Es gibt viele unter uns, welche auch mit dem Fahrrad auf Reisen gehen. Auch hier wurde ein speziell auf die Bedürfnisse des Reisenden ein Fahrrad konzipiert.
Das Reiserad oder auch Randonneur genannt.
Dieser Radtyp kann sogar mit Gepäck von über 50 kg noch problemlos gefahren und was noch viel wichtiger ist auch gebremst werden.
Grundsätzlich werden an das Reiserad weit höhere Anforderungen gestellt, welche über die übliche Straßenverkehrstauglichkeit hinausgehen.
Allein schon der Rahmen muss für die Anbringung verschiedener Gepäckträgersystem ausgelegt sein.
Auch im voll beladenen Zustand muss das Reiserad ruhig und geradeaus fahren.
Die Ansprüche an die Komponenten sind auch sehr hoch. Diese sollten den Beanspruchungen von Fahrstrecken mit mehreren tausend Kilometern standhalten.
Hier einige Merkmale des Reiserades:
- steifer, langer Rahmen mit tiefer Tretlagerposition
- steife Laufräder mit widerstandsfähiger Bereifung
- besonders belastbare Felgen und Speichen
- wasserdichte Lager
- ergonomische Sitzposition um eine Erschöpfung des Fahrers zu vermeiden
- steiles Sattelrohr um die Kraftentfaltung beim Treten zu verbessern
- hochwertiger Sattel um Druckstellen am Gesäß zu vermeiden
- Lenker, welcher mehrere Griffpositionen ermöglicht und auch so einstellbar sein, dass neben der Haltung der Arme sich auch die Wirbelsäule variieren lässt
- Rennhaken für die Pedale welche das Fahren mit verschiedenen Schuhen ermöglicht aber dabei möglichst Kniebeschwerden vermeiden
- Schaltung welche fürs Gebirge aber auch für schnelle Fahrten geeignet ist
- Leistungsfähige Bremsen. Mit jeder einzelnen Bremse muss das Fahrrad bei Regen zum stehen gebracht werden. (Cantileverbremsen sind heute Mindesanforderung), Rücktritt und Trommelbremsen eignen sich nicht so sehr, da diese bei längeren Bergabfahrten durch Überhitzung zerstört werden könnten.
Auch Scheibenbremsen sind ungeeignet, da diese bei zu hoher Gepäckbelastung die Gabel und den Rahmen verbiegen könnten.
In Bezug auf die Scheibenbremsen muss darauf geachtet werden, dass die richtige Gabel sowie der richtige Rahmen verwendet wird.
Grundsätzlich ist bei der Bremsenwahl immer, wieviel Gewicht heruntergebremst werden muss und wohin man fährt (flaches Gelände „Low tech“, bergiges Gelände „Disc“).
- Stabile Gepäckträger mit fahrfreundlicher Gepäckverteilung
- Betriebssichere Beleuchtung
Das Reiserad wird selten mit den bekannten Federungssystemen ausgestattet, da dies zum einen mögliche Defektquellen und zum anderen die handelüblichen Federungssysteme auf dieses hohe Gewicht nicht ausgelegt sind.
Zudem wäre es ein Widerspruch in sich, dass Reiserad mit einer Federung auszustatten, da hier die Stabilität darunter leidet.
Großes Thema bei Reiserädern sind immer wieder die Komponenten. Hier einen guten Kompromiss in Sachen hohe Ansprüche und universeller Reparaturfähigkeit zu finden ist nicht immer ganz einfach.
Oft findet man daher an Reiserädern die hochwertigsten Komponenten von Rennrädern oder Mountainbikes, was natürlich auch auf den Preis von Reiserädern einen Einfluss hat. Dieser liegt meist im 4-stelligen Bereich.
Ein gutes Reiserad sollte an den Fahrer angepasst sein. Hier bestimmen die Oberkörperlänge und die Beinlänge des Fahrers die Rahmengeometrie.
Wenn man nun aber denkt, ich hab ja ein Serienrad und schraube einfach viele Gepäckträger dran, um mir somit ein Reiserad zu bauen, der ist auf dem Holzweg.
Aufgrund der größeren Belastungen welche solch ein Reiserad aushalten kann und auch muss, besitzt das Reiserad eine ganz andere Rahmengeometrie. Für den Rahmen werden Rahmenrohre mit dickerer Wandstärke verwendet. Es werden insgesamt stabilere Materialien verwendet.
Die einzelnen Belastungsgrenzen der Gepäckträger sind wie folgt:
- Gepäckträger hinten bis zu 40 kg, meist jedoch ca. 25 kg
- Gepäckträger vorne bis zu 10 kg
- Lowrider jeweils bis zu 12 kg
- Lenkertasche mit 2,5 kg
Auch hier gibt es natürlich Abweichungen zu den einzelnen Herstellern, weshalb die Werte lediglich als Anhaltspunkte zu verstehen sind.
Die genauen Belastungen sind immer den technischen Daten des Herstellers zu entnehmen.
