ebike-Technik

Bin ich cool genug zum Cruisen? (ein Fahrbericht)

Vorweg möchte ich noch kurz erwähnen, dass ich mich mit 44 Jahren noch nicht zur Seniorenfraktion zähle, wenngleich ich schon eine Abwehr in mir spüre pinkfarbene Camp David Hemden anziehen zu müssen. Insofern war meine erste Frage beim Blick auf die US-Cruiser Marke Pedego: ,,Ist das für mich noch fahrbar?‘‘

Genau hier werden die Cruiser, sowohl männlich als auch die weibliche Variante, trumpfen oder scheitern, am Design. Aber genau das sollen sie vielleicht auch, zumindest aus unserer Sicht.

Mein erster Sitzkontakt hinterlässt zumindest Gefallen, dank des komfortablen Sattels, der sieht nicht nur so aus sieht, sondern es auch ist. Die Griffposition ist ungewohnt, naja zumindest wenn man im Alltag einen schmalen Cross Lenker in den Händen hält.

pedego cruiser

pedego cruiser-black balloon

Die Bedienung des Pedelecs ist übersichtlich. An/Aus und drei Unterstützungsstufen. Vorn und hinten bremsen Scheibenbremsen. Rechts die Bedienung der Schaltung, dazu eine Klingel das war‘s. Kein Bordcomputer oder anderes elektron. Schickimicki.

Am Hinterrad wirkt ein 250Watt Nabenmotor und eine 6 Gang Kettenschaltung. Der Gepäckträger ist vom Akku belegt. (10 Ah im Standard)

In der mittleren Stufe fährt der Cruiser gemach mit mir los, unspektakulär und angenehm leise leistet der Antrieb seine Arbeit. Bei 25 km/h ist abrupt Schluss, so wie es das Gesetz will. Auf gerader Strecke ist der Abbruch des E-Antriebs kaum zu merken, was auch für den Leichtlauf des 26 kg schweren Gefährts spricht. Beim Testbike sind Ballonreifen Schwalbe Fat Frank montiert. Diese haben guten Abrollkomfort und bringen Komfort in die Fuhre, da es sonst keine Federung gibt.

Die Bremsen bringen einen zum Anhalten, mehr aber auch nicht. Abrupte Bremsmanöver wie mit MTB und Sporträdern dürfen hier nicht erwartet werden, die Fahrweise sollte hier also definitiv eine andere sein.

pedego cruiser

pedego cruiser- red

Nach einer Weile des Verzögern und Beschleunigen ist jetzt der Moment gekommen den Fahrwahlschalter auf High zu stellen.

Jetzt macht der asiatische Kollege hinten richtig Schub und wenn ich aufhöre zu treten schiebt er noch 2-3 sek. weiter. Im Autobereich nennt man das wohl ,,Segelbetrieb‘‘. Zum Anfang völlig ungewohnt kann man später auch dies in seinen Fahrstil einbauen. Wo mir die höchste Fahrstufe aber als wichtig erscheint, ist am Berg. Ich habe mir dazu einen 400 m langen Anstieg in Reinbek gesucht, den ich bei konventionellen Trekkingrädern nur stehend bewältigen kann. Kein Problem mein 26 kg Geschoss an der Eisdiele vorbei mit  über 20 km/h den Berg hochfliegen zu lassen.

Und da ist es: Die Leute vergessen für einen Moment ihr Eis und denken ,,was war das bitte?‘‘ Ein lichter Moment für Biker die solche Momente ,,Sehen und Gesehen werden‘‘ gern vereinnahmen.

Vielleicht ist das der ganze Sinn eines solchen cruisers? ,,Hab Spass und zeig es den anderen.‘‘

Der Vollständigkeit halber weiter mit der Technik: Eine Lichtanlage soll erst ab 3.Quartal lieferbar sein, den Akku gibt es auch mit 15 Ah was wohl Strecken bis 80 km als lösbar erscheinen lässt. Am rechten Griff gibt es noch eine Anschiebehilfe (6 km/h) zum Rausfahren des Bikes aus der Tiefgarage oder am Berg hochschieben. Der Akku ist übrigens auf dem Gepäckträger montiert, so dass dieser seine Funktion einbüßt. Für Praktiker bietet sich so der Frontfahrradkorb an, ebenfalls im style pedego lieferbar.

Das Fazit: Der cruiser kann alles aber alles nur im Mittelmaß. Das einzige was überdurchschnittlich funktioniert ist der Bling-Bling Effekt, der auch durch zahlreiche Farbkombinationen des Herstellers unterstützt wird. Laut unserer Einschätzung sind die Pedegos eine richtige Wahl, wenn man mit dem Bike weder Einkaufen will, noch Radwandern plant.Am Besten einfach das schicke Teil am Wochenende im Doppelpack ins Erholungsgebiet fahren, um hinterher im Biergarten neidische Blicke zu erben- das kann er!

Über den Autor

WattRad

Ralph ist 46 Jahre alt und seit über 10 Jahren selbständig.
Auf die e-mobility ist er gestoßen weil er Ökostrom auch spannend angewendet wissen wollte und als Junge nun mal alles was fährt als faszinierend empfindet…Deshalb hat er zuletzt WattRad ins Leben gerufen.

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