Die Tubeless-Montage bei Mountainbikes wird immer beliebter. Grund hierfür sind die nicht wegzudiskutierenden Vorteile wie die erhöhte Pannensicherheit oder der viel bessere Grip aufgrund geringerer Luftdrücke. Doch die Tubeless-Montage ist durchaus mit einem gewissen Aufwand verbunden, welcher doch noch den ein oder anderen davon abhält, auf Tubeless umzurüsten.
Wer Tubeless fährt, kennt vermutlich das Problem… Gerade noch fährt man eine schöne Tour und dann das: Plattfuß. Grund? Ausgetrocknete Dichtmilch. milKit hat kürzlich ein Produkt auf den Markt gebracht, welches einige Tubeless-Probleme lösen soll und Zweifler überzeugen könnte! Wir haben das System von milKit seit Juli im Test und haben dem Produkt auf den Zahn gefühlt.
Facts zu milKit
Thema | Info |
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Preis | milKit compact (Set): ab 47,50 €
milKit valve pack: ab 24,50 € |
Lieferumfang milKit compact |
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Lieferumfang valve pack |
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Farben | schwarz |
Homepage: | milKit.bike |
Verfügbarkeit | milkit.bike/where-to-buy |
Verarbeitung & Lieferumfang
Dass nicht nur viel Hirnschmalz in die Entwicklung eines geeigneten Produktes geflossen ist, zeigt direkt die Verpackung vom milKit compact Set: In einem kleinen Röhrchen steckt alles drin!
Aufbewahrungsbox für die Spritze (gepolstert)
Spritze, mit Halterungen für:
- 2 Ventile
- 1 Ventilausdreher
- Messrohr
- Verbindungsschlauch mit Absperrhahn
Alles ist perfekt verstaut an seinem Platz und die Spritze samt Zubehör verschwindet nach der Benutzung wieder in dem Aufbewahrungsbehältnis.
Das Ventil selbst ist komplett in Schwarz gehalten und der Deckel aufwendig mit einem kleinen Logo versehen. Somit hebt sich das Ventil schon optisch von vielen herkömmlichen Ventilen ab.
Im Inneren ist dann das simpel aber sehr gut funktionierende System erkennbar. Das untere Ende des Ventils ist mit einer Gummilippe verschlossen, um später Luft als auch Dichtmilch im Reifen zuverlässig halten zu können. Um dennoch Luft ablassen zu können steckt auf dem Ventilherz ein kleines hohles Plastikstück.
Tubeless – warum eigentlich?!
Die Möglichkeit, das Mountainbike auf Tubeless-Reifen zu stellen, existiert nun schon seit vielen Jahren. Kinderkrankheiten wie nicht abdichtende Reifen-Felgen-Kombinationen oder ständiger Luftverlust gehören inzwischen weitestgehend der Vergangenheit an. Doch was bietet die Tubeless Montage eigentlich und was sind die Nachteile?
Vorteile | Nachteile |
erhöhte Pannensicherheit: Durch das Weglassen des Schlauchs wird das Durchschlagsrisiko enorm verringert, kleinere Löcher werden ganz einfach während der Fahrt von der Dichtmilch verschlossen | Montageaufwand: Einen Reifen ohne Schlauch zu montieren ist je nach Felgen-Reifen-Kombination nicht ganz so einfach |
verbesserter Grip & Komfort: Da das Durchschlagsrisiko stark gemindert wird, kann der Reifen mit weniger Luftdruck gefahren werden, was sowohl Traktion als auch Komfort generiert | „Sauerei“ mit der Dichtmilch: Sowohl bei der Montage als auch unterwegs, wenn der Reifen zu stark beschädigt wurde |
verringerter Rollwiderstand: Durch die verbesserten Walkeigenschaften des Reifens rollt der Reifen besser | Wartungsaufwand: Die Dichtmilch muss in regelmäßigen Abständen auf Füllstand und Konsistenz geprüft werden |
Gewichtstuning: Das Tubeless-System ist leichter als die herkömmliche Reifen-Schlauch-Kombi, die rotierende Masse ist geringer was sich positiv beim Beschleunigen bemerkbar macht | Burping: Bei sehr starker Kompression des Reifens kann Luft entweichen – durch den richtigen Druck im Reifen kann dies aber i.d.R. verhindert werden |
Wir finden: Die Vorteile überwiegen auf jeden Fall die Nachteile – aber das muss im Endeffekt jeder selbst wissen.
