Es war eine Weltpremiere nach Mass und der krönende Abschluss der Radquersaison: Fast 90 Athleten und Athletinnen aus 10 Nationen massen sich bei der Erstaustragung von TORTOUR Cyclocross, dem ersten mehrtägigen Ultra-Radquer- und Gravel-Etappenrennen der Welt, vom 12. bis 14. Februar 2016 in Schaffhausen.
Das Rennen war ganz in Schweizer Hand. Lukas Winterberg wurde seiner Favoritenrolle gerecht und kombinierte Ausdauer, Technik und die schlammigen Bedingungen mit viel Schnee am besten: Er gewann bei den Solofahrern vor Fabian Obrist und Silvio Büsser. Bei den Zweierteams bewies Ex-Profi und Radquerlegende Thomas Frischknecht mit seinem Sieg, dass er es noch immer voll drauf hat.
Das Wetter war wie aus dem Cyclocross-Bilderbuch: In der Höhe lag Schnee, in den tieferen Lagen wurde der Boden schon die ganze Woche aufgeweicht und entsprechend schlammig war die Strecke. Nach dem noch einigermassen trockenen Prolog am Freitag kämpften sich die Athleten auf den 96 Kilometern am Samstag öfters tief durch den Schnee. Auch auf den 89 Kilometern am Sonntag war es mehrheitlich nass und schlammig. Entsprechend «d(r)e(c)koriert» kamen die modernen Helden denn auch zurück.
Lukas Winterberg: Strategie aufgegangen
Lukas Winterberg kristallisierte sich schon gestern in der 1. Etappe als absoluter Titelfavorit heraus und führte über fast 90 Kilometer. Ein Felgenbruch nur 7 Kilometer vor dem Ziel warf ihn dann aber auf den 6. Zwischenrang zurück. Er musste heute also gut 11 Minuten rausholen, wollte er den Sieg. Seine Strategie ging auf: «Ich wollte erst die Gruppe splitten, damit ich Fabian und Silvio daraus lösen konnte – was mir auch gelungen ist. Bis Thayngen fuhren wir zu dritt, und dann konnte ich das erste Mal ernsthaft Gas geben und wegkommen. Ich wusste, ich muss jetzt zufahren. Ich nutzte die Aufstiege, um Zeit rauszuholen. Auf der Fläche ging das kaum, da sie ja zu zweit waren. Ich forcierte bis zum Schluss und konnte den Vorsprung ausbauen. Die letzten 10 Kilometer waren zwar richtig hart, aber schlussendlich hat es zuoberst aufs Podest gereicht. Der Event war ein riesen Highlight! Das winterliche Wetter mit Regen, Schnee, Nebel und massig Dreck gaben mir den extra Kick, es war einfach voll geil — so richtiges Radquerwetter!» erklärt der Sieger grinsend.
Radlegende Thomas Frischknecht noch immer spitze
Mit den widrigen Bedingungen kam auch der Ex-Profi Thomas Frischknecht wunderbar zurecht. Obwohl er «nur aus Spass» mitfuhr, gewann er in der Kategorie der 2er-Teams zusammen mit seinem Kameraden Urs Gerig. Nahmen sie es wirklich so locker? «Aus Spass wurde TORTOUR. Bei diesen harten Wetterbedingungen galt, je schneller im Ziel, desto weniger lange würden wir dem nasskalten Wetter ausgesetzt sein. Wir sind eigentlich ohne Ambitionen gestartet, weil wir bei der Premiere nicht wussten, was und welche Konkurrenz uns erwartet. Als sich dann heute abzeichnete, dass wir durchaus gewinnen können, wollten wir definitiv nichts anbrennen lassen und haben Vollgas gegeben», so Frischi. Und weiter: «Die Bedingungen waren wirklich hart – fast grenzwertig. Ohne meinen Teampartner wäre ich die zweite Etappe womöglich gar nicht gefahren. Aber im Team, insbesondere mit einem engen Freund wie Urs, war es ein geniales Erlebnis, wir haben uns das Rennen hindurch gegenseitig motiviert und so schlussendlich auch gewonnen.»
Bei den Solo-Damen setzte sich Viviane Spielmann mit grossem Vorsprung auf ihre Konkurrentinnen durch. Bei den Viererteams liessen die Fahrer von FOCUSRAPIDO Racing ihren Gegnern keine Chance.
Gelungene Premiere
Trotz den herausfordernden Wetterbedingungen mit viel Schnee und Schlamm zieht OK-Präsident Roy Bruderer ein positives Fazit: «Klar zwang die Kälte einige Fahrer zur Aufgabe – was bei so langen Etappen, wie es sie in normalen Radquer-Rennen nicht gibt, jedoch wenig überraschend ist. Die meisten Teilnehmer waren trotz der Strapazen aber vom Rennen begeistert – und wir damit zufrieden. Unser Ziel mit TORTOUR Cyclocross ist es, passionierten Ausdauer-Radsportlern auch im Winter eine innovative Ultra-Rennplattform bieten. Das ist uns mit dem neuen Format definitiv gelungen!»
Das Erlebnis zählt!
Etwas ganz Besonderes war bei dieser Weltpremiere auch die Stimmung unter den Athleten und Athletinnen. Die internationale Cyclocross-Community aus 10 Nationen bildete eine verschworene Gemeinschaft, in der Fairness und Freundschaft gross geschrieben wurden. Kurz: Bei TORTOUR Cyclocross zählt nicht nur der Sieg, sondern vor allem das grandiose Winter-Radabenteuer mit Gleichgesinnten. Ein schlicht unvergessliches Erlebnis.
Bild und Text: Medienmitteilung TORTOUR Cyclocross