Das P-Weg Marathonwochenende. Ein Event, das seines Gleichen sucht. Durchaus ein Mythos. Bis Ende Juni die Nachricht vom öffentlichen Rücktritt des P-Weg-Organisationsteams wie ein Erdbeben über die Sportlerwelt hereinbrach und schnell weite Kreise zog. Ein heftiges Beben mit nachhaltig negativer Wirkung für eine Stadt, eine Region, für den Sport. Und vor allem für das Ehrenamt. Ein bewusst voreiliger Nachruf.
Was aber war passiert? Die Gerüchteküche brodelte bereits schon länger, bis Ende Juni dann die Bombe platzte. Inzwischen liegen vom beiden Seiten Statements zur Lage vor. Was sich tatsächlich hinter den Kulissen ereignete, bleibt für Außenstehende reine Spekulation. Fakt ist, dass es ab 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit kein P-Weg-Marathonwochenende mehr geben wird. Natürlich gilt es dies mit allen Mitteln zu verhindern. Der schon fast majestätische Ruf dieses Events hat aber auf jeden Fall Schaden genommen. Unnötigerweise.
Ein Event sucht seines Gleichen
2004 ins Leben gerufen, etablierte sich das P-Weg Marathonwochenende nicht nur als Mountainbike-Event, sondern fand rasch auch Anhänger unter Läufern, Walkern und Wanderern. Anfänglich noch ein Geheimtipp, wuchs das Event schnell an, bis nun zuletzt an allen drei Tagen rund 3000 Starter*innen durch, rund herum und um die Vier-Täler-Stadt sportlich aktiv waren.
Und recht schnell wurde der P-Weg erwachsen. Von Jahr zu Jahr wurde das Event professioneller organisiert und blieb doch familiär. In der sauerländischen Industriekleinstadt Plettenberg engagierte sich jede*r entweder als Zuschauer*in am Rand, als Helfer*in rund um das Event oder als aktive*r Sportler*in beim Event. An insgesamt drei Tagen stand die Stadt Kopf für Sportler von Nah und Fern, von Jung bis Alt. Angefangen am Freitag mit dem Kids Race, den Schülerlaufwettbewerben und dem Night Run für Erwachsene über die Laufwettbewerbe am Samstag für Wanderer, Walker und Läufer bis hin zu den Mountainbike-Rennen am Sonntag. Für jede*n bot dieses Event etwas, jede*r kam auf seine*ihre Kosten. Und das fast ausschließlich durch ehrenamtliches Engagement.
Mit Füßen getreten – Quo vadis Ehrenamt?
In einer Gesellschaft, in der Zeit immer nur noch relativ bemessen wird, sollte die Fahne des Ehrenamtes eigentlich um einiges höher gehalten und unterstützt werden. Umso schockierender treffen einen dann genau jene Nachrichten, die das Aus einer beliebten Sportveranstaltung oder eines Events verkünden. „Aus organisatorischen Gründen“ heißt es oft lapidar in den Erklärungen. Eine unzureichende Auskunft. Denn vielfach geht es um mehr. Wie im Fall vom P-Weg.
„Wie ein Schlag ins Gesicht aller Engagierten“ beschrieb ein Lokalredakteur das Geschehen treffend in einem journalistischen Statement zur Lage. Ein im Hintergrund schwelender Konflikte zwischen Ehrenamtlichen und Politik ging hoch wie ein Pulverfass. Wäre das nicht vermeidbar gewesen?
Viele kleine Steine setzen eine Lawine in Bewegung
Im Gespräch mit Michael Schröder, Mitglied des Organisationsteams seit der erster Stunde, kristallisierten sich einige Problempunkte heraus. So emotional aufgeladen die Situation auch ist, beschrieb er das Geschehen gewohnt professionell und sauerländisch nüchtern.
