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Garmin Vivosmart HR+ – Noch in den Kinderschuhen?

Die Garmin Vivosmart HR+ ist kompakt, wasserdicht und soll mit integriertem GPS ein wahrer Alleskönner sein. Ihr Preis liegt aktuell bei ca. 120 € (Internet). Kann sie somit in punkto Aufzeichnung dem Edge 820 Explore Konkurrenz machen? Wir haben das und noch mehr für euch getestet!

Die Garmin Vivosmart HR+

Die Vivosmart HR+ verfügt über eine beachtliche Anzahl von Funktionen. Sie zeichnet Schritte, Stockwerke, die Strecke via GPS und den Puls auf. Wobei letzterer auch unter Wasser verlässlich gemessen werden soll. Zur Auswertung der Daten wird sie, wie alle anderen Uhren, via Bluetooth mit dem Smarphone verbunden. Die Routen können dann in der von Garmin bekannten Connect App angesehen werden.

Garmin Vivosmart HR+ – Kompakt und voller Funktionen

Erster Eindruck

Auf den ersten Blick wirkt die Uhr angenehm klein und kompakt. Sie wirkt auf meinem Arm schlicht und schlank, fällt nicht unangenehm auf und kann, dank ihrem gesetzten Schwarz, auch zu etwas feineren Anlässen getragen werden, ohne das Outfit zu stören. Lediglich bei Personen mit muskulöseren und breiteren Armen könnte sie etwas verloren auf dem Handgelenk wirken.

Ebenfalls gefällt die Haptik und Materialanmutung des Armbandes. Es trägt sich angenehm auf der Haut und ist äußerst flexibel. Eher unschön hingegen war, dass die untere Verbindungsstelle des Displays zum Band einen deutlich größeren Spalt aufwies als das obere Ende.

Gut zu erkennen – Das untere, deutlich größere Spaltmaß

Mit seiner klaren und strukturierten Anordnung überzeugte auch das Display gleich zu Beginn. Zahlen sind angenehm groß dargestellt und können mit einem kurzen Blick schnell erkannt werden. Generell gestaltet sich die Bedienung des Displays als größtenteils intuitiv.

Das Display – Trotz geringer Größe verfügt es über eine gute Auflösung, klare Struktur und gute Ablesbarkeit

Passform

Dank des elastischen Armbandes sitzt die Uhr angenehm straff, aber eben nicht zu straff. An meinen dünnen Armen war mit dem Medium Band noch ein Rest von 4-5 Löchern. Wer einen großen Gelenkumfang hat, kann hier zum XL Band greifen.

Ein weiterer positiver Effekt aufgrund der kompakten Größe war, dass trotz dicker Kleidung (Protektorenweste, Jersey und Handschuhe) die Uhr angenehm getragen werden konnte und nicht anfing zu scheuern o.ä., wie es bei größeren Modellen gerne mal passiert.

Selbst bei meinen dünnen Armen sind noch 4-5 Löcher Platz.

Was kann sie?

Im Grunde genommen steht sie dem Edge 820 in punkto Aufzeichnung in nichts nach, hat vielmehr sogar ein paar Vorteile. Denn wo beim Edge zum Messen der Herzfrequenz ein externer Sensor verwendet werden muss, kann die Vivosmart dies ohne. Die Anbindung solcher externer Sensoren (ANT+) ist jedoch auch bei ihr möglich.

Ganz einfach am Handgelenk – Messung der Herzfrequenz

Ansonsten zeichnet sie, wie der Edge auch, die Höhe via eines barometrischen und die Strecke mithilfe des GPS Sensors auf. Ich persönlich wollte somit unter anderem testen, inwiefern ein solch kompaktes Fitnessarmband einem deutlich größeren und umfangreicheren, aber auch teureren Radcomputer das Wasser reichen kann. Rein theoretisch sollte es die Vivosmart können, die Voraussetzungen stimmen schon einmal, doch die Realität sieht oft anders aus!

Im Einsatz

Auf der Habenseite der Vivosmart haben wir auch in der Praxis ganz klar die kompakte Größe. Sie passt unter fast jede Art von Sportkleidung ohne nennenswert aufzufallen oder den Bewegungsablauf zu stören. Wer nun neben dem Radfahren und anderen Aktivitäten im „Trockenen“ auch mal Schwimmen geht, muss die Uhr nicht zwingend ablegen. Der Vorteil, sie ist wasserdicht. Ein mehr oder weniger großes Problem hierbei, das GPS funktioniert während des Schwimmens gar nicht bzw fehlerhaft. Das hat die Vivosmart mit vielen GPS-Uhren gemeinsam, da die Erkennung der Satellitensignale durch Spritzwasser extrem gestört werden kann bzw. für Brustschwimmer komplett flach fällt ;-). Somit kann man sie hier lediglich als Timer verwenden, der zusätzlich die Herzfrequenz aufzeichnet.

