Flowtrails stehen derzeit hoch im Kurs.
Nachdem Flowtrail in Stromberg, ist nun auch die Gemeinde Wutach um eine Attraktion reicher.
Den FlowTrail Wutach.
Wir haben mal einen der Initiatoren, Herrn Wolfgang Dornfeld, zum Flowtrail in Wutach befragt.
Hier ist sein Interview.
Wie ist die Idee entstanden einen Flowtrail zu bauen?
Wir hatten vor rund 2 Jahren den Gedanken „FlowTrailWutach™“ in einer Klausursitzung des Gemeinderates Wutach geboren. Vorbild hierzu waren die schottischen Flowtrails und natürlich bereits installierte Bikeparks, Downhillstrecken und Fahrradrundwege.
Wir wollten verschiedene Elemente des Mountainbikens miteinander verknüpfen, um somit etwas mit grossem Spassfaktor und Landschaftserlebnis für sportlich ambitionierte Biker von jung bis rüstig bieten zu können.
Gab es bereits einen Trail, oder wurde der Flowtrail komplett neu erschaffen?
In Teilbereichen waren bereits Forstwege bzw. verwaiste Wanderwegen vorhanden, in anderen Bereichen wurden natürliche Waldschneisen und offene Waldbepflanzungen genutzt.
Interessant dabei war es, die verschiedenen Landschaftselemente, offene Wiesen, existierende Wege und Walddurchfahrten miteinander zu verknüpfen.
Wer ist bzw. war an der Planung alles beteiligt?
Viele 🙂
Neben der Gemeinde hatten wir vor allem Personen aus dem Bikesport mit im Boot.
Die Leute von unserem Partner Nonplusultra Radsport-Outdoor, ehemalige Pros aus dem Gravity Bereich wie z.B. Marco Zingg aus Schaffhausen und natürlich betroffene Landwirte, Jagdpächter sowie den Forst vor allem unser Revierförster Fritz Hugel.
Wie lange haben die Planungen gedauert?
Von der Idee bis zum Pre-Opening am 17. September waren ca. 1 ½ Jahre vergangen.
Der grösste Anteil hierbei waren Genehmigungsverfahren und Abstimmungen mit den Betroffenen.
Welche Hürden für die Baugenehmigung mussten genommen werden?
Zunächst hatten wir uns gemeindeintern abgestimmt und Routenalternativen vorwiegend auf gemeindeeigenen Flächen definiert.
Mit diesen Ideen sind wir dann Richtung Umweltschutzbeauftragten und schliesslich an die Genehmigungsbehörden herangetreten.
Schlüsselelemente hierbei waren Begehungen mit den Involvierten vor Ort und eine Flexibilität bezüglich der Streckenführung zugunsten des Naturschutzes.
War bzw. ist es von Vorteil, wenn man bei einem solchen Projekt Leute an Bord hat, wie Sie als stellvertretenden Bürgermeister?
Ein enger und guter Behördenkontakt hilft.
Vor allem aber empfehle ich alle Beteiligten insbesondere die offiziellen Stellen von Anfang an ins Boot zu nehmen und nicht ein bereits realisiertes Projekt nachträglich behördlich „abnehmen“ lassen zu wollen.
Es braucht zwar etwas mehr Zeit in der Anfangsphase, hat aber dafür eher Aussicht auf Nachhaltigkeit.
Der Flowtrail in Stromberg ist 8 km lang und hat blaue, rote und schwarze Strecken.
Was erwartet mich denn in Wutach?
Wir haben in Wutach eine etwas andere Topographie.
Der Startbereich liegt auf rund 760m, am tiefsten Punkt der Strecke befinden wir uns auf ca. 540m ü.N.N.
Der eigentliche Flowbereich erstreckt sich auf ca. 3km Strecke, und bietet ebenfalls blaue, rote und schwarze Varianten.
Danach gibt es für die Uphillfraktion 3 verschiedene wunderschöne Rundstrecken zurück zum Ausgangspunkt, unter anderem durchs idyllische Bachtal, landschaftlich meine Lieblingsvariante.
Alternativ kann aber auch geshuttelt werden.
Was wir auch sehen ist, dass der obere ca. 1km lange sehr flowige Streckenbereich, welcher mit vielen Anliegern, Drops, Tables und Northshore-Elementen ausgebaut ist, mehrfach befahren wird.
Dieser Streckenbereich eignet sich super zum Fahrtechnik üben und kann dann via einer flach ansteigenden Rückfahrt zum Startpunkt auch mit 16kg Bikes einfach gemacht werden.
