Mit der Hero 5 hatte sich zwar optisch und im Handling einiges getan, bei der Performance allerdings nicht. Das ändert sich nun mit der neuen GoPro Hero 6. Sie versteckt sich im gleichen Gehäuse wie schon die 5er, verfügt aber erstmals über einen komplett eigenen Prozessor, sowie deutlich höhere Auflösungen und eine, laut GoPro, deutlich verbesserte Videostabilisierung. Somit will sie in puncto Performance wieder ganz an die Spitze. Klappt das? Wir haben es getestet, seid gespannt!
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Technische Daten
Thema | Info |
---|---|
Max. Auflösung | 4K / 12 Megapixel |
Max. Bildrate | 240 fps |
Wifi Verbindung | Ja / 5 GHz |
Bluetooth | Ja |
Wasserdicht | Ja / 10 m |
GPS | Ja , + div. Sensoren |
Bildstabilisierung | Ja / digital (-5 % Ausschnitt) |
Bildformate | Jpeg, Raw |
Zoom | Digital (3 fach) |
Erster Eindruck
Das Gehäuse ist von der 5ten Generation schon bekannt. Die Materialien sind gut gewählt, die Kamera fühlt sich wertig an und liegt dank der griffigen Oberflächen gut in der Hand. Zubehör ist, wie von GoPro gewohnt, nicht allzu viel dabei. GoPro beschränkt sich hier auf zwei verschiedene Klebepads, ein Ladekabel und die Halterung. Bei der Halterung bzw den „Schuhen“ hat sich etwas getan. Wo früher der Schutz zur Arretierung weiß war, ist er heute in einem unauffälligen Schwarz und in den Halter selbst integriert. Ansonsten gibt es an der Kamera auf den ersten Blick nichts zu bemängeln, im Gegenteil, sie setzt einen angenehmen Kontrast mit ihren wertigen Materialien gegen die teils hartplastikverkleideten Konkurrenzmodelle.
Auch an der App (Android/iOS) lässt sich auf den ersten Blick nichts bemängeln. Das Overlay ist wie von GoPro gewohnt ansehnlich gestaltet und lässt zu Beginn keine Fragen offen. Lediglich die etwas penetranten Empfehlungen, GoPro´s hauseigenes Programm „Quick“ zu verwenden, nerven. Sowohl in der App als auch auf der Kamera.
Bedienung
Die Bedienung an der Kamera selbst ist im Großen und Ganzen zur Hero 5 gleich. Die wirklichen Unterschiede finden wir erst in der App. Denn diese läuft schneller und dank der neuen 5 GHz Verbindung auch störungsfreier. Das bedeutet, dass nicht nur die Befehle direkter und das Bild flüssiger übertragen werden, sondern auch Videos und Fotos landen deutlich schneller auf dem eigenen Handy oder eben mobilen Endgerät.
Da ich bisweilen eine Hero 4 BE zum Filmen verwende, gefiel mir eine Sache ganz besonders an der Hero 6. Und zwar die Ein-Knopf-Bedienung. Möchte man eine Aufnahme starten kann man einfach den „Record“ Knopf drücken, die Kamera schaltet sich selbst ein und startet die Aufnahme direkt. Gleiches geschieht dann auch beim Stoppen der Aufnahme. So wird einerseits verhindert, dass die Kamera unnötig im Stand-By ist, als auch die nervige Frage „schau mal, ist die an?“. Ein simpler, aber dennoch wichtiger Vorteil gegenüber Konkurrenzprodukten und älteren Modellen wie meiner Hero 4.
Montage
Nun, was soll ich sagen? Dank des genialen Montagesystems von GoPro stehen einem ungezählte Halterungen und Montagemöglichkeiten zur Verfügung. Dank der weiten Verbreitung dieses Systemes muss man auch nicht zwingend auf die teils sündhaft teuren Originalhalterungen von GoPro zurückgreifen, sondern kann sich auch deutlich günstiger bei Drittanbietern bedienen.
Neu mit der Hero 5 war, dass sie nun ohne Gehäuse bis 10 m wasserdicht ist. Daher kommt sie von Haus aus im schlanken „The Frame“ daher. Dies gilt so auch auf die Hero 6.
Die GoPro in der Praxis
Piep, piep… piept nix mehr? Ja leider verstummte unser Testexemplar das ein oder andere Mal und fror ein. Meistens trat dies beim Starten von Aufnahmen auf. Ärgerlich, die Kamera zeigt durch ihre LED an sie würde aufnehmen, tat sie aber nicht. Die Videodatei besteht im Endeffekt aus einem Standbild. Um die Kamera zu reanimieren half hier nur ein Entfernen des Akkus.
Von diesem Fauxpas mal abgesehen, schlug die Kamera sich ansonsten recht wacker. Die Ein-Knopf Bedienung funktionierte einwandfrei und auch das Einstellen der Kamera mithilfe des Handys war kein Problem. Verbindungsabbrüche gehören nun der Vergangenheit an.
