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Interview mit Hanno Polomsky

Es gibt wieder mal ein interessantes Interview.
Heute mit Hanno Polomsky von Fraction-Photography.

Hanno, stell dich bitte kurz selber vor

Hallo, ich heiße Hanno Polomsky, bin 29 Jahre alt und wohne in Stuttgart. Ich bin gelernter IT_Systemelektroniker und arbeite in diesem Bereich bei einem großen japanischen Elektronikkonzern im technischen Kundendienst.
hanno-polomsky

Foto: Oliver Roggenbuck
Laut deiner Webseite hast du dich in den Bereichen Sport, Lifestyle und Demofotografie spezialisiert.
Zähle bitte für jeden Bereich die Besonderheiten auf, auf welche man achten muss?

Es ist gar nicht so einfach das Ganze „kurz“ zusammenzufassen.
Bei der Sportfotografie ist es sicher am wichtigsten, dass dem Bildbetrachter dieser „WOW-Effekt“ unterkommt. Diesen erreicht man nur mit der richtigen Mischung aus Action, Bildaufbau, richtiger Belichtung und Schärfe.

Die Lifestylefotografie beinhaltet bei mir das Fotografieren von Konzerten, Menschen und dem Stadtleben. Portaritfotografie ist eine Wissenschaft für sich, und wenn man kein gelernter Fotograf ist, und diese Sache nicht gescheit gelernt hat, macht man hier gern Fehler.

Demos zu fotografieren ist hingegen etwas komplett anderes. Man hat meißt weder tolles Licht, noch kann man die Menschen so positionieren wie man es gern hätte. Man muss nehmen was kommt und zusätzlich noch auf die eigene Sicherheit achten. Bei Demos sind es in der Regel zwei Dinge die man aufs Bild kriegen muss: Menschenmassen und die Botschaft welche diese transportieren wollen. Etwa durch das fotografieren von Bannern und Plakaten.

Welchen Bereich magst du am liebsten, welches ist dein Favorit?

Einen Lieblingsbereich habe ich so gar nicht. Jeder Bereich hat seine Vorzüge. Am Ende der Downhillsaison bin ich froh, wenn ich erstmal nicht mehr in den Wald muss. Nach einem anstregenden Demo- oder „Portraittag“ sieht die Sache ganz anders aus.

Bleiben wir mal im Bereich der Sportfotografie. Welche Grundausstattung sollte hierfür haben?

Als Grundausstattung reicht eine einfache digitale Spiegelreflex, ein Objektiv im mittleren Brennweitenbereich ( z.B. 24-70mm) und vielleicht einen, besser zwei Blitze mit Funkauslöser.

Wenn jetzt jemand Interesse an der Sportfotografie hat, sich aber noch vor den Ausgaben scheut, kann man eine handelsübliche Digitalkamera als Einstieg für die Sportfotografie nutzen?

Eine normale Digitalkamera reicht oft leider nicht aus. Diese haben nämlich eine „Auslöseverögerung“ von teilweise bis zu einer Sekunde. Wenn man aber eine günstige Spiegelreflexkamera kauft, ist der Preis nur unwesentlich höher, als wenn man eine etwas hochwertigere Kompaktkamera aus dem Laden trägt. Und nebenbei… Es gibt ganz tolle Angebote für gebrauchte Kameras und Objektive. Hier lässt sich viel Geld sparen.

Ist die Technik für gute Bilder entscheidend, oder benötigt man nur ein gutes Auge und kann dann mit nahezu jeder Kamera gute Bilder machen?

Die Technik ist nicht unbedingt entscheidend, sie erweitert nur die Möglichkeiten. Durch das Einsetzen von Blitzen z.B. ist man nicht auf eine gewisse Sonneneinstrahlung im Wald angewiesen. Genauso verhält es sich mit lichtstärkeren Objektiven. Ich kenne Menschen, die mit einer DSLR aus dem unteren Preissegment bei ausreichendem Licht nahezu unschlagbare Fotos machen.

Du kommst aus dem Downhill- und Endurobereich. Sieht man dich gelegentlich auch noch vor der Linse auf einem Bike?

Ja, gelegentlich. Leider habe ich es bisher in diesem Jahr nur zweimal mit dem Downhillbike auf die Strecke geschafft. Plan ist aber, dass es wieder mehr wird.

Was war bei dir zuerst….der Foto oder das Bike?

Das Bike.

Wo ist dein Lieblingspot zum Fotografieren?

