Heute wagen wir mal einen Blick über den Tellerrand bzw. über die südliche Grenze Deutschlands zu den Eidgenossen. Dort fanden am vorletzten Augustwochenende im Rahmen des iXS Swiss Downhill Cups auch die Schweizer Meisterschaften statt. Dabei waren es die Routiniers Emilie Siegenthaler (Gstaad-Scott) und Nick Beer (Devinci Global Racing), die sich in diesem Jahr die Titel in Anzère holten. Dort gingen neben den beiden Siegern noch über 330 Teilnehmer aus 13 Nationen an den Start.Von dem im Wallis gelegenen Ort Anzère kann man sehr gut die einzigartige Aussicht über Sion und das Rhonetal genießen, was angesichts der Höhenlage auf 1.500 m auch nicht weiter verwundert. Direkt in diesem beschaulichen Ort war auch das Ziel der Downhillstrecke, was demnach bedeutete, dass es zum Start noch höher ging. Um genau zu sein waren es weitere 300 Hm, auf denen die Fahrer auf den gut 2.000 m langen Kurs geschickt wurden.

Die Prozedur an einem Rennwochenende eines iXS-DH-Cups ist, im Gegensatz zu Enduro-Rennen, immer gleich. Freitags gibt es den obligatorischen Trakwalk, auf dem sich alle Fahrer zu Fuß schon einmal einen ersten Eindruck von der Strecke verschaffen können. Am Samstagmorgen steht dann das Pflichttraining an und nachmittags wird dann in den Seeding Runs die Startreihenfolgen für das Rennen am Sonntag festgelegt. Soweit zumindest in der Theorie. Bei dieser Veranstaltung machte das Wetter allerdings den Veranstaltern einen kleinen Strich durch die Rechnung. Während die Seeding Runs ausgetragen wurden zog ein schweres Gewitter auf, was die Betreiber der Seilbahnen sogar dazu zwang den Betrieb einzustellen. Somit mussten besagte Qualifikationsläufe also abgebrochen werden. Ebenso waren die Läufe zur Schweizer Meisterschaft davon betroffen, die im Anschluss an die Seeding Runs am Samstagnachmittag geplant waren. Diese wurden dann auch den nächsten Morgen verschoben. Das hatte zur Folge, dass der Fokus ganz klar auf der Vergabe der nationalen Meistertitel lag, da solch ein Ereignis immer was ganz Besonderes ist.

Schweizer Meisterschaft

Als es dann aber um das Thema Schweizer Meisterschaften ging kam im Vorfeld die Frage auf, ob Emilie Siegenthaler und Nick Beer, die beide im Vorjahr nicht antraten, in diesem Jahr ins Geschehen um die Vergabe des Titels eingreifen würden. Grade die Titelverteidiger Miriam Ruchti (SC-Intense) und Lars Peyer (SC-Intense) hatten an dieser Info besonderes Interesse, wollten sie doch ihre Titel verteidigen. Dieses sollte aber ein schweres Unterfangen werden, gingen doch die beiden Schweizer Worldcup-Racer um den Kampf um das begehrte Trikot in Rennen. Denn irgendwie fahren die beiden haushohen Favoriten in einer anderen Klasse. Aber auch sie mussten erst einmal einen ordentlich Lauf runterbringen und grade bei Downhill-Rennen ist immer eine Überraschung möglich.

Für den Sonntag hatten die Wettergötter ein Einsehen mit den Bikern und so konnte pünktlich um 10:30 Uhr der Lauf um die Schweizer Meisterschaften beginnen. Insgesamt gingen über 100 Fahrer an den Start dieses prestigeträchtigen Wettbewerbs. Als erstes gingen die Fahrer der Elite Men Klasse an den Start und hier war es gleich zu Anfang ein sehr bekannter Name. Gustav Wildhaber (Cube Action Team) legte mit 4:15.489 Minuten schon mal eine recht ordentliche Zeit vor. Er konnte auch in jüngster Vergangenheit durch zwei Siege in Folge in der Specialized-SRAM Enduro Series auf sich aufmerksam machen. Es blieb aber abzuwarten, was seine Zeit am Ende für die Wertung einbringen würde. Der Teamkollege von Emilie Siegenthaler, Pascal Tinner (Gstaad-Scott), war der Erste, der an Wildhabers Zeit heran kam, blieb aber mit 1,7 Sekunden knapp dahinter. Kurz darauf war es Freddy Hunziker, der einen noch geringeren Abstand hatte, nämlich knapp 5 Zehntelsekunden. Somit hat Wildhabers Zeit also immer noch Bestand und das obwohl schon gut 30 Fahrer im Ziel waren. Unter ihnen war allerdings noch kein wirklicher Titelaspirant. Hingegen war es interessant zu beobachten, wie weit das Schweizer Mittelfeld hinter dieser Zeit her blieb; so waren es 10 Sekunden und mehr. Richtig spannend wurde es dann aber, als die letzten zehn Fahrer an den Start gingen. Martin Frei (GT- Akira Tuning Racing) war der Erste, bei dem ein dickes Minus auf der Anzeigentafel stand. Ein großes Hallo ging durch die Reihen der Zuschauer, als Felix Klee (Gstaad-Scott) mit 3 Sekunden Vorsprung auf die grade aufgestellte Bestzeit den Platz im Red Bull Hot Seat einnehmen konnte. Nach ein paar Fahrern ohne Zeitverbesserung ging der amtierende Meister Lars Peyer auf den Kurs, konnte aber ebenso wenig die Bestmarke erreichen. Nun blieb noch Nick Beer als letzter Starter übrig. Er sollte seiner Favoritenrolle gerecht werden und blieb mit einer Zeit von 4:05.310 Minuten und über 5 Sekunden Vorsprung deutlich vorne. Somit konnte er sich den Titel des Schweizer Meisters erneut sichern. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Felix Klee und Maxime Chapuis. Gustav Wildhaber konnte sich nach Martin Frei auf dem fünften Rang einreihen.