Wasserdicht ist sie, Aktivitäten im Wasser können jedoch nur ohne GPS aufgezeichnet werden

Die Vivosmart HR+ ist ein Fitness-Tracker. Ist man mal etwas faul, warnt also die Vivosmart mit einem Inaktivitätsalarm und motiviert zum Aktiv sein. Dies wird mit einem Balken dargestellt, welcher bei fortlaufender Inaktivität bis zum oberen Rand ansteigt. Eigentlich ganz nett die Idee, blöd nur das diese Funktion sich nicht intelligent verhält, sondern einfach nur einen Timer darstellt, der seit der letzten Aktivität herunterzählt. So kann es schon mal passieren, dass man nach 5 Stunden anstrengendem Radfahren wieder ermahnt wird, sich zu bewegen, ein Moment in dem man die Uhr am liebsten wegwerfen will.

Den gleichen Effekt haben wir allerdings auch schon bei anderen Fitness-Uhren beobachtet. Aktivität wird offensichtlich mit dem Bewegungssensor über die Erschütterungen beim Gehen oder Laufen gemessen. Da man beim Radfahren relativ ruhig auf dem Rad sitzt, fallen da Erschütterungen erst bei entsprechend ruppigem Gelände ins Gewicht.

Links am Rand zu sehen, der Balken der Inaktivitätswarnung – Ob man davor 5 Stunden auf dem Rad war oder nicht ist der Uhr egal.

Eine weitere „Warnung“, die in ihrer Funktion etwas verbessert werden kann, bezieht sich auf den Akku. Mit einer Laufzeit von 3-4 Tagen braucht sich die Vivosmart nicht zu verstecken. Doch warnt die Uhr aufgrund eines niedrigen Akkustandes, bleibt nicht mehr viel Zeit. In unserem Fall wurden wir ca. um 15 Uhr gewarnt, um ca 19 Uhr ging sie während einer Aktivität aus. Da der Akkustand nicht direkt einsehbar ist wäre es hier hilfreich, früher zu warnen.

Doch nun zur Aufzeichnung selbst. Startet man eine Aktivität kann man zwischen diversen Aktivitätsarten auswählen. Leider gibt es hiervon nur 3, Gehen, Laufen und Cardio. Bei allen anderen Sportarten muss man „Sonstige“ wählen und im Nachhinein jede Aktivität bearbeiten und ändern. Hier wäre es hilfreich wenn man z.B. die Auswahl selbst mit seinen 3 Lieblingsaktivitäten konfigurieren könnte.

Will man eine Aktivität starten kann man lediglich aus 3 Aktivitätsarten wählen – Ausbaufähig

Läuft die Aufzeichnung  jedoch, ändert die Uhr ihr Layout von Dunkel zu Hell, was ein Ablesen während der Fahrt erleichtert. Nun können Infos wie, Distanz, Kalorien und aktuelle Fahrgeschwindigkeit direkt am Handgelenk angezeigt werden. Für kurze Pausen reicht es, den unteren Knopf zu drücken und schon pausiert die Uhr die Aktivität. Die Bedienung gestaltet sich somit angenehm unkompliziert und entkoppelt auch gerne mal vom Handy, sofern der Vibrationsalarm für Nachrichten abgeschaltet ist. Wichtige Anrufe werden trotzdem nicht verpasst, diese zeigt die Uhr an.

Geändertes Overlay während einer Aktiviät – Ergebniss, eine deutlich bessere Ablesbarkeit

Hat man eine Aktivität abgeschlossen wird diese sobald eine Verbindung zum Handy besteht, übertragen. Auf der Uhr selbst findet man eine Anzeige mit einem wöchentlichen Ziel an Aktivitätsminuten. Nach jeder Aktivität werden hier Minuten gut geschrieben, bei intensivem Sport werden sie doppelt gezählt. Das Ziel selbst kann via Handy individuell angepasst werden. Somit kann man sich selbst motivieren und die eigenen Erfolge direkt einsehen. Ist das Ziel erreicht, meldet die Uhr sich mit einem kurzen Vibrationsalarm.

