Nicht nur im Sale passen die Hersteller ihre Preissegmente an und man kann Schnäppchen machen. Die sog. Eckpreislage speilt im Fahrradfachhandel ebenso eine wichtige Rolle. An psychologisch interessanten Preispunkten statten die Hersteller ihre Fahrräder besonders üppig aus. Was dahinter steckt und was man als Kunde erwarten kann – der pressedienst-fahrrad hat’s mal zusammengefasst.
[pd-f/gm] Für Fahrradhersteller sind sie besonders wichtig: die berühmten Eckpreislagen. Es sind einprägsame Preispunkte, die vor allem eben auch psychologisch wirken. Denn an Schwellen um die 500, 1.000 oder 2.000 Euro vergleichen Kunden genau, wie viel Fahrrad sie für ihre Geld bekommen. Dementsprechend viele Modelle buhlen im jeweiligen Preisbereich um die Gunst der Käufer und machen mit hochwertiger Ausstattung auf sich aufmerksam. Je nach Preis- und Fahrradklasse haben sich bestimmte Ausstattungsniveaus durchgesetzt.
Qualitätbeginn: Stadtfahrrad für 499 Euro
Ob auf dem Weg zum Bäcker, zur Post oder zum Supermarkt – hier ist ein Stadtfahrrad die richtige Wahl. Um den Preis von 499 Euro hat sich eine wichtige Eckpreislage herausgebildet, denn hier beginnt wirkliche Fahrradqualität und entsprechend leistungsstark ist das Angebot. So ist beispielsweise das „Uno 7“ des traditionsreichen Herstellers Hercules (www.hercules-bikes.de) bereits sehr gut für den Alltag ausgestattet: Stabiler Unisex- Aluminiumrahmen, wartungsarme Siebengang-Nabenschaltung und LED-Beleuchtungsanlage mit Nabendynamo und Standlicht sind heute Standard, wenn es um die Bewältigung innerstädtischer Wege geht. Stadtfahrräder in dieser Preisklasse zeichnen sich durch solide Bauweise und möglichst wartungsarme Komponenten aus, die einen guten Funktionsstandard aufweisen. „Dennoch, für 499 Euro gibt es ein Einsteigerrad, aber kein Alltagsrad für den Dauerbetrieb. Diese kosten eher das Doppelte,“ schränkt Gunnar Fehlau vom pressedienst-fahrrad ein.
Die „Golf-Klasse“: Trekkingräder für 999 Euro
Eine der wichtigsten Eckpreislagen ist die um die berühmten tausend Euro. Hier findet man hochwertige Trekkingräder, die sich für den Stadt-, Touren- und leichten Reiseeinsatz eignen und mit aktuellster Technik ausgestattet sind. „Das Trekkingrad für ca. 1.000 Euro ist das Schweizer Messer des Fahrradmarktes, hier fragen besonders viele Kunden nach“, meint dazu Florian Nicklaus, Produktmanager beim Hersteller Staiger (www.staiger-fahrrad.de). „Die Trekkingräder in diesem Preisbereich müssen Alleskönner sein.“
Leichte Aluminiumrahmen herrschen vor, an denen sehr hochwertige Kettenschaltungen montiert werden. Auch die weiteren Ausstattungsdetails können sich sehen lassen: Bremsen werden oft hydraulisch betätigt, bei der Lichtanlage sind LED, Standlicht und sensorgesteuerte Aktivierung selbstverständlich; Finessen wie Tagfahrlicht trifft man auch schon an. Ein Beispiel für diese Fahrradklasse ist das „vélo.ax32“ von Staiger für 999 Euro.
Einstieg in den Radsport: Mountainbike und Rennrad für 999 Euro
Ob im Gelände oder auf der Straße: Sportliches Radfahren macht Spaß und hält fit. Wer ein Rennrad oder Mountainbike für den Freizeiteinsatz sucht, für den beginnt auch ab dem Bereich um 999 Euro die Umschau. Hier werden hochwertige Aluminiumrahmen eingesetzt, am Mountainbike mit Luftfedergabel, am Rennrad mit Carbongabel. Die Schaltungen sind mit zehn Ritzeln am Hinterrad auf gutem Mittelklasseniveau und am Mountainbike sind hydraulische Scheibenbremsen Standard. Auch jüngste Innovationen wie die Laufradgröße 27,5 Zoll sind anRädern wie dem Haibike „Edition RX 27,5“ (www.haibike.de) bereits umgesetzt. „In dieser Preisklasse sind die ambitionierten Einsteiger und Gelegenheitsradler, die technisch schon hohe Ansprüche stellen, unsere Zielgruppe“, weiß Christian Malik, Produktmanager bei Haibike.
„Gegenüber den teureren Modellen stehen die Rennräder um 1.000 Euro funktional nicht weit zurück. Sie wiegen lediglich etwas mehr und versprühen noch nicht den Rennsport- Charme der Carbonrahmen“, sagt Andreas Krajewski vom Hersteller Focus (www.focus-bikes.de) zu Einsteigerrennrädern wie dem Focus „Culebro SL 2.0“, das zudem auch farblich auf der Höhe der Zeit gestaltet sei.
