4 Fahrradkuriere, 4 verschieden Typen von Fahrrädern in 24 Stunden von Graz/Österreich ans Meer.
Ob es funktioniert hat und wie, lest ihr in folgendem Reisebericht.
Viel Spaß!
Am Anfang stand die Idee….
Angefangen hat alles mit der fixen Idee heuer im Frühling, die sich fest in mein Gehirn gesetzt hat. Wie wäre es an einem Tag ans Meer zu fahren!
Da ich eigentlich nie Interesse an Langstrecken-Fahrradfahren hatte habe ich die Idee dann erstmal etwas beiseite geschoben. Aber da ich durch unseren Verein Veloblitz irgendwie immer mit Rennrad und Langstrecken-Diskussionen konfrontiert bin, habe ich dann immer wieder mal dran gedacht.
Natürlich musste die Aktion mit einem Fixie passieren, mit dem Rennrad schafft es ja jeder. Und es sollte nicht zu weit ans Meer gehen da ich es nicht übertreiben wollte und es ja nur ums Prinzip ging an einem Tag ans Meer zu fahren.
Irgendwann erzählte ich bei ein paar Bieren einem guten Freund von meiner Idee. Kurzerhand sagte er, dass er das Begleitfahrzeug fahren würde wenn ich es wirklich durchziehen wolle, da er die Idee super geil findet.
Auf einmal wurde aus einer nicht allzu genialen Idee ein richtiger Plan. Mir kam die Idee ,dass mein Bruder Willi bei so etwas bestimmt auch gern dabei wäre. So kam es dazu dass er das Begleitfahrzeug pilotierte.
Das wiederum hieß, dass mein Kumpel Branco mit dem Rad dabei sein konnte. Das alles passierte in wenigen Minuten in denen wir immer noch vor unserer Kurierzentrale saßen und Bier tranken.
Nachdem klar war dass wir zu zweit fahren würden und es anscheinend wirklich durchziehen wollten stieg sofort die Vorfreude und erste Ideen über die Route und das Ziel wurden ausgetauscht.
An die nördliche Adria sollte es gehen. Nicht länger als 24 Stunden wollten wir unterwegs sein, idealerweise an einem Tag am Meer.
Als wir drüber nachdachten dass wir eigentlich durch ganz Slowenien müssen, fiel uns auf dass unser Kollege Vid gerade bei uns saß. Da er gebürtiger Slowene ist, hatten wir gleich ein paar Fragen zur Route. Das lief darauf hinaus dass auch er sich für die Idee begeistern konnte und wir nun schon zu 3. im „Team“ waren.
Als das soweit geklärt war schaute ich mit Branco noch weiter ins „Musichouse“. Ein nettes Lokal wo man zu späterer Stunde hingeht um noch das eine oder andere Bier zu konsumieren. Dort trafen wir auf Paul einen Kollegen von uns der schon an mehreren Rennen teilgenommen hatte. Unter anderem Langstrecken. Natürlich war sofort klar dass er sofort motiviert für unsere Tortur war. Schließlich ist es für ihn ja gleichzeitig Vergnügen und Training für die heurige Rennsaison.
Die Planung
Jetzt hatten wir mal eine Gruppe die unterschiedlicher nicht sein konnte beisammen und trafen uns zur ersten Teambesprechung. Dabei wurde das Datum fixiert und die Route weiter ausgetüftelt. Schlussendlich wollten wir von Graz in der Steiermark, nach Piran in Slowenien fahren.
347km und 1800 Höhenmeter sollten es werden. Das klang für uns doch nach recht vielen Kilometern da außer Paul keiner von uns jemals mehr als 200km am Stück gefahren ist. Das eigentlich besondere an unserer Fahrt war ja ,dass wir alle mit unterschiedlichen Bikes fahren wollten.
Vid mit einem Singlespeed, Branco mit seinem Hybrid Prototyp MTB, Paul mit seinem Specialized Edel Carbon Renner und ich eben mit meinem Fixie.
