Wie jedes Jahr testet unser XC Fahrer Dominik auch 2014 wieder extrem leichte Luxusparts in seinem Rennalltag. In dieser Saison nimmt er die Carbonice Produkte „Wilde Hilde“, „Flotte Lotte“ und „Eva“ mit auf die Trails und Rennstrecken. Hier die ersten Erfahrungen…
Nachdem ich für unsere Redaktion nun schon einen Mcfk Leichtbaulenker, New Ultimate Parts und ähnliches jeweils eine Saison lang über Rennstrecken, Sprünge und Wurzelteppiche geprügelt habe, kann ich ohne Bedenken sagen, dass ein unwohles Gefühl im Magen auch bei einem nur knapp über 100g leichten Lenker eher unbegründet ist. Natürlich sollte man bei der Montage etwas genauer hinsehen und die Carbonparts pflegen bzw. gut im Auge behalten aber Biker, die meinen, dass solche Parts für härtere XC Gangarten nicht zu gebrauchen sind, sollten sich unsere Testberichte mal genauer ansehen!
Links zu unseren letzten Tests: hier gehts zum Mcfk Lenker und hier zu dem Testbericht der New Ultimate Parts.
Leichtbauparts unterscheiden sich nicht nur in Bezug aufs Gewicht und die Haltbarkeit. Dass es noch weitere spürbare Unterschiede gibt, zeigt auch dieser Testbericht der Carbonice Parts. Getestet wurde seit Beginn der Saison 2014 im Trainingsalltag und bei Renneinsätzen in Deutschen XC und Marathon Rennen, unter anderem der Internationalen MTB Bundesliga.
Die Carbonice Testparts für 2014 im Überblick:
Dem Traum etwas näher: Mit diesen Parts kann man (fast) schwerelos den Trail hinauf sprinten! 😉
Michael Holzner, der Gründer der Firma Carbonice aus Kirchheim Teck, rief mit einer eher schlichten Idee sein Unternehmen ins Leben. Er wollte die leichteste Umwerferschelle herstellen. Das Ergebnis war eine 4,5g Carbon-Schönheit. Getauft wurde sie auf den Namen „Adam“, der Beginn einer ausgereiften Produktpalette. Alle Teile werden in Handarbeit hergestellt und mit Labor- und Praxistests bis zur Serienreife ausgiebig überprüft.
Lenker „Wilde Hilde“:
- 6 Grad Biegung nach außen
- Testbreite 710mm (erhältlich in Breiten zwischen 640 und 750mm und als Riser)
- UD Optik (erhältlich auch 3k Weboptik)
- Gewicht: 129g
- Besonderheit: Spezieller Lagenaufbau soll Schläge und Belastungsspitzen etwas abfedern, im Wiegetritt jedoch Steifigkeit bieten
- Preis: 199,95€
Sattelstütze „Flotte Lotte“:
- Länge: 420mm (erhältlich auch in 250,350mm)
- Durchmesser: 31,6mm (erhältlich auch in 27,2mm)
- UD Optik (erhältlich auch in 3k)
- Titanschrauben
- Gewicht: 136g
- Preis: 279,95€
Sattelrohrklemmung „Eva“:
- Durchmesser: 34,9mm (erhältlich auch in 31,8 oder Sonderanfertigung)
- Aluschraube in den Farben schwarz, silber oder rot
- Gewicht: 4,5g
- Preis: 73,95€ für Standardmaße
Lobenswerter Kundenservice: „Crash Replacement“, innerhalb der dreijährigen Garantielaufzeit kann ein Kunde im Falle eines Sturzes vergünstigt Ersatz erwerben. Bis ein Jahr nach dem Kaufdatum 40%, zwei Jahre danach 30% und drei Jahre danach noch 25% günstiger. Ein Service, der sich auszahlen kann.
Die Testerfahrungen:
Was müssen Lenker und Sattelstütze eigentlich leisten? Auf jeden Fall müssen Sie mehr können, als einfach nur zu halten. Die Optik muss passen, das Gewicht und die Ergonomie ebenfalls. Manchen Produkte können sogar noch durch geplanten Flex etwas Komfort bieten und dennoch steif sein. Alle Attribute können nur die wenigsten vereinen und so sollte der Biker auch auf diese Parts besonders Acht geben, zumal ein Defektes ungünstige Folgen haben kann. Der Gewichtsvorteil von Luxusparts der Marken Mcfk oder Carbonice ist nicht zu unterschätzen, so lässt sich mit einer Sattelstütze schnell mehr als 100g, beim Lenker ebenfalls mehr als 150g und auch bei der Sattelrohrklemmung 40g sparen.