Das ist so pauschal nicht zu beantworten. Die Rennstrecke in Barr gibt viel her, hier sieht alles noch sehr naturbelassen aus. La Bresse zum Beispiel ist von der Stimmung, welche die Zuschauer auf das Bild bringen, einmalig. Und für Fotoshootings bietet sich aufgrund der Vielseitigkeit der Bikepark „Lac Blanc“ an. Alle drei Locations zählen zu meinen Favoriten.
Team Scott11 beim Worldcup 2011 in La Bresse

Team Scott11 beim Worldcup 2011 in La Bresse
Gibt es auch Shootings von anderen Sportarten, oder sagst du von vornherein, dass du nur Bikefotografie machst?

Bisher gibt es diese Shootings nicht. Generell bin ich aber immer offen für Neues. Ich würde gerne Freeclimber in der Wand fotografieren. Oder auch Leistungsschwimmer.

Gibt es einen Fahrer / eine Fahrerin, welche(n) du besonders gerne fotografierst und wenn ja, warum?

Zu meinen Lieblingsmodels gehören Hannes Janzen und Jens Steinsberger. Beides Stuttgarter Locals. Diese Fahrer sehen auf dem Rad fast immer gut aus und können die Action so rüberbringen, dass sie auf dem Bild auch ankommt.
Ausserdem nörgeln die beiden nicht rum, wenn sie nochmals hochschieben müssen.
Aber den FahrerInnen aus dem Weltcup gegenüber bin ich natürlich auch nicht abgeneigt.

Gibt es jemand, denn du unbedingt mal fotografieren möchtest?

Ich hätte gern einen kompletten Tag mit Danny Hart!

Wie hoch ist bei dir der Ausschuss an Bildern, bis du ein zufriedenstellendes Ergebnis bekommst?

Das kommt auf die Umgebung an.
Wenn ich eine passende Location an der Strecke gewählt habe, mach eich in der Regel drei bis 4 Testbiler um die Blitze einzustellen.
Wenn die Einstellungen einmal gemacht sind, hält sich der Ausschuss in Grenzen.

Was ist für dich das perfekte Bild?

Action, geiles Licht, guter Bildaufbau und ein passend gekleideter FahrerIn. Mehr braucht es nicht. Ein gutes Beispiel ist dieses eigentlich durch Zufall entstandene Foto.
Das war definitiv eines meiner besten Fotos 2011.
Es zeigt Oli Roggenbuck auf dem Dirtspot in Rommelshausen:
Oli Roggenbuck auf dem Dirtspot in Rommelshausen

Wir haben vor geraumer Zeit ein Interview mit Oliver Roggenbuck hier im Blog gemacht.
Zusammen betreibt ihr ja das Fraction-Magazin. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Mittlerweile ist es so, dass Oli sein eigenes Projekt hat. Aber der Reihe nach.
Wir sind uns irgendwann 2009 über den Weg gelaufen und haben dann nach und nach immer mehr zusammen fotografiert.
Anfang 2010 habe ich die Website „fraction-magazine.de“ ins Leben gerufen. Ziel war es ein Magazin ähnlich dem „Random“ nur als „ePaper“ zu machen.
Im letzten Jahr hat Oli seine Firma „Roggenbuck Photodesign“ gegründet.
Ich habe kurze Zeit später Fraction ebenfalls als Gewerbe angemeldet, um das Ganze offiziell zu machen.
Wir machen also theoretisch jeder unser eigenes Ding. Sind aber fast immer zusammen unterwegs.

Wollt ihr eure Bilder auch mal in Form eines Magazines veröffentlichen, also auf Papier?

Das war auch mal in Planung. Jedoch braucht man ein gewisses Startkapital um die Druckkosten finanzieren zu können. Unter 5000€ läuft hier nichts.
Eine Idee ist ein s.g. Crowdfounding dafür zu nutzen. Mal sehen was daraus wird. Vielleicht 2012 oder 2013. Möglicherweise aber auch nie.

Gibt es andere Sportfotografen die du bewunderst oder die ein Vorbild für dich sind?

Ja, es gibt einige. Zu den kreativsten Köpfen in diesem Bereich gehört sicherlich Christoph Laue.

Heutzutage werden ja viele Bilder am PC bearbeitet. Was bearbeitest du an deinen Bildern bzw. wie stark?

Ich fotografiere ausschließlich im „RAW-Format“. Meine Kamera gibt also kein fertiges Bild aus, sondern ein digitales Negativ. Daher muss ich jedes Bild einmal „anfassen“. Hier wird am Kontrast und am Weissabgleich etwas gedreht. Eventuell wird die Farbsättigung noch nachgeregelt. Mehr mache ich normalerweise nicht.

