2013 war ein ganz besonderes Jahr für Robert Mennen. Beim südafrikanischen Etappenrennen „Cape Epic“ wurde er im Frühjahr bei voller Fahrt von einer Antilope erfasst und brach sich das Schlüsselbein. Doch er kam schnell zurück ins Renngeschehen und gewann sogar die Trans Schwarzwald. Nun dazu noch der lang ersehnte Titel im dreckigen Herbst!…
Herren:
Ja, dieser Crash hat die ganze Saisonplanung auseinander gerissen. Aber zum Saisonende konnte Robert Mennen noch einmal alles zeigen. Hier der Crash aus der Helmperspektive
[ads1]In Münsingen musste der Topeak Ergon Teamfahrer aber keineswegs mit solchem Wildwechsel rechnen. Bei der im Rahmen der AlbGold Trophy ausgetragenen deutschen Marathon Meisterschaft galt es 103km und 2490 Höhenmeter auf der Schwäbischen Alb zu überwältigen. Eine Strecke mit kurzen, aber steilen Anstiegen verlangte den Fahrern alles ab. Das Wetter zeigte sich ebenfalls nicht gerade Safari like und der nasse Herbst zehrte zusätzlich an den Kräften der Mountainbiker.Nach den ersten 83 Kilometern wurde das erste Mal die Zielpassage durchquert, bevor von den Männern noch zwei 9,8km Schleifen bewältigt werden mussten. Zu diesem Zeitpunkt lagen noch neun Fahrer aussichtsreich im Rennen. Der amtierende Deutsche Cross-Country Meister Milatz wurde zu diesem Zeitpunkt natürlich auch hoch geschätzt, doch er litt bereits, da er gesundheitlich angeschlagen ins Rennen ging. Schließlich musste er mit Bauchmuskelproblemen sogar aufgeben. In der Folge entwickelte sich ein „Ausscheidungsfahren“, wie es Robert Mennen später ausdrückte. Als es auf die letzten 9,8 Kilometer ging, da lagen Mennen, Bauer und Stiebjahn vorne, 15 Sekunden dahinter Hannes Genze (Sindelfingen) und Titelverteidiger Markus Kaufmann (Meckenbeuren). Kaufmann konnte nicht mehr folgen und Genze schloss zum Führungstrio auf, auch weil sich die Spitzenreiter nicht einig waren.
Doch dann zeigte Robert, dass ihm die Bedingungen rein gar nichts anhaben. „An einem Anstieg bin ich super hoch gekommen und habe eine Lücke gerissen. Danach habe ich durchgezogen. Jetzt bin ich super happy“, erklärte Robert Mennen wie es für ihn zum Titelgewinn nach 3:49:03 Stunden reichte. Riesige Glückwünsche auch von unserer Redaktion aus! Eine grandiose Saison mit Höhen und Tiefen, die mit Gold endete.
Hinter ihm war es Hannes Genze, der sich auf den Silberrang setzte und schon 30 Meter Vorsprung auf Bauer hatte. Doch 1,5 Kilometer vor dem Ziel fiel bei Genze die Kette herunter. Bauer und Stiebjahn gingen vorbei. Stiebjahn konnte zwar noch einmal an Bauer heran fahren, doch die Zielgerade war zu kurz für einen Angriff. „Ich habe über das ganze Rennen darauf geschaut, dass ich nicht übers Limit gehe. Zwei, dreimal war ich abgehängt, aber bin jedes Mal wieder hingekommen. Robert war schon klar der Stärkste, aber die Silbermedaille ist mehr als ich mir je erträumt hatte. Ich bin wirklich glücklich“, meinte Bauer. Mit ihm hatte im Vorfeld des Rennens eigentlich eher keiner gerechnet. Doch der MTB Zirkus ist nicht einfach berechenbar.