Welchen Hintergrund hat es, dass man ausgerechnet einen Flowtrail bauen wollte?
Ein Flowtrail spricht eine sehr breite Bikerschicht an.
Ich sehe täglich junge Biker im Alter zwischen 10-16 Jahren in Ihrer Freizeit auf unserem Trail fahren anstatt am Computer zu sitzen.
Ebenso finden sich abends „alte Haudegen“ des Bikesports.
Die staunen dann wenn die „Jungen“ über die Tables fliegen und lachen, wenn Sie die gleichen Jungs bergauf „versägen“ 🙂
Wird der Flowtrail durch freiwillige Helfer gebaut oder sind daran nur Firmen beteiligt?
Wir haben ein enormes ehrenamtliches Engagement erlebt.
Das geht los bei der Unterstützung der örtlichen Vereine, vor allem der Skiclub Ewattingen, aber auch zahlreiche individuelle Personen, die immer wieder Hand angelegt haben.
So hat z.B. unser Bürgermeister Christian Mauch die Douglasien zum Bau der Northshore Elemente als studierter Förster eigenhändig eingeschlagen oder unser gemeindlicher Hauptamtsleiter Arnold Hettich, der ebenfalls zahlreiche Arbeitseinsätze mit Schaufel und Säge bestritten hat. Im Weiteren sind da natürlich die lokalen Profis Rund ums Holz sowie vom Hoch- und Tiefbau. Diese haben mit Ihrem Know-how und mit geeignetem Gerät die Arbeiten, ebenfalls meist ehrenamtlich, vorantrieben.
Wer ist für die Organisation in der Bauphase verantwortlich?
Die Projektverantwortung liegt bei der Gemeinde Wutach, die gesamte Projektleitung inklusive des Streckenbaus hierbei haben sich Armin Burger, ein Gemeinderatskollege, und ich selbst geteilt.
Wer ist nach Eröffnung für den Flowtrail verantwortlich?
Auch der Träger des FlowTrailWutach™ ist die Gemeinde Wutach selbst. In Bezug auf Unterhaltung und weiteren Ausbau konnte die Locals des Skiclub Ewattingen gewonnen werden, rechtlich gesehen ist dieser der Erfüllungsgehilfe der Gemeinde.
Welche Sicherheitsbestimmungen gibt es für die Benutzung des Flowtrails?
Wir haben für den FlowTrailWutach™ Nutzungsbestimmungen definiert die in Abstimmung mit Experten des Gemeindeversicherungsverbandes entstanden sind.
Diese sind am Anfang der Strecke und im Internet unter www.flowtrail-wutach.de einsehbar, ausserdem weissen wir via Internet auf besondere Streckenverhältnisse hin.
Grundsätzlich lassen sich die Bestimmungen auf einen Punkt bringen:
Helm auf, Hirn einschalten und Rücksicht nehmen!
Falls es doch einmal zu einem Unfall kommen sollte, haben wir mit den erfahrenen Kollegen der Bergwacht Wutach bereits einen Rettungsplan entwickelt.
In welchen Abständen wird der Flowtrail auf die Sicherheit überprüft und durch wen?
Momentan finden wöchentlich mehrere Kontrollfahrten durch die Projektleitung statt auch um zu sehen wie sich die derzeitige Frequentierung auf die Strecke auswirkt.
Im eingeschwungenen Zustand werden dann in ca. 2-3 Wochenabständen zu dokumentierende Kontrollfahrten durch Streckenguides des Skiclub Ewattingen durchgeführt.
Ausserdem bitten wir alle Nutzer mitzuhelfen und eventuelle Streckenunzulänglichkeiten via Servicenummer der Gemeindeverwaltung zu melden.
Hat es einen bestimmten Grund warum Sie für den Flowtrail eine Zertifizierung durch die DIMB e.V. anstreben?
Wir denken dass positive Beispiele wie Stromberg oder unser FlowTrailWutach™ nach aussen eine gewisse Homogenität verkörpern sollten um so anderen Interessierten Grundlagen zur eigenen Projektrealisierung zu bieten.
Behörden tun sich mit Genehmigungen leichter, wenn Projekte einheitliche Kriterien erfüllen. Wir sind ausserdem der Meinung, dass eine Legalisierung des interessanten Bikens abseits breiter Alphalt- oder Forstwege vorangetrieben werden sollte.
Der DIMB leistet hier eine Vorreiterrolle die wir gerne unterstützen möchten.