Je nach Intensität werden die Minuten einfach oder doppelt gezählt – Indikator hierfür ist die Herzfrequenz

Leider funktionierte die Aufzeichnung unserer Aktivitäten nicht immer reibungslos. So hatten wir ab ca. der Hälfte des Tests massive Probleme, GPS Empfang zu bekommen. Gerade wenn man die Uhr schon extra ein paar Minuten vor Beginn nach Empfang suchen lässt, ist das ärgerlich. Uns passierte es somit mehrmals das die ersten 2-4 km einer Tour nicht mit aufgezeichnet wurden. Es gab auch Tage an denen sich kein Empfang finden ließ. Da dies an verschiedenen Orten (Bensheim, Heidelberg usw.) passierte, kann man hier weder von einem Einzelfall noch von einem Funkloch sprechen. Ärgerlich! Leider blieb keine Zeit, das Gerät sicherheitshalber einfach auszutauschen.

Keine Seltenheit – Die Vivosmart sucht nach Empfang, gerne auch etwas länger.

Gerne würde ich jetzt wieder etwas Positives zur Vivosmart erzählen, doch die Probleme reißen nicht ab. Wurde dann eine Route aufgezeichnet, trat einmal der Fall auf, dass das GPS genau so ausstieg wie der barometrische Sensor. Zu erkennen war dies unter anderem an einem schlagartigen Abfall des Höhenprofils.

Doch dies sollte nicht das einzige Problem sein. Funktionierte die Aufzeichnung an sich einmal einwandfrei, so fielen immer wieder sehr hohe Maximalgeschwindigkeiten auf. Bei der Analyse des Geschwindigkeitsdiagramms sind diese Spitzen immer zu Beginn der Aufzeichnung zu finden.

Innerhalb von 7 Sekunden auf knapp 80 km/h? – Mit dem Fahrrad eher unrealistisch

Auch bei einer Aufzeichnung, bei welcher die Maximalgeschwindigkeit exakt bei 100 km/h lag, spukte die Uhr konfuse Werte aus, 140 km/h. Somit verliert man auf der einen Seite nicht nur das Vertrauen in den Wahrheitsgehalt der Aufzeichnung, sondern ist auch frustriert, da man die eigene, reale Geschwindigkeit nicht mehr wirklich nachvollziehen kann. Probleme ähnlichen Charakters fanden wir auch im Diagramm der Herzfrequenz. So blieb die HF angeblich für einen Zeitraum von ca 4 Minuten exakt gleich ohne jegliche Abweichungen. Auch dies ist äußerst unrealistisch und mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Zugegeben haben wir die Uhr auch in Geschwindigkeitsbereichen getestet, die für einen Fitness-Tracker nicht wirklich relevant sind (100 km/h), aber auch bei deutlich niedrigeren Geschwindigkeiten  gab es zu deutliche Abweichungen?

4 Minuten konstante Herzfrequenz – Hier stimmt etwas nicht

Video

Wie immer gibt es auch ein Video von mir zur Uhr, viel Spaß beim anschauen

Fazit

Alles in allem sorgt die Vivosmart HR+, zumindest das Gerät, das uns zur Verfügung stand, für ein eher weinendes als lachendes Auge. Zu Beginn war ich zuversichtlich, Design, Größe, Bedienung und Features wie GPS überzeugten auf den ersten Blick. In der Praxis sorgten mehrere kleine aber auch größere Patzer für den negativen Eindruck. Häufige GPS Aussetzer und fehlerhafte Daten sind ein No-Go! Auch Kleinigkeiten, wie die magere Auswahl der Aktivitäten auf der Uhr und die wenig intelligente Inaktivitätswarnung, erwecken den Eindruck, dass die Vivosmart noch in den Kinderschuhen steckt. Gesamt gesehen gibt es von mir an dieser Stelle leider keine Kaufempfehlung. Da hilft auch der mittlerweile niedrige Straßenpreis von ca 120,- € leider auch nichts.

Hätte uns mehr Zeit zur Verfügung gestanden, hätten wir das Gerät ausgetauscht und einige Tests wiederholt. Sicher wären dann einige Ergebnisse anders ausgefallen. Vielleicht sollten wir die kompletten Tests mit einem anderen Gerät bei Gelegenheit wiederholen.

Über den Autor

Max

Max fährt seit 2010 Downhill und begeistert sich seit 2013 auch für Enduro. Neben dem Mountainbiken ist das Fotografieren und Filmen seine Leidenschaft. Sein bevorzugtes Bike-Revier ist der vordere Odenwald.
RideOn Max

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