Der UCI Mountainbike Weltcup presented by Shimano ist mit dem Sensationssieg des Australiers Daniel McConnell zu Ende gegangen. Bei den Damen feierte die Italienerin Eva Lechner den zweiten Weltcupsieg ihrer Karriere. Aus Deutscher Sicht begeistern der zweite Platz von Junior Philipp Bertsch und natürlich der erste deutsche Sieg von Markus Schulte-Lünzum im U23 Rennen!
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Herren Elite Rennen:
Der erste Cross-Country-Weltcup in Albstadt ist Geschichte und er hat Geschichte geschrieben. Besser gesagt: der Australier Daniel McConnell hat sie geschrieben. Vor einem begeisterten Publikum gewann er ein turbulentes Elite Herren-Rennen, das den Sport in eindrucksvoller Manier präsentierte.
Ein kurzer Regenschauer am Ende des Damen-Rennens, beeinflusste auch das Geschehen bei den Herren. In der ersten von sieben Runden war es sehr glitschig, bevor der Boden wieder zu trocknen begann und dadurch zum Problem für Kette und Schaltung wurde.
Opfer waren zwei große Namen. Weltmeister Nino Schurter (Sui) stürzte in der ersten Runde in Führung liegend und dann gleich noch einmal. Er hatte wohl bei der Reifenwahl nicht richtig zugegriffen und wurde nur 18.
Doppel-Olympiasieger Julien Absalon (Fra) übernahm die Führung baute sie in begeisternder Manier bis zur fünften Runde auf 1:30 Minuten aus. Doch dann riss ihm das Schaltwerk ab und der 25-fache Weltcupsieger gab das Rennen entnervt auf. Der Weg zur nächsten Technischen Zone war zu weit.
An der Spitze tauchte Fabian Giger (Sui) auf. Er wurde abgelöst vom spanischen EM-Zweiten Sergio Mantecon, doch in der letzten Runde war plötzlich auch Olympiasieger Jaroslav Kulhavy (Cze) im Spiel und- damit hatte wirklich keiner gerechnet – auch der Australier Daniel McConnell.
Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel war das Trio zusammen. Gemeinsam bewältigten sie den letzten Anstieg, Olympiasieger Kulhavy wollte im letzten Downhill nicht mehr alles riskieren, so dass er den Kontakt verlor.
Nach dem Downhill, etwa 300 Meter vor dem Ziel, jagte Daniel McConnell an Mantecon vorbei und holte sich in 1:42:36 Stunden den ersten australischen Sieg seit Cadel Evans im Jahr 2000. Mantecon wurde zum zweiten Mal in seiner Karriere Zweiter bei einem Cross-Country-Weltcup und Kulhavy holte sich Rang drei.
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Daniel McConnell zum Rennen: „Ich weiß nicht, was heute passiert ist. Bis jetzt war ich erst einmal in den Top-20 beim Weltcup. Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich das realsiert habe. Es ist eine riesige Überraschung. Erst war ich froh in den Top 15 zu sein. Als ich mich in den letzten beiden Runden noch gut fühlte, begann ich nach vorne zu fahren. Normalerweise habe ich als Australier wenig Erfahrung mit Matsch-Rennen.“
Nachdem Manuel Fumic nach einem Trainingssturz ausfiel und auch Europameister Milatz krankheitsbedingt absagen musste, mischten im vorderen Renngeschehen leider keine Deutschen Fahrer mit.
U23 Herren:
Markus Schulte-Lünzum begann bereits in der ersten von sechs Runden auf dem 4,2 Kilometer langen Kurs seine Solofahrt. „Ungeplant“, wie er sagte. „Ich war zwischendrin mal verunsichert, weil die Verfolger wieder näher gekommen sind. Aber dann habe ich mich entschlossen meinen Rhythmus durchzuziehen“, erklärte Schulte-Lünzum.
Hinter ihm tobte ein Kampf um den zweiten Platz, Schulte-Lünzum blieb unberührt und fuhr souverän zu Sieg. Das Publikum im Bullentäle war begeistert, schließlich sind die deutschen Mountainbiker mit Siegen nicht gerade verwöhnt.
„In der vorletzten Runde habe ich noch einmal zugelegt, um mit einem beruhigenden Vorsprung in die letzte Runde zu gehen“, so Schulte-Lünzum.
Er baute die Differenz auf drei Verfolger bis auf eine Minute aus. In der letzten Runde konnte er davon zehren und auf Sicherheit fahren. „Die Muskulatur im linken Bein hat zugemacht aber ich konnte dann in den steilen Anstiegen etwas lockerer fahren“, erzählte der Deutsche U23-Meister.
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Nach 1:21:16 Stunden und 25,2 Kilometern erreichte der 21-jährige aus Haltern am See das Ziel und feierte den ersten U23-Weltcupsieg eines deutschen Bikers überhaupt. „Das war mein Ziel für diese Saison und ich habe mir gewünscht, dass ich es in Albstadt schaffe. Es ist hammergeil. Das Publikum war der Wahnsinn, es haben mich so viele angefeuert“, bilanzierte Schulte-Lünzum.
Im Kampf um den zweiten Platz behielt der Belgier Jens Schuermans die Oberhand. Schuermans erwischte einen schlechten Start und musste sich erst langsam nach vorne arbeiten.