Bei der Montage der Carbonice Parts machte ich keine negativen Erfahrungen. Den Produkten liegen ausführliche Montageanleitungen und auch Carbon Montagepaste bei. Besonders ist jedoch, dass der Lenker mit einem hohen Drehmoment von 6-8 Nm angezogen werden darf, viele andere Carbonlenker lediglich mit 4Nm. Dies hängt mit einer extra dicken Bauweise im Klemmbereich zusammen, um dieser Schwachstelle entgegenzuwirken. Schraubgriffe dürfen ebenfalls bedenkenlos verwendet werden.
Der Steg der Sattelstütze ist absichtlich sehr schräg in das Stützenrohr eingesetzt, sodass die waagerechte Sattelmontage erleichtert wird. Zwar lässt sich so die vordere Schraube nicht mehr so einfach erreichen aber gemäß der Montageanleitung soll das nötige Drehmoment mit der hinteren Schraube erreicht werden. Die vordere Schraube zieht sich zeitgleich mit fest. Die Montage geht somit leicht von der Hand. Der Sattel-Verstellbereich der Sattelstütze ist wie bei anderen dieser Bauweise, da die Klemmung breiter ausfällt, zwar etwas kleiner aber ich fand stets die richtige Position. (obiges Bild: (c) Feistel Racing)
Die Optik der Parts kann direkt begeistern. Die Verarbeitung ist sauber, was eine schöne UD Optik des Carbon bewirkt. Wer mag, kann auch eine 3D Gewebeoptik wählen. Zum perfekten Anpassen an die restliche Optik des Bikes, stehen außerdem für die Sattelrohrklemmung verschiedene Schraubenfarben bereit. Die Carbonice Schriftzüge sind schön dezent, was zu einer cleanen Optik führt. Aus Gewichtsgründen sind die Aufkleber nicht unter Lack und wer mag, kann die Parts somit komplett cleanen. Im Testalltag zeigte sich jedoch ein negativer Aspekt der Aufkleber. Da sie von keiner Lackschicht geschützt sind, riss an der Sattelstütze der Aufkleber ein, bevor dann sogar eine ganze Hälfte abriss. Auf Anfrage bei Carbonice konnten wir jedoch erfahren, dass der kleine Aufkleber problemlos nachträglich erhältlich ist.
Bereits bei den letzten Lenkertests mussten wir feststellen, dass die Kabelbinder der Startnummern leichte Scheuerstellen am Lenker hinterlassen. Von diesem Problem ist auch der Carbonice Lenker betroffen, die sichtbaren Spuren fallen jedoch nicht all zu stark wie beim New Ultimate Lenker aus.
Doch nun zu den wirklich wichtigen Dingen. Den Erfahrungen auf dem Trail und im Renneinsatz. Zur absoluten Vorraussetzung für einen Lenker hat sich für uns mittlerweile eine Breite von mindestens 680mm gemacht. Die „Wilde Hilde“ Flatbars sind sogar bis zu 750mm erhältlich und es stehen viele Lenkerbreiten zur Verfügung. Die Biegung des Lenkers ist mit 6 Grad eher schwach ausgeprägt und mag für manche Fahrer eventuell eine Nuance unbequemer sein als ein 8 Grad Lenker. Es zeigte sich jedoch in Gesprächen mit anderen Bikern, dass dies wohl eher eine Geschmackssache darstellt.
Ein besonderer Lagenaufbau des Lenkers soll Belastungsspitzen entgegenwirken und diese etwas „wegfedern“. Erhöhter Komfort ist das Ergebnis. Wunder kann man zwar nicht erwarten aber im genauen Vergleich ist ein kleines bisschen mehr Komfort als bei massiven Aluminium-Lenkern zu spüren. Insgesamt ist der sehr leichte Lenker aber im Wiegetritt oder schnellen Kurven nicht weniger steif als die Konkurrenz. Die Fahreigenschaften sind normal und auf dem hohen Niveau der Konkurrenz.