Wer auf der Suche nach einer Anleitung für die erstmalige Tubeless-Montage ist, wird hier fündig:
Funktionsweise und Vorteile von milKit
Die Montage und vor allem die Wartung von Tubeless-Reifen war bisher der größte Punkt, weshalb sich einige noch nicht dazu durchgerungen haben, auf Tubeless umzurüsten. Eingefleischte Tubeless-Fahrer haben vermutlich schon alle ihre Erfahrungen sammeln dürfen:
- aufwendige Montage (am besten mit Kompressor, Sauerei mit Dichtmilch)
- Platten aufgrund eingetrockneter oder leerer Dichtmilch
- verstopfte Ventile
Genau an diesen Punkten setzt milKit mit den neu eingeführten Produkten an und verspricht, dass diese Probleme künftig in den Hintergrund treten.
Einfachere Montage
Durch die neuartigen Ventile wird die Montage in mehrfacher Hinsicht vereinfacht. Eine Gummilippe am Ende des Ventils verhindert das Entweichen von Luft oder Dichtmilch bei ausgeschraubtem Ventilherz. Für eine einfachere Tubless-Montage empfiehlt es sich, das Ventilherz herauszudrehen, damit die Luft möglichst schnell in den Reifen gelangen kann um diesen ins Felgenbett „ploppen“ zu lassen. Vorteil: Die Luft bleibt nach dem Abziehen der Pumpe im Reifen, die Dichtmilch kann ganz einfach nach dem Aufpump-Vorgang mittels Spritze in den Reifen eingefüllt werden.
Verstopfte Ventile gehören der Vergangenheit an
Besagte Gummilippe soll zudem verhindern, dass die Tubeless-Milch ins Innere des Ventils gelangen kann, die Ventile können also nicht mehr durch austretende abdichtende Dichtmilch verstopft werden. Die Milch bleibt stets im inneren des Reifens.
Nachfüllen leicht gemacht
Das bisher wohl nervigste Problem: Mit der Zeit trocknet die Dichtmilch aus bzw. entleert sich aufgrund zu vieler abgedichteter Löcher. Auf der nächsten Ausfahrt dann das Problem: Platten, das System dichtet nicht mehr ab, ein Schlauch muss her. Wer das vermeiden wollte, musste bisher die (mehr oder weniger) aufwendig aufgezogenen Reifen abziehen, um die Milch auf Konsistenz und Füllstand zu überprüfen. Vergangenheit mit milKit – Mit der Spritze von milKit lässt sich jederzeit der Milchstand messen sowie die Qualität der verbleibenden Milch überprüfen, ohne den Reifen abzuziehen. Milch und Luft verbleiben dabei im Reifen bzw. der Spritze.
Wie das System funktioniert erfahrt ihr im nächsten Punkt.
Praxistest
Montage & Handhabung
Die Montage der Ventile unterscheidet sich nicht von der herkömmlichen Tubeless-Ventil-Montage. Vor allem die intelligent konzipierte Spritze von milKit bietet ganz neue Möglichkeiten.
Einfüllen von Dichtmilch
Das Einfüllen von Dichtmilch war über Spritzen oder schmale Fläschchen auch bisher ohne die Demontage des Reifens möglich. Allerdings ist war es dafür notwendig, die Luft aus dem Reifen zu lassen und es ließ sich oftmals nicht vermeiden, ein wenig Sauerei zu verursachen. Die Spritze von milKit verfügt über einen Verbindungsschlauch mit Absperrhahn und ermöglicht es, die Dichtmilch direkt in den Reifen zu füllen, ohne die gesamte Luft ablassen zu müssen und ohne eine Sauerei zu verursachen.