Uns war von anfang an klar, dass es diese Fahrt in dieser Konstellation über so eine lange Distanz noch nie gegeben hatte. Irgendwie ein cooles Gefühl so ein Projekt durchzuziehen. Nach unserem zweiten Team Meeting war dann die Route soweit klar und wir freuten uns richtig auf unsere Fahrt. Als es dann soweit war spielte das Wetter leider total verrückt und wir mussten die Tour um 2 Wochen nach hinten verschieben.
Unser Team bestand mittlerweile eben aus uns 4 Fahrern, meinem Bruder Willi im Begleitfahrzeug und meiner lieben Freundin Jana und weiteren Freunden von uns die mit Autos, Zelt und Schlafsäcken vorfuhren um uns dann in der Nacht zu empfangen. Aber bis dahin sollte noch einiges passieren.
…es geht los…
Mittwoch Abend war ich extrem nervös. Denn am Donnerstag, welcher ein Feiertag war, sollte es um 06:30 im Augarten in Graz losgehen. Ich konnte schwer einschlafen doch irgendwie musste ich auch mal pennen da sonst ja gar nix gehen würde.
Also schlief ich dann irgendwann doch ein und wachte Donnerstag schwerst motviert auf. Schnell wurden letzte Sachen gepackt und ab ging es zu unserem Treffpunkt im Augarten.
Lustigerweise hat keiner von uns verpennt, was mich doch sehr verwundert hatte. Also starteten wir relativ pünktlich um 6:45 in eines unserer größten Abenteuer.
Am Anfang gab es nicht viel zu meckern wir starteten sehr stark und fuhren den Murradweg in Richtung slowenischer Grenze. Eigentlich fuhren wir meistens mit 30km/h manchmal ein wenig mehr manchmal ein bissl weniger.
Die Erste Pause kam dann direkt an der Grenze zu Slowenien und ca. 60 km Fahrtstrecke.
Dort trafen wir das erste Mal auf Willi und aßen etwas und verstauten unnötiges Gepäck im Betreuerauto.
Nächstes Ziel war die slowenische Stadt Maribor die wir dann auch relativ flott erreicht haben. Da wurde unser Boteninstinkt geweckt und wir fuhren wie die, Verzeihung, gesengte Sau durch die Stadt. Ampeln wurden nicht wirklich beachtet. Nach Maribor kamen wir in ein waldiges Hügelgebiet, dass mir und Vid ob der fehlenden Schaltung sehr zusetzte.
Da es mittlerweile auch schon relativ heiß war mussten wir kurz absteigen. Doch nach kurzer Verschnaufpause ging es dann relativ schnell wieder dahin.
Auf den breiteren Straßen in Slowenien war meistens Radfahrverbot, dass wegen fehlenden Alternativen oftmals ignoriert wurde. Dadurch kam es natürlich zu öfteren Hupkonzerten der Autofahrer. Doch was solls, da mussten wir durch. Doch ich war eigentlich immer wieder froh wenn wir über schmälere Straßen fuhren.
Die nächsten Orte die wir passieren mussten waren dann schon Celje und in weiterer Folge Ljubljana. In Ljubljana hatten wir bzw. ich einen kleinen Einbruch, der sich dadurch zeigte dass wir zu viert hinter einer älteren Dame herfuhren die genau 20km/h fuhr. Irgendwann haben wir aber dann doch unsere letzten Kräfte mobilisiert und sie überholt.
Kurz nach Ljubljana war dann auch klar dass wir unbedingt etwas essen mussten, da sonst die Laune und die Kraft den Bach runter geht. Also kurzerhand zum nächsten Mercator Markt und eine gute Käsesemmel gegönnt. Mhhh. War wirklich bitter nötig.
Im allgemeinen haben wir wohl viel zu wenig gegessen aber keiner von uns hatte wirklich Erfahrungen mit Radeln im Grenzbereich also hatten wir halt Bananen und Müsliriegel gefuttert. Die eine oder andere Semmel noch dazu und das war es. Etwas warmes wäre zwischendrin doch noch gut gewesen.