Sowohl ohne als auch mit aktiviertem Wifi lag die Akkulaufzeit der Hero 6 mind. bei 1 Stunde. Wählte man eine niedrige Auflösung bei ausgeschaltetem Wifi waren sogar fast 2 Stunden drin. In Anbetracht der gebotenen Leistung/Auflösung ein guter Wert.
Das Problem mit dem Codec
Um die hochauflösenden 4k Videos mit 60fps platzsparend speichern zu können bedient sich GoPro des neuen HEVC(H.265) Codecs. An sich eine feine Sache. Die Dateien sind ca. halb so groß wie sonst und sparen wertvollen Speicherplatz. Kehrseite der Medallie, aktuell gibt es extrem wenige Geräte (Handy, PC usw.) die diesen Codec verarbeiten bzw. wiedergeben können. Es ist zwar möglich die Videos von HEVC in einen gewöhnlichen Codec umzuwandeln, jedoch nimmt dieser Prozess enorm viel Zeit in Anspruch.
Hier eine Auflistung der Auflösungen welche in H.265 gespeichert werden:
Sind die Videos jedoch mit dem herkömmlichen und für gängige PC´s auch deutlich bekömmlicheren Codec H.264 aufgenommen, so stellt die Wiedergabe kein Problem dar. Sowohl im Vergleich zur Hero 4 als auch 5 hat sich die Bildqualität deutlich verbessert. So wirkt das Bild an sich brillianter, überzeugt mit einer tollen Schärfe und satten Farben. Wer gerne selbst den Ton angibt, kann dank weitreichender ProTuneeinstellungen auch am PC noch umfangreich bearbeiten (Colorgraden), was gerade für die Professionellen Nutzer unter uns interessant sein wird.
Um seine Aufnahmen zu stabilisieren bietet GoPro seinen Karma Grip an. Äußerst effektiv, aber eben auch nicht günstig. Etwas weniger professionell aber ganz umsonst geht es mit der überarbeiteten, integrierten Videostabilisierung. Sie verringert den Bildausschnitt zwar um 5 %, sorgt aber, gerade für einen elektronischen Stabilisator, für ein sehr gutes Bild. Hauptsächlich bei Aufnahmen in denen man über Treppen läuft oder kleine Wackler entstehen, lässt sich zum „echten“ Gimbal fast kein Unterschied erkennen. Erst wenn die Bewegungen schneller und stärker werden, gerät sie an ihre Grenzen.
Um einen erweiterten Dynamikumfang zu erhalten lassen sich seit der 6ten Generation auch Fotos in HDR schießen. Diese benötigen zwar etwas mehr Speicherzeit, lassen aber auch deutlich mehr Konturen und Umrisse zum Vorschein kommen.
GPS & Co
Frisch eingeführt wurde mit der Hero 5 erstmals die Einbindung von GPS und weiteren Daten wie des G-Sensors. Somit stellt die Hero 6 die zweite Generation mit diesem Feature dar und sollte daher frei von Kinderkrankheiten sein. Eigentlich…
So konnten wir dem GPS unserer beiden Testmodelle schon fast eine klaustrophobische Neigung attestieren, denn schloss sich der Himmel über der Kamera in Form von Bäumen, Gebäuden o. ä. stieg das GPS zum Teil oder ganz aus. Gerade für uns Mountainbiker besonders ärgerlich.
Unter freiem Himmel oder im Auto funktionierte das GPS jedoch ohne Probleme und zeichnete tadellos auf. Dank des hauseigenen Programmes von GoPro lassen sich die verschiedenen Daten auch ansehnlich und einfach in die Videos integrieren. Einziges Manko, man kann keine einzelnen Dateien von der Kamera importieren, sondern immer nur die komplette SD-Karte. Das geht besser.
Video
Natürlich gibt es auch zur Hero 6 wieder ein Videoreview von uns. Viel Spaß beim schauen!
Fazit
Gesamt gesehen ist die Hero 6 die bessere Hero 5. Sie schlüpft ins gleiche Gehäuse wie der Vorgänger und besitzt dieselbe, äußerst intuitive, Bedienlogik. Doch im Inneren, geht sie eigene Wege. Dank des neuen, hauseigenen Prozessors ermöglicht sie in dieser Klasse beachtliche 4k/60 fps Maximalauflösung und weitere Mitbringsel wie 5 GHz Wifi oder die sehr gut funktionierende Videostabilisierung. Abstriche gibt es in Sachen GPS, hier erlaubt sie sich mit Aussetzern und Totalausfällen leider einen Patzer. Wer über dieses Manko hinwegschauen kann, erhält mit der Hero 6 eine in Sachen Videoqualität erstklassige Kamera. Gerade in Anbetracht des für GoPro ungewöhnlich niedrigen Preises von ca 350 ,- €. (22.02.18)