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Nachgefragt bei: LadyBikeWear

Immer mehr Frauen können sich für den Radsport begeistern und natürlich haben dies auch die Hersteller von Radbekleidung gemerkt. Viele Produkte gibt es jetzt für Damen und für Herren.
Eine Frau, die sich mit der Damenmode sehr gut auskennt, ist Nicole Theiß, welche den Onlineshop LadyBikeWear betreibt. Über den Shop und vor allem über den Unterschied zwischen Herren- und Damenmode hat Nicole mit Rund ums Rad gesprochen.


Rund ums Rad:
Wie bist du auf den Gedanken gekommen einen Onlineshop nur für radfahrende Frauen aufzubauen?

Nicole Theiß:
Vor ein paar Jahren hat es bei mir berufliche Veränderungen gegeben, die mich veranlassten mir über meine weitere Zukunft Gedanken zu machen. Lange musste ich mir aber keine Gedanken machen. Wer hat keine Lust sein Hobby mit dem Beruf zu verbinden? Da ich oft den Unmut über zu wenig oder geringe Auswahl von Damen Radbekleidung mitbekommen habe (was tatsächlich auch so war), war schnell klar, was ich machen werde- LadyBikeWear, einen Shop nur für Bikerinnen. Weil ich schon einige Jahre bei einem großen Versandhaus gearbeitet habe, habe ich einige Erfahrungen mitgebracht. Glück war, dass ich ein paar namhafte Hersteller von meiner Idee überzeugen konnte. Diejenigen, die sich bis dahin schon Gedanken über Bikewear für Damen gemacht hatten, fanden die Idee super und sagten sofort zu. Angefangen hab ich mit drei Herstellern, mittlerweile sind es viermal so viele und es finden sich immer mehr interessierte Anbieter.

Rund ums Rad:
Worin unterscheidet sich die Radbekleidung der Damen von der Herren Bekleidung?

Nicole Theiß:
Mal abgesehen vom Design ist es natürlich die Passform, welche am wichtigsten ist. Frauen sind anatomisch anders gebaut und brauchen daher andere Schnitte. Sitzpolster z.B. sind anders geformt und an anderen Stellen gepolstert wie ein Herren Sitzpolster, der Bund der Hose ist nicht ganz so niedrig, die Trikots sind etwas kürzer und haben Taille. Nur richtig passend können Funktionsmaterialien optimal funktionieren.
Aber natürlich gibt es für Frauen ausgefallenere und schickere Sachen, wenn mal nur mal an die Röcke (Skirts) denkt. Ich glaube, so manches gefällt auch den Herren ;-).

Rund ums Rad:
Wie viele Produkte für Damen hast du im Angebot?

Nicole Theiß:
Mittlerweile sind es über 600 verschieden Artikel und es werden immer mehr. Die größte Auswahl gibt es fürs Rennrad oder für den CC-Bereich. Klar, die brauchen wirklich Funktion. Im Freeride- und Downhill-Bereich gibt es so gut wie nichts. Der MTB-Bereich hat sehr aufgeholt, allein das wirklich große Angebot an Short, wow. Im Vergleich zu meiner Anfangszeit, ist das wirklich sehr, sehr viel und meine Anfangszeit ist noch gar nicht so lange her, 2007 war das. Teilweise hatten sie nur eine Seite in Ihrem Katalog, mittlerweile sind es bei vielen gut 50%. Die Hersteller haben wirklich aufgeholt, sie haben bemerkt, dass es immer mehr Frauen gibt, die das Rad fahren für sich entdecken. Vielleicht auch deswegen versuchen einige Hersteller Radbekleidug zu designen die nach „mehr“ aussieht und werben mit „Biergarten/ Eisdielen-tauglich“. Vaude hat diese Jahr das erste Mal den Bereich „Urban Biking“ im Angebot. „Frau“ darf gespannt sein was noch so alles kommt.

Rund ums Rad:
Gibt es bei dir auch ein Ladenlokal, in dem die Produkte auch getestet oder vor Ort gekauft werden können?

Nicole Theiß:
Leider nein, aber man weiß ja nie, was die Zukunft bringt. Ich könnte mir es aber gut vorstellen.