Nachmessen
Das wohl interessanteste an milKit ist der Messvorgang – er verringert den bisherigen Aufwand um ein vielfaches. Bisher war es stets notwendig, den Reifen für die Überprüfung der Dichtmilch abzuziehen und wieder neu zu montieren – Arbeit & Sauerei inklusive. Eine Sache, die man nicht allzu gerne macht und bei der man häufig damit bestraft wird, dass man völlig unvorbereitet einen Platten auf der Tour bekommt, weil die Milch leer oder ausgetrocknet ist.
So schafft milKit Abhilfe:
Luftruck auf maximal 1,5 bar reduzieren und das Ventilherz aufschrauben. Durch die Gummilippe am unteren Ende des Ventils wird verhindert, dass die restliche Luft entweicht. Absperrhahn schließen und den Verbindungsschlauch durchs Ventil ins Innere des Reifens führen. Jetzt vorsichtig (durch den Druck im Reifen schießt die Spritze sonst auseinander) den Absperrhahn mit der einen Hand öffnen und mit der anderen die Spritze halten und die Milch in die Spritze ziehen. Absperrhahn schließen und anschließend den Milchstand sowie die Qualität der Dichtmilch überprüfen.
Nun wird bei Bedarf die Milch ersetzt, aufgefüllt oder einfach wieder in den Reifen zurückgegeben. Nach Wiedereinführung der Spritze den Absperrhahn öffnen und die Dichtmilch einfüllen. Dann den Absperrhahn schließen und die Spritze wieder abziehen, Ventilherz eindrehen – fertig. Was sich zunächst etwas kompliziert liest ist gut innerhalb einer Minute machbar, völlig ohne Sauerei.
Wie einfach das wirklich geht, zeigt euch folgendes Video:
Unsere Erfahrungen
Wir haben von milKit bereits im Juli das große Kit mit Spritze zur Verfügung gestellt bekommen und konnten das System ausgiebig testen. Eines vorweg: Wir möchten es nicht mehr hergeben! Es gilt bei der Benutzung allerdings ein paar Dinge zu beachten, damit die Freude groß und auch von Dauer ist.
Überprüfen der Dichtmilch
Der absolut wichtigste Punkt in unseren Augen, der definitiv für milKit spricht. Der Ärger ist recht groß, wenn die Milch ausgetrocknet oder leer ist und man mit seinem Tubeless-System einen vermeidbaren Platten bekommt – schließlich muss der Reifen komplett neu montiert werden. Wer viel fährt und vor allem keine Lust auf’s ständige Reifen Demontieren und Überprüfen hat, der sollte sich die Anschaffung definitiv überlegen! Einmal verinnerlicht funktioniert das „Abpumpen“ und Auffüllen der Dichtmilch kinderleicht, ohne Sauerei und mit sehr wenig Aufwand. Der Vorgang selbst dauert tatsächlich nur ca. 1 Minute und ist eine sehr saubere Angelegenheit.
Zu beachten sind lediglich zwei Punkte:
- Sollte die Spritze und deren Aufsätze nach jeder Anwendung mit Wasser gereinigt werden
- Der Luftdruck im Reifen sollte maximal 1,5 bar betragen. Ansonsten kann es passieren, dass die Milch zu schnell in die Spritze schießt und die Spritze zum „Explodieren“ bringt. Die Spritze selbst würde zwar nicht beschädigt werden, die Sauerei wäre allerdings recht groß. Am Anfang lieber mit zu wenig Druck arbeiten, bis man den Vorgang verinnerlicht hat.
Beachtet man dies, ist das Überprüfen der Dichtmilch mit milKit wirklich kinderleicht – Ausreden gibt’s jetzt wirklich keine mehr. Wer aufgrund ausgetrockneter Dichtmilch einen Platten hat, ist selbst Schuld. Das System funktioniert genau so wie versprochen, es entweicht weder Luft noch Milch.