Bietest du Seminare / Kurse in Sachen Fotografie an?

Nein.
Wer im Wald jedoch die eine oder andere Frage hat, kann auch mit einer (hoffentlich) hilfreichen Antwort rechnen.

Ist in dieser Richtung etwas geplant?

Bisher nicht.
Aber mal sehen. Vielleicht kommt ja noch was in diesem Bereich.

Wie kommst du zu dem Bereich der Demofotografie, was ist der Reiz für dich daran?

Das ganze kam durch die Stuttgart21 Bewegung.
Ich habe zu den Demos einfach mal die Kamera mitgenommen und Bilder gemacht. Dann habe ich gemerkt, dass man mit den Fotos mehr erreichen kann, als wenn man ein Schild nach oben hält.
Der Reiz besteht darin, zeitgeschichtliches festzuhalten und zu dokumentieren.
Seien es die Proteste gegen Stuttgart21, den Castortransport nach Gorleben oder sonstige Dinge.

Was war in diesem Zusammenhang dein größtes Erlebnis?

Das war der Castortransport 2011 nach Gorleben.
Ich bin 5 Tage mit Kollegen der Fotoagentur „PubliXviewinG.de“ durchs Wendland gestreift.
Mit einer Gruppe von „Castor? Schottern!“ die 2000 Menschen umfasst in Richtung Schienen unterwegs zu sein ist schon ein ganz besonderes Erlebnis.
Hier vergisst man schnell was um einen herum passiert, wenn man durch den Sucher blickt und fotografiert. Ausserdem muss man die Stimmung der Aktivisten einschätzen können. Wenn diese kippt kann es gefährlich werden.

Kommst du hierbei auch mal ins Gespräch mit den Demonstranten oder mit der Polizei?

Sowohl als auch.
Gerade wenn Aktionen anstehen und man nicht nur die Strasse entlangläuft ist es wichtig, dass man Kontakt zu den Demonstranten hält.
Ebenso lege ich grossen Wert auf die Wahrung der Anonymität. Aktivisten werden meisst von mir unkenntlich gemacht und das Orginalfoto gelöscht.
Wichtig ist, dass man dies den Menschen vermittelt, da viele der Presse und den Fotografen sehr kritisch gegenüber stehen.
Da ich jedoch fast auf jeder Demo Freunde und Bekannte treffe, wird es nie langweilig.
Mit der Polizei kommt man natürlich auch ins Gespräch. Leider kommt hier nur selten ein Dialog zustande.

Wie viel Kilometer legst du im Jahr zurück wenn du auf irgendwelchen Events oder Demos unterwegs bist.

Grob geschätzt sind es bestimmt 10000 km.

Wie muss man sich das mit dem Bilderverkauf vorstellen.
Bist du für einen Auftraggeber auf Events, oder fährst du einfach hin, machst Fotos und verkaufst diese im Anschluss.

Bei der Bikefotografie habe ich feste Auftraggeber für welchen ich zusammen mit Oli einen „Rennservice“ anbiete.
Was sich sonst noch so ergibt ist mehr oder weniger Zufall. Hier ist das „Kontakten und Netzwerken“ auf Rennen und Events wie dem Dirtmasters sehr wichtig.
Was Demofotos angeht arbeite ich für die Fotoagentur PubliXviewinG.de.
Diese bietet Fotos aus dem Bereicht der Anti-Atom-Bewegung kostenlos an. Die Arbeit der Fotografen ist hier ehrenamtlich um den Widerstand, gerade im Wendland, zu unterstützen.
Es treten auch Redaktionen von Zeitungen an mich heran, die Fotos im Internet gesehen haben und diese für Artikel nutzen möchten. Diese werden dann natürlich verkauft.

Wie viele Bilder entstehen denn bei dir so in einem Jahr

Ich tippe jetzt mal auf etwa 20000 bis 40000 Auslösungen.

Vielen Dank an Hanno, dass er sich die Zeit genommen hat die Fragen zu beantworten.
Falls auch du etwas von Hanno wissen willst, schreibe es einfach unten in den Kommentar.

Hanno´s Seite erreicht ihr unter www.fraction-photography.de

Über den Autor

Lefdi

Hobbybiker und derzeit unterwegs mit einem All-Mountain "No Pogo 3" von Centurion.
Gerne auch mal zu Fuß in den Bergen unterwegs um die Natur zu genießen. PayPal-Kaffeespende an den Autor

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