Inwiefern ist es für Sie bzw. die Gemeinde Wutach wichtig, einen Partner wie die DIMB e.V. mit im Boot zu haben?
Ich glaube hier geht es vor allem darum zukünftig Erfahrungen zu teilen und sich auszutauschen.
So hat z.B. Thomas Kleinjohann, der erste Vorsitzende des DIMB, vor kurzem den FlowTrailWutach™ befahren und konnte uns durch seine eingehende Erfahrung beim Flowtrail Bau in Stromberg sehr viele Anregungen und Tipps geben.
Eine Kommunikation Gleichgesinnter zu etablieren scheint uns gerade auf die Zukunft hin betrachtet sehr wertvoll.
Was wird es um den FlowTrailWutach™ herum noch alles geben, also finde ich in der Nähe was zu Essen oder kann ich gar dort in der Nähe übernachten?
Wir befinden uns in Wutach im herrlichen Südschwarzwald also in einer Region, die touristisch geprägt ist.
Alleine die Wutachschlucht, deren Eingang sich im Routenbereich des FlowTrailWutach™ befindet, durchwandern alljährlich weit über einhunderttausend Besucher.
Entsprechende Infrastruktur ist also ausreichend vorhanden.
Neben der Verpflegung direkt an der Strecke durch den Wutachschlucht Kiosk, gibt es in der Gemeinde Wutach eine sehr gute Gastronomie die vom guten, einfachen Schnitzel bis hin zum Gourmetmenü alles bietet.
Auch in Punkto Übernachtungen geht die Spannweite vom Campingplatz, www.wutachschlucht-camping.de direkt neben dem Parkplatz des FlowTrailWutach™, über einfache Pensionen bis hin zum gepflegten Gasthof und das alles in einem sehr erschwinglichen Kostenrahmen.
Ganz ehrlich. Sehen wir den stellvertretenden Bürgermeister mit seinem Bike auch auf dem Flowtrail?
Die letzte Woche 5-mal 🙂 und wenn’s auch nur eine kurze Ausfahrt ist um den Streckenzustand zu checken.
Die Anlieger fahren sich auch immer flüssiger!
Falls ja, wie lange Sitzen Sie schon im Sattel und welcher Biketyp sind Sie?
Ich habe vor über 20 Jahren mit dem Biken angefangen.
Damals hat noch keiner von verschiedenen Biketypen gesprochen, die Mountainbiker waren eine grosse Familie.
Heute bin ich mit 160mm Federweg unterwegs, die schlucken sogar mein jedes Jahr dazu kommendes „Jahreskilo“.
Somit hat sich meine Präferenz auch eher auf bergab und nicht allzu steiles bergauf eingerichtet.
Höhenmeter gehören aber auf jeden Fall dazu.
Falls nein, why not?
Wenn nicht, dann nur weil ich international viel unterwegs bin und ein Fahrrad nicht immer leicht zu organisieren ist oder die Location wirklich kein Spass macht; Seoul und Ho Chi Ming sind einfach nicht sehr fahrradfreundlich :-).
Falls das Projekt ein Erfolg wird, wovon ich ausgehe, haben Sie dann Blut geleckt und planen an anderer Stelle einen weiteren Flowtrail?
Wir werden uns darauf konzentrieren die Stecke so fahrbar zu machen, dass auch nach Niederschlägen zumindest teilweise möglichst rasch wieder gefahren werden kann; das braucht noch einiges an Manpower.
Danach kommt der Variantenausbau auf der vorhandenen Strecke.
Falls wir das nachhaltig hinbekommen wäre ich schon froh.
Stehen Sie als Projektplaner auch für ähnliche Projekte in anderen Regionen den dortigen Planern mit Rat und Tat zur Seite?
Wir teilen auf jeden Fall gerne unsere Erfahrungen mit anderen, es sind auch schon einige Gemeinden mit verschiedenen Fragestellungen auf uns zugekommen.
Das wichtigste Element aus meiner Sicht ist es, nach einvernehmlichen Lösungen zusammen mit Forst, der Landwirtschaft, Jagdpächtern und der breiten Bevölkerung zu suchen.
Nur dann werden solche Projekte auch von einer breiten Basis getragen.
Vielen Dank an dieser Stelle an Wolfgang Dornfeld für diesen Einblick in den Bau und die Vorplanung des FlowTrail Wutach.
Falls ihr eine Frage an Herrn Dornfeld habt, bitte einfach als Kommentar hinterlassen.
Ich bin mir sicher, dass Herr Dornfeld ab und an mal vorbeischaut um die Fragen zu beantworten.