Die Angelegenheit in der Klasse Elite Women war schnell entschieden, da insgesamt 7 Frauen an den Start gingen. Emilie Siegenthaler konnte sich mit einer Zeit von 4:40.535 min und einem Vorsprung von mehr als 10 Sekunden souverän den Titel der Schweizer Meisterin sichern. Ihr folgen Martina Brühlmann (iXS Gravity Union) auf Rang zwei und Alba Wunderlin (Stützrädli) auf dem dritten Platz.

Große Beachtung fand die Siegerzeit in der Kategorie U19 von Noel Niederberger (Gstaad-Scott). Diese hätte in der Elite Men Klasse für einen beachtlichen 3. Podestplatz gereicht. Sieger bei den unter 17-Jährigen wurde Ari Montanier (Bike Passion). Bei den alten Herren, den Masters, war es Christian Greub (Radsport Frei/Akira-Tuning), der die Konkurrenz hinter sich lassen konnte und so den Meistertitel für sich in Anspruch nehmen konnte. Dieses Ergebnis kam jetzt nicht wirklich überraschend, denn er konnte schon im Vorjahr auf diesem Kurs gewinnen und landete 2011 auf dem 2. Platz.

 

iXS Swiss Downhill Cup

Nach einer kurzen Pause ging es dann mit dem Finale des SDC weiter. Angesichts der zuvor durchgeführten Rennen der Schweizer Meisterschaften hatte das Rennen nicht den riesigen Stellenwert. Daher seien die Ergebnisse hier nur kurz aufgeführt:

Masters:

1. Thomas Ryser (Thömus HOT-TRAIL DH Racing)
2. Fabrice Tirefort (Verbier Bikepark Team)
3. Christian Greub

U17:

1. Frederik Buch (GER – Propain Co-Factory Racing)
2. Bennett Newkirk (SUI – ewz mountainbiketeam loop)
3. Romain Grognuz (SUI – Dirteam)

Elite Women:

1. Miriam Ruchti (SC-Intense)
2. Alanna Columb (NZL)
3. Martina Brühlmann (iXS Gravity Union)

Emilie Siegenthaler ging bei diesem Rennen nicht an den Start, da sie sich kurz nach ihrem Sieg bei der Schweizer Meisterschaft auf den Weg zum Flughafen machen musste, um noch ihren Flug zur WM in Südafrika bekommen musste. Gleiches galt auch für die Sieger in den Klassen Elite Men und U19, Nick Beer und Noel Niederberger.

In der Elite Men Klasse waren es wieder die gleichen Fahrer, die schon bei den zuvor ausgetragenen Meisterschaften von sich reden machten. Gustav Wildhaber konnte seine Zeit vom Vormittag trotz eines Sturzes noch verbessern. Kurz darauf war es Freddy Hunziker, der ihn aus dem Red Bull Hot Seat verdrängte, der wiederum Martin Frei Platz machen musste. Dessen Zeit lag mit 4:04.133 min unterhalb der Siegerzeit von Nick Beer am Vormittag, was aber wohl der in der Zwischenzeit abgetrockneten Strecke geschuldet war. Aber dann gab es einen regen Verkehr auf dem begehrten Sitz. Felix Klee nahm Platz, dann Maxime Chapuis. Bei dem als letzter gestarteten Fahrer Jack Moir (AUS – Yeti Foy Shox) blieb die Uhr bei 3:57.614 min stehen. Somit konnte er nicht nur als einziger Racer die 4 Minuten-Marke unterbieten, sondern gewann auch mit einem Vorsprung von fast 5 Sekunden.

Es waren sicherlich nicht die Meisterschaften, von denen alle geträumt haben, aber immerhin bleibt noch einiges von diesem Wochenende zu erzählen und Anzère hat die aufgetretenen Probleme zur Zufriedenheit aller (oder zumindest der meisten) gut in den Griff bekommen. Der nächste Lauf des SDC findet mit einer kleinen Pause am ersten Oktoberwochenende statt. Austragungsort ist dann Bellwald. Wie immer gibt es alles weitere auf ixsdownhillcup.com  

Fotos: © Patrick Gutsch