Design ist alles?
Wir haben die schicke POC AVIP Softshell Jacke durch den Matsch gejagt.
Ob Aussehen und Funktion stets vereint waren?
Lest selbst!
Der erste Blick:
Extravagant kommt die Softshelljacke vom skandinavischen Label „Poc“ daher. Fett gelabelt ist der Schriftzug „Poc“ an Arm und Rücken.
Als Material wählte POC 85% Polyamid und 15% Elastane.
Safety First: Die Labels reflektieren gut sichtbar, ebenso wie der Rückenbereich.
Dick auftragen mit Understatement gepaart- das ist der Charme von Poc.
Der Schnitt der Jacke ist sportlich gehalten, auffällig ist der Schnitt am Arm. Hier liegt die High Tech Jacke eng an, die Hand wird von der Jacke mit abgedeckt.
Die Größe fällt bei der POC-Jacke sehr klein aus. Mir passte Größe L – normalerweise trage ich M, eher aber S.
Der Stoff wirkt wertig, nur die ausgeschnittene Armbereiche machen einen unsauberen Eindruck.
Der Reißverschluss ist toll integriert und sticht mit seiner weißen Farbe ins Auge.
Wofür im Brustkorbbereich eine Stofffalte eingenäht wurde, konnten wir uns nicht ganz erschließen. (Hinweis des Herstellers vom 08.06.2015: Die Stofffalte ist dazu da, damit man sich das Trikot nicht in den Reißverschluss einzwickt.)
Einen zusätzlichen Windschutz hat der tolle Reißverschluss an sich nicht nötig.
Auch verhedderte sich die Stofffalte beim hastigen schließen des Verschlusses hin und wieder und franste etwas aus- Schade! Ebenso ist der Reißverschlusszipper mit Herbsthandschuhen etwas friemelig zu bedienen.
Wetterfestigkeit
Gleich auf der zweiten Fahrt mit der Poc schüttete es wie aus Eimern. Feinstes Aprilwetter gepaart mit sturmartigen Böen. Stress für die Jacke und zugleich Belastungsprobe.
An den Armen hielt die Jacke zuverlässig und lange dicht. Der Rückenbereich blieb auch trocken (wenn man nicht den Schweiß mitzählt – siehe Belüftung).
Der Stoff am unteren Rücken saugte sich förmlich mit dem Regen voll, auch meine Utensilien in der Tasche wurden feucht.
Auf dem Trail
Passform-super! Wetterfestigkeit-Klasse! Aber was ist mit Belüftung und den Fächern auf dem Rücken?
Verstaut man alles nötige für eine Ausfahrt in den Rückentaschen wird man schon im Stand skeptisch ob alles da bleibt wo man es platziert hat.
Zu Groß scheint die Tasche auf der linken Rückenseite geraten, zu lasch die Gummizüge in ihr. Die Vermutungen bestätigen sich: in ruppigen Trails, besonders in steilen Stücken, verabschiedet sich gerne das ein oder andere Utensil aus dem Beutel.
Es empfiehlt sich daher den Stauraum „vollzustopfen“ – in meinem Fall tat es oft eine Windweste – danach blieb alles sicher „an Bord“.
Trotzdem darf sich eine Softshelljacke in einem solchen Preissegment eine derartige Schwäche nicht leisten.
Wahrscheinlich haben sich die Entwickler im hohen Norden bei Poc eher auf den Rennradsport konzentriert. Hier sind derartige Erschütterungen selten und auch steile Passagen, wie sie beim Mountainbiken vorkommen, sind selten bis gar nicht zu finden.
Auffällig ist auch der tiefe Rücken/Rückseite der Softshelljacke. Dieser reichte bei mir sogar über den Sattel.
Ist man ohne Rucksack unterwegs und belädt die Jacke an den Hinterfächern voll, ist Vorsicht geboten. Durch den straffen Gummizug der für einen tollen Sitz am Hüftbereich sorgt, kann man am Sattel hängen bleiben. Geht es am Berg dann aus dem Sattel wird man kurz blockiert.
Zur Belüftung
Die Arme sind bei Pocs Softshell Jacke stets super belüftet. In kurzen knackigen Downhills wird nichts zu kalt, wird die Abfahrt länger kann es schon mal etwas frischer werden (9 Grad + starker Wind). Ansonsten super!
Auffällig ist der Stoff – andere Softshells neigen hier schwitzig zu werden. Nicht so die Poc AVIP.
Der obere Rückenbereich enttäuscht etwas. Dort, wo extra Belüftungswaben vernäht wurden, wird es bei sportlichen Uphills recht warm und der Schweiß rinnt den Rücken hinab.
Der untere Rückenbereich hingegen zirkuliert gut mit.
Im Nackenbereich schützt der Kragen spürbar vor Fahrtwind – Bei Ausfahrten über 10 Grad kann man getrost auf ein Halstuch verzichten.
Preis:
299,95 € ist der UVP des Herstellers.
Im Netz zahlt man ungefähr den gleichen Preis.
Fazit:
Tolle Passform und Extravaganz haben ihren Preis.
Die Poc AVIP Softshell ist eine tolle Jacke, die aber angesichts ihres Preises zu viele Schwächen offenbart.
Die Verarbeitungsqualität und die Anordnung von Taschen müssten im High End Softshelljackenbereich deutlich besser ausfallen.
Trotzdem ist die AVIP Softshell-Jacke ein toller Begleiter bei morgen oder abendlichen Fahrten und mauserte sich in den letzten Monaten zum Lieblingsbekleidungsstück zum Biken.