Damen:
Bis etwa zu Kilometer 45 blieb bei den Damen eine zehnköpfige Gruppe zusammen an der Spitze. Erstaunlicherweise war die Sprinterin Nadine Rieder (Topeak Ergon) viel mit Führungsarbeit an der Spitze zu sehen, ihres Zeichens erfolgreiche Eliminator Sprint Weltcupfahrerin. Die beiden Welten aus Dauerbelastung eines Marathons und unter 2 Minuten kurzen Sprintrennen scheinen für Nadine wohl gut zu vereinen sein. Aber zurück zum Geschehen. Zum späteren Führungsquintett gehörten neben der deutschen Meisterin Marathon Meisterin 2012 Elisabeth Brandau auch unsere goldene Sabine Spitz, die spätere Meisterin Silke Schmidt und die Straßenfahrerin Esther Fennel (Fulda).
Etwa acht Kilometer vor dem Ziel nahm Silke Schmidt das Herz in die Hand und beschleunigte an einem längeren, aber nur sanft ansteigenden Berg. Nur die dreifache Olympia-Medaillengewinnerin Sabine Spitz konnte ihr folgen, dahinter kämpften Elisabeth Brandau und Straßen-Bundesliga-Siegerin Esther Fennel um Bronze. Spitz übernahm noch einmal kurz die Führung, doch gerade auf der Cross-Country-Bundesliga-Strecke, also eigentlich in ihrem Element griff Schmidt noch eimal an. Erstaunlich, denn eigentlich hätte man gerade an diesem Streckenabschnitt mit Spitz Qualitäten gerechnet. Doch scheinbar sind Vorahnungen hier nicht angebracht. So hat die XC-Weltcup erprobte Sabine wohl gerade im Downhill Zeit verloren und kam 28sek nach der Siegerin ins Ziel.
Schmidt kommentierte ihren ersten Titel nach 3:24 Stunden auf der 83 Kilometern Damenstrecke als sehr überraschend: „Ich habe gedacht, alles oder nichts. Ich denke, ich habe davon profitiert, dass Sabine im Downhill nicht alles riskiert hat. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass es geklappt hat. Am Anfang dachte ich nicht, dass ich heute gut durchkomme“ Die Juristin hatte in den Wochen vor der DM an einem Infekt laboriert. Ihre Kontrahentin Sabine Spitz gratulierte: „Silke ist wirklich ein sehr starkes Finale gefahren, sie hat verdient gewonnen.“
Zu ihrer eigenen Leistung bei ihrem überraschend frühen Comeback nach ihrer Schultereckgelenks-Sprengung in Pietermaritzburg meinte Spitz: „Ich habe schon gemerkt, dass ich mein letztes Rennen vor sechs Wochen gefahren bin. Die Pulswerte waren über das ganze Rennen relativ hoch und habe ich mich gefragt, wie lange das gut geht. Mit der Schulter ging es gut und ich bin echt froh mit der Silbermedaille. Es war ja kein Spaziergang heute.“
Dennoch ist MTB Deutschland glücklich, dass sie so gut zurück gekommen ist. Nach dem Verletzungsaus im Rahmen der Weltmeisterschaft in Pietermaritzburg, als sie zum zweiten Mal in diesem Jahr ein Highlight absagen muss, gab sie sich der Öffentlichkeit gegenüber bei Facbook noch eher fraglich, ob sie zurückkommen könnte. Mit ihren unzähligen Meistertiteln, Olympiatitel und vielen Verdiensten für den deutschen Mountainbikesport wäre eine Szene ohne Sabine nicht zu wünschen. Auch mit über 40 Jahren gehört sie nicht zum alten Eisen!
Im Kampf um Rang drei konnte sich bei der diesjährigen DM schließlich Elisabeth Brandau durchsetzen.
Rund-Ums-Rad Autorin Chiara Eberle (MHW Cube Racing Team) erreichte einen enttäuschenden 21. Platz. Sie geht nun in die verdiente Winterpause.
Lesetips:
- Die eigenen Erfahrungen Autors Robert, der persönlich an den Start ging
- Robert Mennen im Interview
- Elisabeth Brandau im Interview
Text: Chiara und Dominik V.