Rund ums Rad:
Was verbindet dich mit dem Radsport?

Nicole Theiß:
Mein größtes Hobby. Ich fahre seit Jahren und in fast jeder freien Minute Mountainbike. Ich bin schon als Kind mit dem Rad meiner Mutter über jeden Bauhügel gehüpft und gesprungen. Leider gibt es hier nicht viele Berge, ich wohne in der Nähe des Mains, also eher flach.

Rund ums Rad:
Was wünscht du dir für deinen Shop noch?

Nicole Theiß:
Ich möchte mein Angebot ausbauen, es gibt noch viele Hersteller, die es zu erobern gilt. Ein großer Traum von mir wäre einmal Räder anbieten zu können. Mal sehen was kommt, einige Ideen hab ich noch.

Rund ums Rad:
Momentan bietest du nur Radbekleidung für Damen hat darf man eine Erweiterung in den Herrenbereich erwarten?

Nicole Theiß:
Nein, ich denke für Männer gibt es schon jede Menge Angebote in vielen gute Shops und, wie gesagt, es gibt noch viele Marken/ Artikel, die ich mit aufnehmen möchte. Da die Hersteller die Frauen für sich entdeckt haben, gibt es auch jedes Jahr neue Sachen, sowie Parts. Ich denke der Markt wird noch jede Menge hergeben und auch viel Neues bringen auf das wir uns freuen können.

Rund ums Rad:
Sind alle Artikel in deinem Shop allein für Damen gemacht?

Nicole Theiß:
Abgesehen vom Zubehör, ja.

Rund ums Rad:
Wie ist die Resonanz der Frauen auf deinen Laden? Welche Kommentare gibt’s von den männlichen Mitstreitern (Betreiber von anderen Shops etc.)?

Nicole Theiß:
Sehr gut. Viele finden das Angebot wirklich sehr gut, sind begeistert von der stylischen, teilweise sehr femininen Bikewear. Auch freuen sie sich über eine stetig wachsende Auswahl. Natürlich achte ich als Frau auch darauf, dass es genug zum Kombinieren gibt, das passende Trikot zur passenden Hose und dazu noch die passenden Söckchen :-).
Von Mitbewerbern habe ich bisher noch nichts gehört.

Rund ums Rad:
Nach welchen Kriterien entscheidest du, welches Produkt für Frauen interessant sein könnte?

Nicole Theiß:
Gute Frage. Am Anfang hab ich mich an den Marktführen orientiert, sowohl an Shops, als auch an Herstellern. Natürlich spielt der eigene Geschmack eine große Rolle. Mittlerweile hab ich einiges an Erfahrung gesammelt, lese aber auch viele Forenberichte und Anfragen in meinem Shop sehr genau. Auch den „normalen“ Modemarkt muss man im Auge haben um Trends frühzeitig zu erkennen. Aber trotzdem muss man manchmal einfach Mut haben und ausprobieren, gerade wenn neue Hersteller auf den Markt kommen. Ganz wichtig und für mich natürlich am schönsten ist die Marktforschung, die ich bei jeder meiner eigenen Touren mache 🙂

Rund ums Rad:
Du hast das letzte Wort.

Nicole Theiß:
Ich bin froh, dass die Hersteller die Frauen bemerkt haben. Es ist noch gar nicht solang her, da fuhren viele Frauen noch in Männerbekleidung. Gerade kleine, zierliche Frauen hatten damit wirklich zu kämpfen, da die kleinste Männergröße noch zu groß war und natürlich von einer optimalen Passform weit entfernt war. Auch das Design war nicht wirklich „überzeugend“, viele Hersteller meinten, dass wenn sie pink mit Blümchen anbieten, sie den Geschmack von Bikerinnen treffen. Die Zeiten sind vorbei, die Hersteller haben es erkannt und wirklich viel getan und mittlerweile können Frauen auf dem Rad nach „Frau“ aussehen ohne auf Funktion verzichten zu müssen. Trotz allem müssen sie dran bleiben, es gibt noch viel zu tun und einige Bereiche zu erobern und wenn sie das tun, werde ich es finden.

Liebe Grüße
Nicole

Interview geführt von

Über den Autor

Rund ums Rad | Outdoortest-Team

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