„Es ist ganz normal, dass Events dieser Größenordnung nicht reibungslos verlaufen können. Das muss uns allen klar sein. Für uns alle ist es aber unverständlich wie von Teilen der Verwaltung ehrenamtliche Tätigkeiten erschwert wurden. Uns war es wichtig ein Zeichen zu setzen.“
Ihr Handeln sei nicht gegen die vielen ehrenamtlichen Unterstützer gerichtet, sondern ein Aufstehen gegen die blockierten Entscheidungen seitens Teilen der Verwaltung, so Schröder. Dies beträfen unter anderem die finanziellen Grundlagen, die bei Events dieser Größenordnung schlichtweg anders zu kalkulieren seien als bei 08/15 Veranstaltungen. Aus vielen kleinen Gängeleien und Reibereien wurden größere Stolperfallen, bis irgendwann die Stimmung innerhalb des Orga-Teams kippte.
„Viele kleine Steine setzen eine Lawine in Bewegung. Und irgendwann rutscht dann der Boden weg. (…) So haben wir uns gefühlt mit den immer wieder anfallenden Schwierigkeiten Boykottierungen, als würde uns die Handlungsgrundlage erschwert. Es war zu unserer eigenen Sicherheit der letzte logische Schritt. Aufgrund des fehlenden Rückhalts in Teilen der Verwaltung mussten wir gemeinsam ein Zeichen für uns alle setzen. Für alle, die dieses Event Jahr für Jahr haben wachsen lassen und immer professioneller aufgestellt haben, für die, die hier gerne sogar von weither Jahr für Jahr gekommen sind, um bei diesem Event dabei zu sein. Für alle, die sich die Nacht um die Ohren geschlagen haben, um sich überhaupt anmelden zu können.“ so Michael Schröder weiter.
In seinen Worten schwingt Trauer und Bitterkeit mit. Steckt doch vor allem viel Herzblut darin. Von allen Beteiligten. Nachdem 2007 Orkan Kyrill die Auflage verhinderte, rappelte man sich 2008 auf und knüpfte nahtlos an den erfolgreichen Anfangsjahren an. Und nun sollen individuelle, subjektive Kleinkriege gegen ehrenamtliches Engagement das Aus einer Großveranstaltung besiegeln?
Der P-Weg ist tot – es lebe der P-Weg!
Wie heilsam es manchmal für derlei Großevents ist, kann man mannigfaltig sehen. Das RuhrBike Festival in Wetter beispielsweise findet nur alle paar Jahre statt. Zwischenzeitlich sogar gar nicht. Der legendäre Marathon rund um den Hardcore, pardon, Harkortberg und Wetter an der Ruhr bekam es seinerzeit mit politischen Querelen um Jagd- und Forstwirtschaft zu tun. Aber auch das stetige Wachstum des Events von einer Ein-Tages-Veranstaltung bis hin zu zwei vollen Rennwochenenden (Fr – Sa) im Jahr sorgten für Zündstoff. 2012 hieß es dann Ende, aus, Micky Mouse.
Viel ehrenamtliches Engagement der ansässigen Radsportvereine und auch politisches Zutun schafften es, dass das nun ein über das andere Jahr ein XC-Rennen, selten auch wieder einen Marathon angeboten wird. Sehr zur Freude der Mountainbiker*innen der Region.
Frisst die Revolution beim P-Weg vielleicht auch hier ihre Kinder? Man will es nicht hoffen!! Vielleicht täte es aber gut, im Rat der Stadt sich einmal geduldiger und professioneller mit der Gesamtthematik auseinander zu setzen. Denn es müssen nicht immer politische Wirtschaftsförderprogramme wie Regionale 2020 oder dergleichen sein, um eine Region nachhaltig zu unterstützen, zu fordern wie zu fördern. Die dort lebenden Menschen tragen vielfach selbst dazu bei. Wie mit sportlichen Großevents.
In eigener Sache
Liebes P-Weg Team, liebe Plettenberger: DANKE für euer unermüdliches Engagament!! Ohne euch würde es niemals so aufgeblüht sein.
Liebe Sportler von Nah und Fern: Bitte gebt dem P-Weg euren Rückenwind, eurer Feedback! Eure Stimme für den P-Weg zählt!
Liebe lokalen und überregionalen Poltiker, vielleicht sei euch noch einmal dieser Film zum 10-jährigen Jubliäum ans Herz gelegt:
Anm. d. Red.: Herzlichen Dank an Michael Schröder stellvertretend für das P-Weg-Orgateam für das kurzweilige Interview. Das Interview wurde im Juli 2019 geführt.
Foto 1: https://www.pweg.de/ – Promotioninhalt
Foto 2: privat