„Das war wahrscheinlich die härteste Woche in meinem Mountainbikeracing-Leben“, so Erik Kleinhans nach dem siebentägigen Etappenrenen in Südafrika. 550km mussten bewältigt werden und die Strapazen, die Strecke und die Atmosphäre scheinen sich auch vor dem legendären Cape Epic nicht verstecken zu müssen… (mit vielen Bildern!)
„Auf den Etappen, die vom Profil her hart schienen, hatten wir gutes Wetter aber auch die einfachen wurden durch viel Regen und Schlamm zu harten!“, so einfach scheint die Woche beschrieben werden zu können. An den Start gingen neben den heimischen Sportlern auch einige Semiprofis aus Europa und auch einige Sterne der Szene, wie beispielsweise Annika Langvad (Ex-Marathonweltmeisterin) oder Jens Schürmann (U23 XC Weltcupprofi).
Bisher war stets der Name „Cape Epic“ in aller Munde, wenn es um MTB Events in Südafrika geht, das wohl härteste Etappenrennen der Welt. Doch wer mit einer Startnummer durch die Sensationslandschaften entlang der berühmten Gardenroute rasen will, für den bietet sich in Südafrika nun eine weitere attraktive Möglichkeit. Das siebentägige Rennen Cape Pioneer Trek quert zwei Gebirgszüge und die Halbwüste Karoo. Der logistischen Aufwand des Etappenabenteuers ist für die Veranstalter enorm. Übernachtet wird in mobilen Zeltstädten, ähnlich dem Cape Epic. Wer Wert auf gehobenen Komfort legt, kann aber auch Zimmer in Lodges buchen. Es gibt Einzel- und Team-Wertungen. Insgesamt müssen 534 Kilometer und 11500 Höhenmeter abgespult werden.
Zu Beginn des Etappenrennens wurde aber erstmal das typische Kilometerfressen vergessen, denn der Prologue spielte sich nur auf 15km ab, die jedoch auf anspruchsvollem Singletrail in der Western Cape Provinz bewältigt werden mussten. Große Teile der Trails wurden von Hand gebaut und der Fun Faktor schien für ein Etappenrennen enorm. Schon bei diesem Prologue wurden die ersten Favoriten abgesteckt. Das Schweizer Damenduo aus Annika Langvad und Ariane Kleinhans raste nach 42 Minuten mit dem Etappensieg ins Ziel und das südafrikanische Scott Factory Racing Duo Philip Buys und Matthys Beukes, für beide ist es ein Heimrennen, gewannen bei den Männern nach 36 Minuten.[ads1]Beide Teams waren sich in einem einig: „Wir werden es morgen nicht locker angehen!“ Beide standen auch bei der zweiten Etappe wieder mit den Messer zwischen den Zähnen an der Startlinie. „Wir werden versuchen wieder zu gewinnen!“….doch dass diese Vorankündigungen teilweise zur klaren Wahrheit wurden, daran glaubte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Es folgte ein Etappensieg Nummer 2 für Langvad und Kleinhans nach 105km der ersten richtigen Etappe. Mit 16 Minuten Vorsprung auf Esther Suss, Marathon Europameisterin 2013, und Jane Nuessli hinterließen sie einen großen Eindruck. Selbst diese hochkarätige Konkurrenz schien erst einmal nicht gewachsen.
Die Bedingungen waren auf mehreren Stages extremer als sie hätten vorhergesagt werden können. „Als wir den Schlamm erreichten, gab es nur noch Chaos! Alle Fahrer mussten das Tempo runterschrauben. Es ging nicht um fahrerisches Können, es war einfach für jeden eine Challenge! Man konnte seine Räder nicht zum Rollen bringen, denn alles war mit Schlamm fest gebacken. Am Ende mussten wir Laufen, mit dem Bike auf der Schulter. In Downhill-Passagen versuchte ich mit der Hand den Dreck vom Hinterrad zu kratzen!“, so ein völlig erschöpfter Finisher nach der ersten richtigen Stage.
Auch auf den Folgeetappen zeigten Langvad und Kleinhans ein Schauspiel. Jede Etappe ging auf ihr Konto und mit einem glatten Durchmarsch holten sie sich den Gesamtsieg beim Rennen mit mehr als 95 Minuten Vorsprung! “Die Damenkonkurrenz war härter als jemals zuvor und wir waren trotz des Vorsprungs nicht in der Lage einfach den Autopiloten einzuschalten. Es ist großartig zu sehen, dass die Damen Kategorie in der Leistungsdichte wächst und ich bin sicher, dass diese Veränderung in Zukunft weiter geht!“, so die Siegerin Kleinhans. Bei den Herren war es da deutlich enger und die Etappensiege wechselten stetig. Doch am Ende war es das Team Waylon Woolcock (RSA) und Erik Kleinhans (RSA), das sich die Krone aufsetzen konnten. Beide finishten zwar auf der finalen Etappe nur auf dem vierten Platz, doch in den vorhergehenden Etappen konnten sie sich einen ausreichenden Vorsprung erarbeiten. Beide kamen auch nie zu einem Etappensieg aber die Konstanz zählte letztendlich, um fast 10 Minuten vor den Prologue Siegern Buys, Beukes und 26 Minuten vor dem Team FedGroup Itec zu gewinnen. 21:10 Stunden wurden für die 534 Kilometer in extremen Bedingungen benötigt.
[ads2]Bei den Einzelstartern siegte Adriaan Louw und aus eigener Begeisterung nehme ich mir das Recht hier auch meinen Teamkollegen vom Team Focus RAPIRO-Racing Tomas Kozak auf Rang 3 zu beglückwünschen! Sehr geil! Bei den Damen gewann Bettina Uhlig.Nun zum Schluss noch ein paar kurze Worte vom Co-Gründer des Rennens Henco Rademeyer, bevor euch ein paar Bilder mehr als Wörter vermitteln: „Es war eine dramatische und herausfordernde fünfte Austragung des Bridge Cape Pioneer Trek, aber sicherlich auch eine, die einen Wendepunkt einleitet. Denn dieses Rennen war noch begeisternder als die vorherigen und macht Lust auf die Wiederholung in 2014. Im kommenden Jahr ist es auch als offizielles UCI Rennen eingestuft!“
Die Bilder zum Event:
250 zweier Team brachten sieben Tage lang ihre Räder im Renntempo zum Rollen
Stets das eine Ziel im Blick!: Ruhm, Stolz, Ehre und das Finishertrikot!
Nur auf zwei Rädern durch die weite der Natur Südafrikas
…als wenn über 500km mit tausenden Höhenmetern in 7 Tagen nicht schon hart genug wären
…Überall Dreck! Erst einmal wieder Durchblick schaffen.
…ob er wohl Spaß hatte?!
…hoffentlich bleiben aber viele dieser Momente im Gedächtnis.
Mal kein deutsches Mittelgebirge, sondern ab durch die Karoo Halbwüste.
Ebenfalls auf dem Programm: Anstiege, die für viele Hobbysportler unbezwingbar scheinen.
Was muss das für ein schönes, langsames Leben sein, so ohne Rennqualen?
Das zweischneidige Schwert unserer Welt.
Trail-Surfing
…alles für diesen einen Moment!
Bilder: (c) Zoon Cronje; www.zooncronje.com
weitere Infos zum Rennen: www.capepioneer.co.za
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