Man sollte die Belastungen jedoch niemals überschreiten um ein sicheres Fahren, vor allem auch in Bezug auf die Bremsen, noch zu gewährleisten.
Günstig auf das Fahrverhalten kann sich ein Anhänger auswirken. Dort sollte dann auch das schwerste Gepäck verstaut werden.
Man sollte aber beachten, dass das Gesamtgewicht von Fahrer, Fahrrad und Anhänger mit Gepäck im Rahmen von ca. 150 -170 kg bleibt.
Oft werden aus Kostengründen bereits vorhandene Radtypen wie z.B. Rennrad, Trekkingrad oder Tourenrad, auf die Bedürfnisse des Reisenden angepasst.
Diese Räder sind aber nicht so sehr belastbar wie ein richtiges Reiserad, da sie ja schließlich nicht dafür ausgelegt sind. Der größte Vorteil daran ist, dass sie einfach leichter sind.
Ich bezweifle, ob die Meinung über Scheibenbremsen ( „die Gabel und den Rahmen verbiegen könnten“) den Sachverhalt umfassend und richtig wiedergibt. Eine Tatsache ist unstreitig : Scheibenbremsen belasten Nabe und Speichen stärker als Felgenbremsen ( Seitenzug-, Froschbein-,Vau-Bremse ..). Gleiche Bremskraft beim Kontakt Reifen/Straße angenommen, sind die Belastungen der Gabel und des Rahmens infolge der Verzögerung auch gleich ( der Schwerpunkt von Fahrer,Rad und Gepäck liegt etwa über dem Tretlager in 1m Höhe). Die Reaktionskräfte der Felgenbremsen belasten die Gabelscheiden (die Seitenzugbremsen wirken nur auf die Gabelkrone !) und die Sitzstreben als Querkräfte in voller Höhe. Diese Querkräfte erzeugen Biegemomente, die zudem noch die Lenkkopflager belasten. Die Scheibenbremsen können so gedreht werden, daß die Gabel- bzw. Sitzstreben-Belastung minimal wird. Tatsächlich sind die ausgeführten Bremsen so angelegt, daß sie nur einen kleinen Winkel zu Gabelscheide und Sitzstrebe haben. Das gilt auch dann,wenn die hintere Scheibenbremse innerhalb des Winkels Kettenstrebe/Sitzstrebe liegt. Die Reaktionskraft wird dann fast gänzlich von Längskräften in Gabelscheide oder Sitzstrebe (Kettenstrebe) aufgenommen. Es sei darauf hingewiesen, daß bei den üblichen linksseitigen Scheibenbremsen vorn ein Drehmoment ensteht, das die Gabel beim Bremsen nach rechts zu drehen versucht. Dieses Drehmoment muß der Fahrer am Lenker durch Gegendruck kompensieren. Das Drehmoment ist nicht sehr groß und durch den ca. 6-mal größeren Hebelarm am Lenker spürt der Fahrer die erforderlichen Kräfte kaum. Die einseitig auftretende Torsionsbelastung kann von dem geschlossenen Hohlprofil der linken Gabelscheide ohne größere Probleme aufgenommen werden.
Die Rahmen- und Gabelbelastungen schließen eine Verwendung von Scheibenbremsen am Reiserad nicht aus, eher die schon Rumhantiererei mit der Ölschmiere (Blasenbildung,Lecks, Ölwechsel..), andererseits fahren einige „Weltumradler“ die hydraulischen Magura Felgenbremsen. Wer Hydraulik nicht mag, für den gibt es mechanische Scheibenbremsen. Dieser Bremsentyp hat in Deutschland ,hervorgerufen durch billigste Baumarkt-Bremsen, zu Unrecht ein ganz übles Image. Von einer Amerikanischen Marke gibt es eine mechanische Scheibenbremse, die bei gleichem Preis den hydraulischen Konkurrenten ebenbürtig ist. Die Stärken der Scheibenbremsen liegen in der vom Wetter (trocken-naß) unabhängigen Bremsleistung, besseren Wärmeabführung und dem einfachen Austausch der Verschleißteile (Beläge und Bremsscheiben). Reifenplatzer infolge großer Hitze gibt es auch nicht. Bei der Felgenbremse lassen sich die Beläge ebenfalls gut erneuern, aber durchgebremste Felgenflanken verlangen neben einer neuen Felge auch den Neuaufbau des ganzen Laufrades. Scheibenbremsen haben ein höheres Gewicht als Felgenbremsen. Wenn das dem Radrennler eine Eule bedeutet, so könnte das dem Reiseradler eine Nachtigall sein. Eine sichere, zuverlässigen Bremse ist allemale ein paar Gramm Mehrgewicht wert, zumal ,wenn man irgendwo in der Pampas unterwegs ist.
Hallo Herr Schmitt,
vielen Dank für die ausführliche Darstellung in Bezug auf die Scheibenbremsen.
Ich habe die Beschreibung entsprechend angepasst und hierzu auch Rücksprache mit einigen Herstellern von Reiserädern gehalten.
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