Nun zur Sattelstütze „Flotte Lotte“. Zur Erinnerung sei noch einmal gesagt, dass wir als Testbasis ein Focus Carbonhardtail verwenden. Benötigt wurde eine lange 410mm Sattelstütze mit 31,6mm Durchmesser. Erstaunlich, denn die Tatsache, dass man eine dicke 31,6mm und keine für Komfort sprechende 27,2mm Sattelstütze unter sich hat, vergisst man schnell. Die Sattelstütze bietet so einiges an Komfort. Beim sitzenden, schnellen Pedalieren über Wurzeln kommt man spürbar bequemer als mit einer New Ultimate Sattelstütze voran. Sehr gut und das Gewicht der Stütze ist ebenfalls Klasse! Lästiges Knarzen und Knacken konnte ich nicht feststellen. Die Sattelrohrklemmung „Eva“ zeigte sich im Test sehr zuverlässig und unproblematisch. Es gilt die Devise: Montieren, vergessen und am Gewicht, sowie der Optik erfreuen.
Bezüglich der Dauerhaltbarkeit der Parts werde ich in einigen Monaten noch einen Testbericht nachreichen, da die bisherigen vier Monate für eine verlässliche Aussagen noch nicht genügen. Bisher haben die Testprodukte jedoch bereits deutlich mehr als eine Hand voll XC Renneinsätze, darunter auch die Internationale MTB Bundesliga in Heubach und Deutschland Cups überstanden. Ein kleiner Sturz vor einigen Wochen konnte den Parts ebenfalls nichts anhaben.
Fazit nach der ersten Testphase:
Die Carbonice Parts bleiben nicht nur aufgrund der besonderen Namen im Gedächtnis. Die Verarbeitung und die Optik sind bis auf die Aufkleberproblematik auf hohem Niveau. Besonders begeistert das kleine Plus an Komfort der Sattelstütze, das diese von der Konkurrenz abhebt. Nach den ersten vier Monaten Testeinsatz lassen sich trotz hartem Renneinsatz noch keine Blessuren erkennen. ->Qualität handmade in Germany.
Wir empfehlen die Parts gerne für gewichtsbewusste Racer, die mit Carbonice dem Ziel „Schwerelos den Berg hinauf sprinten“ etwas näher kommen wollen.
[box type=“info“]Dieser Testbericht stellt nur meine ersten Erfahrungen nach wenigen Monaten Testeinsatz dar. Nach dem Saisonende werde ich einen weiteren Bericht erstellen, der dann auch auf die Dauerhaltbarkeit eingeht und die bisherigen Erfahrungen bestätigt oder widerlegt. [/box]
weitere Carbonice Produkte und Infos unter: www.carbonice.net
Kleiner Preis-/ Gewichtsüberblick in Bezug auf die Marken Mcfk und New Ultimate:
New Ultimate Flatbar Evo 700mm (UD): 159€, 121g
Mcfk Flatbar 680mm (3k): 198€, 122g
Carbonice „Wilde Hilde“ 710mm: 199€, 129g
Sattelstütze New Ultimate Evo 410mm (UD): 249€, 130g
Sattelstütze Carbonice 420m (UD): 279,95€, 136g
Sattelstütze Mcfk 400mm (UD): 298€, 116g
Sattelrohrklemmung: Mcfk: 75-89€; Carbonice: 73,95€
Bilder: (c) Dominik Voss (rund-ums-rad.info), abgesehen von:
Bild 6: (c) Feistel Racing
Bild 10: (c)Robert Timmermann; www.robmeyer.de
Wir haben ähnliche Erfahrungen mit den Parts von Carbonice gemacht. Toller Test, Fahrten in der Praxis sagen meist mehr als Tests auf irgend welchen Maschinen. Was ist schon praxisnäher als die Praxis selbst!
Dominik, danke für den Testbericht. War für mich informativ. Qualität aus Deutschland ist mir sehr wichtig und die Aufkleberproblematik für mich irrelevant. Danke!
[…] Seit ein paar Wochen kann ich endlich wieder ohne Schnee und Eis meine Lieblingstrails in den Mittelgebirgen genießen. Obwohl ich die drei leichten Anbauteile des Herstellers Carbonice nun etwa ein Jahr im Testeinsatz habe, begeistern sie mich immer noch mit gutem Komfort, einer schönen Optik und natürlich auch mit ihrem erstklassigen Gewicht. Der 710mm breite Lenker “Wilde Hilde” wiegt gerade einmal 129g und die Sattelstütze “Flotte Lotte” nur 136g! Passend zu den prägnanten Bezeichnungen der Parts kann man es auf dem Trail richtig krachen lassen. Den harten Cross-Country Dauereinsatz über Wurzelteppiche, Sprünge und Drops steckten die Parts problemlos weg. Mein Tip für Cross-Country und Marathonracer, die das Gewicht ihres Bikes für den nahenden Saisonauftakt bis ans Limit bringen möchten. (Link zum Testbericht) […]