Kulinarisches Highlight der Fahrt war für mich persönlich aber der Krapfen am bekannten „Krapfen Pass“ in Slowenien. Den Trojane Pass kenne ich von Kindheitstagen an, aber natürlich sind wir ihn immer nur mit dem Auto gefahren.
Es war richtig geil den Pass mit dem Fixie hinaufzufahren und oben einen dieser legendären Krapfen zu genießen.
Die Abfahrt war dann jedoch etwas stressig ohne Freilauf aber he was solls. 57km/h Spitzengeschwindigkeit, da fliegen die Beine schon richtig.
Wir näherten uns immer weiter unserem Ziel und leider auch dem Ende des Tages. Die Sonne ging langsam unter. Wir wussten dass am Ende noch einige Bergwertungen auf uns warten würden und genau diese ragten bedrohlich vor uns aus der Abenddämmerung.
Okay in Wirklichkeit waren es kleine Hügel. Doch nach 270 km kommt einem ein Hügel schon mal richtig krass vor. Doch ab jetzt gab es kein Halten mehr. Scheinwerfer wurden montiert und das Tempo wurde nochmal richtig hoch. Wir konnten das Meer schon fast riechen. Auf jedem Hügel erwartete ich schon es zu sehen.
Meistens waren die Lichter dann nur die der Autobahn oder Schnellstrasse. Doch nach einem letzten Anstieg war es dann endlich soweit. Es war wohl kurz vor Mitternacht als wir das Meer das erste Mal sahen. Wir waren anscheinend kurz vor Triest, da wir unter uns die Stadt und auch das Meer sahen.
Ich muss sagen ich war den Tränen nahe. Dieser Anblick ließ mich nach der Qual von 320 km am Stück dann doch etwas emotional werden.
Die Abfahrt nach Triest hinein war richtig cool aber mit dem Fixie doch sehr anstrengend. Als ich nach einer gefühlten halben Stunde unten ankam hatte ich einen schlimmen Einbruch. Ich konnte nicht mehr weiter. Also hab ich mich entschieden ab hier ins Begleitfahrzeug einzusteigen. Ich war an einem Tag mit dem Fixie von Graz ans Meer nach Triest gefahren. Mein Ziel war erreicht.
Meine Kollegen fuhren dann noch weiter nach Piran. Eine Wahnsinns Leistung. Leider haben wir uns auf den letzten Kilometern noch oft verfahren.
Wir waren um ca. 23:45 in Triest. In Piran waren wir dann erst gegen 03:30 in der Früh. Normalerweise schafft man die Strecke Triest-Piran in deutlich kürzerer Zeit aber die Nacht und die Müdigkeit haben das ihrige dazu beigetragen. Doch am Ende des Tages haben wir es alle geschafft.
Ich war mit dem Fixie ans Meer gefahren und meine Kollegen sogar noch bis zum Campingplatz. Verrückt. Genial. Geil. So würde ich diese Fahrt und den darauffolgenden Urlaub beschreiben.
Denn jap, ab Freitag ging dann der Adria Urlaub los wie man ihn aus dem Reiseführer kennt. Bier, Essen gehen, schwimmen, Sonnenliegen, Bier, Essen gehen, schlafen. Ein Traum.
Danke an meine 3 Kollegen Branco, Vid und Paul für diese Hammer ErFAHRung.
Danke an meine Freundin Jana fürs Zeltaufbauen und die schönen Tage am Meer.
Danke an den Willi fürs Begleiten und Danke an alle anderen die bei diesem super Urlaub dabei waren!!
FACTS:
KM bis Triest 327, bis PIRAN ca. 360
Durchschnittsgeschwindigkeit bis Triest: 24km/h
Reine Fahrzeit bis Triest: ca. 13,5 Stunden
Wasserverbrauch: ca. 12 Liter 😉
Cooler Bericht, thank´s !