Nadine Rieder ist spätestens seit ihrem Platz 4 bei der Eliminator Sprint (XCE) WM 2013 und ihren guten XC und XCE Bundesligaergebnissen in der Szene so einigen ein Begriff. Für uns nahm sich die Sportlerin des AMG Rotwild MTB Racing Teams netterweise etwas Zeit. Im Interview spricht sie unter anderem über die Entscheidung der UCI die Disziplin XCE aus dem Weltcupkalender zu streichen und über ihre diesjährige Saison.
Es sollte eine frische, actionreiche Ergänzung am Cross-Country Wochenende werden: Vier Fahrer, die gegeneinander im Ausscheidungsverfahren antreten, maximal 2 Minuten Renndauer und Spannung pur. Neben den großen Namen im Cross-Country Sport sollten sich in dieser Disziplin auch kleinere Teams gut präsentieren können. Mit der Bewerbung für Olympia hoffte man auf die endgültige Etablierung im Radsportzirkus, doch mit der Absage des IOC und Sparkursen der UCI kam nun alles anders. Es bleibt abzuwarten, wie die Disziplin 2015 ohne Weltcuprennen beibehalten werden kann.
Für alle, die mit der Disziplin nicht so vertraut sind, gibt es hier im Video super Einblicke:
Nadine Rieder gehört in Deutschland und auch international zu den Topstars dieser Disziplin. Besonders für eine so aufstrebende Sportlerin muss die Entscheidung ein großer Rückschlag sein.
Hallo Nadine, danke dass du dir für unsere Leser etwas Zeit nehmen konntest. Was war deine erste Reaktion auf die Meldung der UCI?
Ehrlich gesagt war die Streichung des XCE aus dem Weltcupkalender nicht sehr überraschend für mich. Bereits letztes Jahr gab es da ja schon einige Diskussionen und deshalb habe ich mich da schon drauf eingestellt. Meiner Meinung nach ist diese Veränderung bzw. Streichung aber schon sehr voreilig. Nach nur zwei Jahren das ganze wieder zu canceln, finde ich sehr schade.
Die UCI begründet die Streichung mit den zu hohen Kosten. Nun wird ein Tag weniger Zeitnahme und TV-Produktion benötigt. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Meinungen der Zuschauer unterschiedlich ausfallen und viele XC-Topteams auf die Rennen verzichten. Was sind für dich die Vorzüge des Formats?
Das Format des XCE fand ich super. Gerade im Weltcup waren die Strecken gut einsehbar, spektakulär und spannend. Als Zuschauer muss man nicht vollster Kenner sein, um den Ablauf zu verstehen. Die besten zwei kommen weiter, die zwei letzten fliegen raus. Da die Läufe immer nur knapp 2 Minuten dauern, wird es meiner Meinung nach auch nicht langweilig. Ich fand die Disziplin wirklich total cool und man sieht ja im Skilanglauf, dass ein solches Format durchaus bestehen kann und auch sehr medienwirksam ist. Deshalb verstehe ich den Grund der Streichung nicht so recht.
Nadine beim XCE Weltcup in Nové Mesto (CZE), alle Bilder (c) Maasewerd/Ego-Promotion
Die UCI hat das Format zwar aus dem Weltcupkalender gestrichen, möchte aber dennoch weiterhin XCE Weltmeisterschaften durchführen und vielleicht werden manche Veranstalter das Format auch beibehalten. Wirst du weiterhin an XCE Wettkämpfen teilnehmen oder dich nun auf XC fokussieren?
Im letzten Jahr habe ich mich nicht gesondert auf XCE vorbereitet und bin direkt im Weltcup vorne mitgefahren. Das zeigte mir, dass mir diese Disziplin einfach liegt und ich auch ohne spezifisches Training Chancen habe ins Finale zu fahren. Daher werde ich nächste Saison mein Training ähnlich wie für die vergangene Saison gestalten. Bei den XCE Events werde ich auf jeden Fall fahren und versuchen mich für die WM zu qualifizieren.
Seit diesem Jahr bist du für das AMG Rotwild MTB Racing Team unterwegs. Es ist schön zu sehen, dass sich ein großer Autohersteller im MTB Sport engagiert. Was macht das Team aus?
Nachdem sich mein bisheriges Topeak Ergon Racing Team nun nur noch auf die Langdistanz konzentriert, musste ich mich vergangenen Herbst auf die Suche nach einem neuen Team machen. Nach einem ersten Gespräch mit dem Chef von Rotwild (Peter Schlitt) war für mich klar, dass ich mich hier sehr wohl fühlen werde und das Team optimal für mich ist. Das hat sich auf jeden Fall mehr als bestätigt. Ich bin glücklich im Team zu sein und die Stimmung untereinander ist sehr gut. Wir haben viel Spaß und werden bestmöglich vom Team unterstützt. Das Material ist top und Rotwild ermöglicht es mir, meinen Sport perfekt auszuführen. Durch die Kooperation mit Mercedes AMG hat jeder Teamfahrer einen GLA45 AMG bekommen. Nun sind wir auch auf vier Rädern bestens ausgestattet. Besser könnte es nicht sein!