Christian Pfäffle war auf Rang 15 der zweitbeste Deutsche. „Ich war am Start eingeklemmt, da war die Post dann schon abgefahren. Aber ich für mich, bin ein gutes Rennen gefahren und deshalb auch zufrieden.“
Elite Damen Rennen:
Der Sieg von Eva Lechner im Damen-Rennen über 25,2 Kilometer war keine ganz große Überraschung, doch zu den Topfavoritinnen hatte sie nicht gezählt. Zu Beginn hatten Sprint-Weltmeisterin Alexandra Engen (Swe) und U23-Weltmeisterin Jolanda Neff (Sui) das Kommando übernommen, doch nach der Hälfte der Distanz gruppierte sich eine fünfköpfige Gruppe, nachdem Maja Wloszczowska (Pol) vorne angekommen war und gleichzeitig Neff abreißen ließ.
In der vorletzten Runde verlor auch Alexandra Engen den Anschluss und gemeinsam ging das Quartett mit Lechner, Wloszczowska, der Schweizerin Katrin Leumann und der Slowenin Tanja Zakelj in die letzten 4,2 Kilometer.
In einem kurzen Anstieg attackierte Lechner, holte ein paar Sekunden Vorsprung heraus und brachte sie auf den restlichen 2,5 Kilometern ins Ziel.
Wloszczowska hatte am Ende nicht mehr die Kraft dagegen zu halten, konnte aber Katrin Leumann auf Rang drei verweisen.
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Die Freiburgerin Adelheid Morath hatte sich zu Beginn des Rennens auf dem fünften Rang positioniert. In den Anstiegen machte die Freiburgerin einen starken Eindruck, doch in der dritten Runde unterlief ihr ein Sturz im Bullen-Downhill. Sie verbog sich ihre Bremse und die Schuhe gingen auf. Sie versuchte das unterwegs zu richten, weil sie nicht anhalten wollte. „Danach war ich irgendwie blockiert und habe mich unsicher gefühlt. Der richtige Flow hat gefehlt. Aber Platz neun ist ein super Ergebnis, ich bin voll zufrieden. Top fünf bleibt aber für die Saison mein Ziel“, erklärte Morath.
Mehrfache Olympiamedaillen-Gewinnerin Sabine Spitz konnte nach einem Sturz im Training nicht am Rennen teilnehmen.
Junioren:
Die Junioren zeigten am Sonntagvormittag ein hoch interessantes Rennen und für das heimische Publikum war erfreulicherweise auch ein Deutscher in der Spitzengruppe mit von der Partie.
Philipp Bertsch (Abensberg) war jederzeit auf der Höhe des Geschehens. Als der Franzose Neilo Perrin-Ganier Ende der vierten von fünf Runden eine Attacke wagte und zehn Sekunden Vorsprung heraus fuhr, war es Bertsch, der die Lücke wieder schloss.
Fünf Fahrer waren zwei Kilometer vor dem Ziel noch im Kampf um den Sieg, im letzten Anstieg blieben noch drei übrig. Bertsch nahm einen Vorsprung mit in die letzte Abfahrt, doch die Franzosen Raphael Gay und Neilo Perrin-Ganier schlossen die Lücke im Mazda-Downhill wieder. 250 Meter vor dem Ziel ging Gay in einer Kurve auf der Wiese in der äußeren Linie an Philipp Bertsch vorbei und ließ sich die Führung auch auf der Zielgeraden nicht mehr abjagen.
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Perrin-Ganier wurde eine Sekunde dahinter Dritte.
Der Deutsche Meister Lukas Baum (Neustadt/W.) fuhr ein großartiges Rennen, das er von 110. Startposition auf einem fast sensationellen siebten Rang beendete.
U23 Damen:
Bei den U23 Damen feierte Rebecca Henderson ihren ersten Weltcupsieg in der Nachwuchskategorie. Die Australierin ging das Rennen verhalten an. „Auf diesem Kurs musst du mit Hirn fahren. Deshalb bin ich eher langsam angegangen und nie über dem Limit gewesen“, erklärte sie ihre Strategie.
In der zweiten Runde übernahm sie die Führung von der Schweizerin Linda Indergand und setzte sich immer weiter ab. Am Ende waren es nach vier Runden und 16,8 Kilometern 48 Sekunden auf Jenny Rissveds, die in der ersten Runde bereits zu Boden ging und eine Aufholjagd starten musste. „Ich bin sehr glücklich, dass es noch zu Platz zwei gereicht hatte“, sagte die Schwedin.
Als beste Deutsche landete Helen Grobert (Remetschwiel) mit 1:58 Minuten Rückstand auf Platz vier. „Den Platz kenne ich gut“, meinte Grobert nicht so richtig glücklich darüber. „Ich bin mein Rennen konstant durchgefahren. Schade, dass es nicht für’s Podium gereicht hat“, meinte sie.
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Lena Putz aus Röhrnbach belegte in ihrem ersten U23-Weltcup-Rennen einen guten siebten Platz. Ein Reifendefekt kostete sie noch eine Position. Trotzdem bedankte sie sich bei ihren Mechanikern für den schnell erledigten Laufrad-Tausch.