Da bricht der Widerstand: E-Bikes ab 1.999 Euro
Die E-Bikes sind ohne Frage die Wachstumsmotoren des Marktes. Sie bieten ein ganz neues Fahrerlebnis und erschließen damit neue Käuferschichten. Folglich haben sich hier auch eigene Eckpreise herausgebildet.
„Bei den E-Bikes hat sich die Preislage um 2.000 Euro als besonders wichtig herausgestellt“, weiß Sven Bernhardt von Winora (www.winora.de). „Hier liegt der ernsthafte Einstieg ins elektrisch unterstützte Radfahren. Die Kunden erwarten erstklassige Funktion zu einem Preis, der für viele Haushalte im Rahmen dessen liegt, was man für ein klassisches hochwertiges Fahrrad aufwenden kann und will.“
Winora bietet in dieser har umkämpften Preislage unter anderem das „C2 AGT“ an. Das E-Bike ist mit Tiefeinsteigerrahmen und Federgabel voll auf Komfort getrimmt. Dieser Anspruch setzt sich auch bei der Nabenschaltung fort, deren sieben Gänge automatisch wechseln.
Eine Preisklasse höher (d.h. um die 2500€) siedeln sich die E-Bikes mit Premium-Antrieben an. Herstellernamen wie Bosch oder Panasonic sind verlässliche Marken, denen Kunden gern Vertrauen schenken. Insbesondere die Motoren des deutschen Industrieunternehmens sind somit auch zum Qualitätsmerkmal für hochwertige E-Bikes geworden. „Der Einstieg in die Bosch-Klasse liegt bei ca. 2.500 Euro“, erläutert Heiko Müller von der Darmstädter Firma Blue Label (www.r-m.de/bluelabel). Dafür bekommt man beispielsweise mit dem „Wave Hybrid City“ einen praktischen Tiefeinsteiger mit Bosch „Active Cruise“-Motor und Achtgang-Nabenschaltung, V- Brakes und zusätzlicher Rücktrittbremse.
Kurven räubern auf drei Rädern: Exoten für 1.999 Euro
Liegerad-Trikes machen als individuelle und schnelle Fahrradalternative von sich reden, glänzen mit innovativer Technik und sorgen für einmalige Fahrerlebnisse. Bei dieser Radgattung beginnt Fahrspaß an der Preisschwelle um die 2.000 Euro, wie Paul Hollants vom Liegeradspezialisten HP Velotechnik (www.hpvelotechnik.com) weiß: „Unser Gekko ist mit 1.990 Euro der Einstieg in die Klasse der flotten Dreiräder.“ Viele Kunden seien dann vom Trike-Fahrgefühl so begeistert, dass sie zu Upgrades,wie den hydraulischen Scheibenbremsen aus dem Baukastensystem von HP Velotechnik, griffen: „Die Preislage knapp unter 2.000 Euro ist hier im wahrsten Sinne des Wortes ein Einstiegspreis. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, leistet sich bei seinem zweiten Trike gerne auch mehr.“
Ein Herz für Details: Individualität lässt sich nicht ausrechnen
Manche Hersteller verzichten bewusst darauf, sich an Eckpreislagen zu orientieren. Besonders Anbieter hochwertiger Baukastenräder setzen stattdessen auf persönliche Beratung, Individualität und ein hohes Maß an Kundenzufriedenheit. So meint zum Beispiel Stefan Stiene von Velotraum (www.velotraum.de), einem Anbieter kundenspezifischer (Rad-)Lösungen:
„Unser Anspruch ist es, jedem Kunden ein genau auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Fahrrad anzubieten. Würden wir uns hier an bestimmten Preisschwellen orientieren, würden wir die Auswahl künstlich verkleinern und unsere Möglichkeiten beschneiden. Unser Schwerpunkt liegt stattdessen auf optimaler Ergonomie und Funktion, da interessiert der genaue Endpreis den Kunden erst in zweiter Linie.“
Dementsprechend vielfältig sind die Ausstattungsoptionen, mit denen sich jedes Velotraum-Fahrrad verfeinern lässt. Auch Anke Namendorf vom niederländischen Hersteller Koga (www.koga.com) gibt zu bedenken:
„Natürlich spielen Preise eine wichtige Rolle, für uns steht jedoch das Radkonzept im Vordergrund. Wir legen sehr hohen Wert auf Qualität, die Details und deren Umsetzung. Wenn ein Rad in eine Eckpreislage passt, wie unser Modell ‚F3 N3.0‘ für 999 Euro, ist das schön. Unser wichtigstes Kriterium bleibt aber das Streben nach Perfektion und wir sind uns sicher, dass unsere Kunden das honorieren.“
Quelle: Gunnar Fehlau/ Thomas Danz, Pressedienst Fahrrad; Pressemitteilung vom 13.03.2014