Montage der Ventile
Diese unterscheiden sich wie bereits erwähnt nicht von der Montage herkömmlicher Tubeless-Ventile. Eines gilt es jedoch hier besonders zu beachten: Die Ventile sollten nur handfest und ohne zu große Gewalt festgeschraubt werden. Die Gummilippe am unteren Ende kann sich sonst in die Länge ziehen, bestenfalls ist es dann nur ein wenig schwerer, Luft aus dem Reifen abzulassen, im schlimmsten Fall droht ein Abriss. So passiert, unglücklicher Weise, mitten auf dem Alpencross: Ein motivierter Mechaniker wollte schnell einen neuen Reifen montieren (der alte hatte leider einen zu großen Schnitt bekommen) – nach 2 Stunden Fahrt riss die Gummilippe ein und der Reifen verlor Luft. Im Normalfall stellt dies allerdings kein Problem dar, wie unser zweites Ventil beweist…
Falls das Luftablassen dennoch Probleme bereiten sollte, empfiehlt es sich, das Ventilherz sowie das schwarze Verlängerungsstück zu überprüfen. Der Plastikaufsatz sollte unter der Verdickung sitzen, ansonsten wird die Gummilippe nicht optimal geöffnet.
Pros und Contras
Pro | Contra |
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weniger Plattfüße! Das Nachmessen funktioniert hervorragend | nicht ganz billig |
saubere Tubeless-Montage | Ventile können bei unsachgemäßer (!) Montage kaputt gehen |
kein Verstopfen des Ventils mehr | |
klevere Verpackung – Einzelteile sind immer beisammen | |
schickes Design |
Fazit
Unser Fazit als Tubeless-Verfechter? Das, worauf wir wirklich gewartet haben. Jedes Mal, wenn die Dichtmilch ausgetrocknet oder leer war, war das Gefluche groß. Der Zeitpunkt, Dichtmilch nachzufüllen wurde immer mal wieder verpasst. Dank milKit gehört dies der Vergangenheit an! Die vereinfachte Montage sowie die Tatsache, dass die Ventile nicht mehr verstopfen können, sind weitere Pluspunkte, die den ein oder anderen sicher überzeugen können, das Thema Tubeless doch noch zu probieren. Wir waren schon von der Produktidee begeistert, als wir davon gehört haben. Die Umsetzung von milKit hat uns voll überzeugt.
Da scheint ein durchdachtes System zu sein, werden wir bei uns im Shop auch mal testen.
Die optisch fragwürdige Ventilkappe wird aber nicht zwingend benötigt oder?
Ist das Ventil aus Aluminium?
Auf den Bildern ist einmal ein Gewinde am Ventil zu sehen und einmal eine Art Kunststoffüberzug.
Was hat es damit auf-sich?
Servus,
ja das System ist eine sinnvolle Weiterentwicklung bisheriger Lösungen.
Zur Ventilkappe: Da kann jede herkömmliche Ventilkappe genutzt werden, oder auch keine.
Das Ventil selbst ist aus Aluminium und schwarz eloxiert, hat eine herkömmliche Länge von 35 mm sowie einen Durchmesser von 6 mm.
Dem Ventil liegt ein Werkzeug zum Ventilherz-Herausdrehen bei, welches wie beim vorletzten Bild auf das Ventil montiert werden kann – aber nicht muss – so ist es bei Bedarf immer dabei.
Hallo,
Ich bin Tubeless-Neuling und hatte die MILKIT-Ventile drauf. Leider war etwas undicht und mein Mechaniker hat mir wieder normale Ventile montiert. Lässt sich die Milch bei normalen Ventilen auch mit dieser MILKIT-Spritze einfüllen (natürlich ohne Luft im Reifen) oder funktioniert das nicht?
Grüsse
Hi Paul,
ja, grundsätzlich sollte das möglich sein. Dichtmilchhersteller liefern ihre kleinsten Dosen ebenfalls mit Einspritzflasche zum einfüllen ins Ventil ohne Ventilherz.
Je nach Ventil kommst Du aber mit dem Spritzenaufsatz dann nicht in den Reifen sondern nur ins Ende des Ventils – lieber etwas vorsichtig einfüllen, ggf. spritzt es ansonsten gerade wieder raus 🙂 Irgendwas zum Abdichten zwischen Spritze und Ventil könnte dann helfen.
Viele Grüße zurück
Hallo Jonas
Vielen Dank für deine Antwort! Ich habe es so versucht und es hat wunderbar geklappt 🙂 Was ein wenig skeptisch, aber die grosse erwartete Sauerei blieb aus 😀
Viele Grüsse
Paul