Auf den immer spektakuläreren Strecken des Weltcups wird nicht nur der Fahrer, sondern auch das Material stark gefordert. Kannst du dein Arbeitsgerät kurz beschreiben?
Ich fahre das Rotwild R.R2 29 HT. Der leichte Carbonrahmen ist super schick und passt mir perfekt. Mit XTR- Vollausstattung, DT-Swiss Laufrädern, DT-Swiss Federgabel und Crankbrother Teilen ist das Bike top ausgestattet. Für den Sprint wurde für mich ein extra Bike aufgebaut. Das ist ähnlich wie mein XCO Hardtail, ein paar Details sind aber verändert. Verbaut sind beispielsweise eine Kettenführung und ein kürzerer Vorbau. Der Rahmen ist jedoch der gleiche.
Bei der diesjährigen Sprint DM im Frühjahr konntest du einen guten dritten Platz erkämpfen. Doch nun musstest du die geplanten Überseeweltcups absagen und auf deiner Website ist zu lesen, dass du mit den letzten Wochen nicht zufrieden warst. Was hattest du dir mehr erhofft?
Rotwild hätte mir finanziell ermöglicht alle Weltcups zu fahren. Darauf habe ich mich sehr gefreut und nach den Erfolgen im letzten Jahr wollte ich natürlich dieses Jahr dort weitermachen, wo ich im vergangenen Herbst aufgehört habe. Aber ich habe bereits im Frühjahr nicht so richtig ins Renngeschehen reingefunden und auch bei der Deutschen Meisterschaft im Mai habe ich mich nicht richtig fit gefühlt. Letztes Jahr war ich bei allen Weltcups und Bundesligarennen beste Deutsche. Da war mein Ziel natürlich klar, ich wollte den DM-Titel 2014 holen. Doch mit den Umständen war ich letztendlich froh, dass es für Bronze gereicht hat. Als ich mich im Juli immer noch müde und kaputt gefühlt habe und es einfach nicht besser wurde, habe ich beim Arzt einen kompletten Check gemacht. Dabei wurden auch die Blutwerte analysiert und es stellte sich schnell raus, dass mein Speichereisen/Ferritin- Wert total im Keller war. Durch intensive Einheiten und Rennen wurde das immer schlimmer. Das war also auch der Grund für meine „schlechte Form“. Nun bin ich froh, den Grund zu kennen. Leider ist natürlich nicht sofort wieder alles beim Alten. Ich musste erstmal pausieren, weil mein Körper sich einfach leer angefühlt hat. Mittlerweile läuft es aber wieder besser und ich hoffe die letzten Rennen der Saison noch einigermaßen gut bestreiten zu können.
Was steht in den nächsten Wochen sportlich für dich an?
Ich möchte unbedingt beim Weltcup in Meribel (FRA) Ende August starten. Danach werde ich dann noch das Bundesliga-Finale in Bad Salzdetfurth fahren. Hier bin ich gerade auf Platz 2 in der XCE- Gesamtwertung hinter der Weltmeisterin Alexandra Engen. Das möchte ich gerne halten. Eigentlich war mein großes Ziel die WM in Hafjell, aber manchmal kommt eben alles anders und jetzt muss ich nach vorne schauen und versuchen das Beste rauszuholen. Hier noch einmal DANKE an mein Team für das Verständnis und die Unterstützung, sowie die Rücksicht auf meine Gesundheit!
Was sind deine langfristigen Ziele im Sport?
Letztes Jahr bin ich mit Platz 4 nur ganz knapp an einer WM-Medaille vorbei geschrammt. Hier eine Medaille zu holen, gehört auf jeden Fall zu meinen Zielen. Nach den vergangenen Wochen wurde mir aber wieder bewusst, wie wichtig es ist, auf den eigenen Körper zu hören und gesund zu bleiben, daher möchte ich für die Zukunft auch immer im Hinterkopf behalten, dass Gesundheit und Spaß nicht in den Hintergrund rücken sollten.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Glück bei den Wettkämpfen!
Mehr Infos zu Nadine Rieder findet ihr hier auf Ihrer Website: nadinerieder.com
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Bilder: ©EGO-Promotion, Marius Maasewerd
[…] Im Finale der Damen standen sich Kathrin Leumann (Ghost Factory), Majlen Müller (Fujibike Rockets), Veronika Brüchle und Lena Wehrle gegenüber. Nach dem Startschuss übernahm Leumann schnell die Führung. Hinter ihr entfachte ein Zweikampf zwischen Müller und Brüchle. Letztlich sicherte sich die Schweizerin Leumann den ersten Platz und Brüchle schlug Müller auf den letzten Metern vorm Ziel. Das kleine Finale konnte Nadine Rieder vom AMG-Rotwild Team gewinnen. (wer mehr über sie erfahren möchte, findet hier ein Interview mit Nadine) […]