders durch seine extravaganten Fullcarbon- Laufräder bei den Leichtbaujunkies der Szene aufgefallen.
Auch im Markt der Carbonanbauteile mischen die Franken nun mit.
Wenn ein Produkt schon als „The Flatbar“ und „The Seatpost“ angepriesen wird, schreit es nach einem Praxistest. Los geht’s!
Getestet
„The Flatbar“
Breite | 720mm |
Klemmung | 31,8mm |
Backsweep | 8,5° |
Finish | 3k |
„The Seatpost“
Länge | 350mm |
Durchmesser | 31,6mm |
Finish | 3k |
Wir lassen einfach mal die Bilder sprechen. Sind diese Edelparts nicht ein Augenschmaus?
Technologie:
Bei den beiden Edel-Carbonparts wendet BIKE AHEAD ein neues Verfahren für die Klemmung an, welches auf den NSA benannt wird. Keine Sorge liebe Biker, ihr werdet nun nicht per GPS auf jeder Tour vom gleichnamigen US-Geheimdienst überwacht. Nein! NSA steht für No Slip Application.
Der Clou: In die Klemmstellen an Lenker und Sattelstütze werden Gummiapplikationen einlaminiert. Diese sollen die Klemmkräfte der empfindlichen Carbonparts reduzieren.
Durch die geringeren Klemmkräfte lässt sich das verbaute Material minimieren, da die Lenker im Klemmbereich so weniger beansprucht werden. Der Gewichtsvorteil ist dadurch immens.
Außerdem sollen durch die Auflagefläche aus Gummi keine Knartzgeräusche entstehen, die bei Carbonparts auftreten können.
Ein weiterer Vorteil der NSA Gummierung sind die Verschleiß- oder Abnutzungserscheinungen. Diese treten an den Carbonparts, anders als bei herkömmlichen Lenkern, nicht auf.
So ist kaum zu erkennen ob die Parts schon einmal verbaut waren oder nicht. So kann man die Edelkomponenten munter durch mehrere Bikes tauschen oder sie bei neuen Leichtbauprojekten wiederverwenden. Super!
Auch im Klemmbereich für Schalthebel und Bremse laminiert BIKE Ahead Gummi ein.
Die Schrauben der Sattelstütze sind aus edlem Titan gefertigt.
Gewicht:
Der Lenker „The Flatbar“ wiegt – von uns Nachgewogen- unglaubliche 115 Gramm.
Bei der Sattelstütze „The Seatpost“ zeigt die Waage rekordverdächtige 130g an.
Als XC-Racer habe ich an der Waage fast einen Freundensprung gemacht. Wahnsinn!
Montage:
Wie bei allen Carbonparts sind die Anbauteile mit einem speziellen Drehmomentschlüssel anzuziehen. 3 bzw. 5 NM gibt BIKE Ahead beim Lenker und der Sattelstütze an.
Mit exakt diesen Drehmoment schraubten auch wir uns die Edelparts an unser Carbonhardtail.
Anders als bei anderen Carbonparts darf man durch die NSA Technologie die Carbonmontagepaste weglassen. Durch das Gummi entsteht genügend Reibung und damit Stabilität an Vorbau oder Sattelklemme.
Komfort:
Die Zeiten, in denen eine Sattelstütze nur den Sattel fixieren sollte, sind längst vorbei. Heute erwartet man von den modernen Anbauteilen beste Komfortwerte und minimales Gewicht.
Dass die Carbonparts von Bike Ahead nicht nur für brettharte, gewichtsvernarrte Cross-Country Piloten ist, zeigen die Komforteigenschaften eindrucksvoll.
The Seatpost
Allen Voran die Sattelstütze zeigt bei harten Schlägen einen angemessenen Flex.
Im Hardtail fühlt sie sich pudelwohl und zeigte bei so einigen Unebenheiten, wie sie die Kompressionen verarbeiten kann. Das Ergebniss kann sich sehen lassen – Das „Popometer“ zeigte sich erfreut im direkten Vergleich zu gleichem Bike und Sattel in Verbindung mit einer Syntace P6 Sattelstütze.
Einzig bei der Kurbelbewegung bzw. auf engen, kniffligen Trails gab es an der Sattelstütze aber etwas zu bemängeln: Die Carboninserts, welche den Sattel an den Sattelschienen fixieren, schauten beim gefahrenen Sattel (Tune Komm-Vor) zu weit heraus. Ergebnis war der ein oder andere „Feindkontakt“ mit den Innenschenkeln.
Besonders auf kniffligen und engen Trails störte uns dieser Fakt besonders. Ist man mit einem XC-Hardtail in steilem Gelände unterwegs, nutzt man oft den Sattel um mit den Oberschenkeln „mitzulenken“ d.h mit diesen gegen den Sattel zu Drücken um das Rad in die Kurve zu pressen.
Diese Vorgehensweise kann bei langen Abfahrten mit der „The Seatpost“ Sattelstütze schmerzhaft werden – zumal die Carboninserts hier und da scharfe Kanten aufweisen – Verbesserungswürdig.
Zu BIKE Aheads Verteidigung muss man sagen, dass der Tune Sattel extrem schmal baut und so viel von der Klemmung freisteht. Dennoch kann man als Hersteller damit rechnen, dass besonders die Grammfuchser auf die „The Seatpost“-Stütze setzten.
In diesen Kreisen ist der Tune Komm-Vor Sattel weit verbreitet.
The Handlebar:
Ein verwindungssteifer Lenker ist für zuverlässige Lenkmanöver ein Muss. Dennoch sollte er aber Kompressionen, welche nicht von der Gabel eliminiert werden, nicht an den Fahrer weitergeben, damit dieser das Rad weiterhin gut steuern und kontrollieren kann.
Hier war ich besonders von dem „The Flatbar“ begeistert. In meinem Bike fahre ich eine, eher straffer gefederte, Lauf Trail Racer Gabel.
Mit 60mm Federweg gibt sie mir in ruppigen Trails sehr viel Rückmeldung über die Bodengegebenheiten – folglich ist ein flexender Lenker besonders wichtig für mich.
Im harten Einsatz der Zillertalchallenge konnte ich mich besonders gut auf den Lenker von BIKE Ahead verlassen. Bergauf war er steif genug um ordentlich am Lenker zu ziehen.
Auch im Wiegetritt gab er meine Bestrebungen voran zu kommen stets ans Bike weiter. In den ruppigen Singletrails des Zillertals konnte ich mich ebenfalls auf den Carbonlenker verlassen.
Bei kleinen Anliegern und Sprüngen half er mir zuverlässig mein Focus Raven zu manövrieren. Kamen etwas ungestüme Schläge von unten durch meine, sonst wirklich feinfühlige Lauf Trailracer, flexte „The Flatbar“ super und brachte mich nie in Bedrängnis.
Preis
Ganze 259 Euro sind für die Sattelstütze zu berappen.
Für den Lenker muss man 229 Euro an Bike Ahead Überweisen.
Made in Germany hat eben seinen Preis…
Fazit:
Zugegeben: Ein Schnäppchen sieht anders aus.
Fast 500 Euro für Lenker + Sattelstütze ist viel viel Geld- Selbst für die schmerzerprobten Portemonnaies von Leichtbaujunkies.
Dennoch: Vergleicht man Gewicht, Features und Verarbeitungsqualität am Markt, so stellt Bike Ahead ein tolles Produkt auf die Beine.
Die Komfortwerte sind Spitze, lange Touren mit den Leichtgewichten also kein Problem.
Mal ehrlich: Bei welchem Cross-Country Piloten erwecken diese Edelparts kein „Muss-ich-haben!“-Gefühl?