Sie sind das Herzstück jedes Fahrrads und maßgeblich für gute Fahreigenschaften verantwortlich. Steifigkeit für präzise Linienführung, direkte Kraftübertragung und gute Beschleunigung gehören zu den Attributen eines guten XC Laufradsatzes. In der high-class möchte sich auch der Token MTX C18CR mit seinen leichten Carbonfelgen ansiedeln. Wir haben ihn eine Saison lang im Renneinsatz getestet…
Facts/ Technische Daten
Der erste Blick fällt zweifelsohne auf die formschönen Carbonfelgen des Token 29″ Laufradsatzes. Glänzend lackiert und mit optisch passenden Decals verziert, machen diese so einiges her. Das durchblitzende Carbongelege wirkt nicht zu aufdringlich und offenbart dennoch die Exklusivität. Uns gefällts.
Montiert ist der Laufradsatz mit bewehrten Sapim CX-Ray Messerspeichen (32 je Laufrad, dreifach gekreuzt) und Naben aus dem eigenen Hause.
Dem Trend folgend weisen die Felgen ein eher breites Profil auf, mit einer inneren Breite von 21mm. Dies soll helfen, breite Reifen trotz niedrigem Luftdruck sicher auf der Felge zu halten. Die Breite von 21mm ist im Konkurrenzvergleich im guten Durchschnitt und sollte der Theorie nach für gute Eigenschaften sorgen. Das Profil ist 18mm hoch und das Felgengewicht mit 355g äußerst leicht. Zudem soll ein besonderes AVT Material (Anti-Vibration-Technology) für geringere Vibrationen im Rad sorgen. Das Material wird im inneren der Felge mit dem Carbon verbunden und zeichnet sich durch enorme Stärke (8 mal so stark wie Stahl), Temperatur- und Stoßresistenz aus.
Bei den Naben setzt Token ebenfalls auf eine hohe Haltbarkeit. „Statt die leichtesten Naben zu konstruieren, bauen wir sie lieber etwas schwerer und dafür haltbarer, denn: Laufen macht einfach keinen Spaß und Laufen während man sein Rad schieben muss, ist das schlimmste!“, so der Hersteller.
Um solchen Problemen vorzubeugen, werden „Premium Lagerungen“ mit aufwendiger Dichtung gegen äußere Einflüsse verwendet. Die Naben sind dank Adapter mit mehreren Achsstandards kompatibel. Zudem ist auch ein XD Freilauf für SRAM 11-fach Kassetten erhältlich.
Das letztendliche Gewicht unseres 29“ Exemplars für 15mm Steckachse in Front und für 12x142mm Achsen im Heck inklusive Token Felgenband liegt bei 1602g (Felgenbandset etwa 45g). In Anbetracht der leichten Felgen und Speichen, sowie dem hohen Preis von 1699€ ist dies kein rekordverdächtiger Wert. Auch ausreichend steife Aluminium-Laufradsätze können dieses Gewicht erreichen. Bei den Naben gibt es definitiv Nachholbedarf in Punkto Leichtbau, Felgen und Speichen sind erstklassig leicht.
Auf den Laufradsatz gewährt Token zwei Jahre Garantie, freigegeben ist er bis maximal 90kg Fahrergewicht.
Auf dem Trail – Praxistest
Reifen, Kassette und Bremsscheiben montieren und ab auf meine XC Hausrunde im Teuto bei Bielefeld. 200 Höhenmeter bei gut 3km Länge, Wurzel- und Steinpassagen, sowie giftigen Anstiegen. Die erste Probe für die fabrikneuen Räder.
Am sogenannten Rinderclimb neben dem Tierpark ziehe ich direkt die Blicke der Vierbeiner auf mich, denn mit einem harten Antritt geht es in den Anstieg. Das geringe Gewicht der Laufräder macht sich schnell bemerkbar, die Beschleunigung ist gut. Zudem rasten die Sperrklinken im Freilauf angenehm schnell ein und sorgen so für eine ungedämpfte Kraftübertragung, die dank guter Steifigkeit nicht verpufft. Soweit alles ordentlich und gut aber ein paar Gramm weniger Gewicht würden das gewünschte Aha-Erlebnis gegenüber günstigeren Alu-Laufradsätzen nochmals steigern.
Nach etwas Erholung auf einem Kammweg stürze ich mich in die erste flowige Abfahrt, gefolgt von einem ruppigen mit Wurzeln bespicktem Downhill. Nach hartem Anbremsen drücke ich das Rad in die erste geshapte Serpentine der Strecke. Hier macht sich die hohe Steifigkeit der Räder bemerkbar. Im Vergleich zu manchen leichten Alu-Laufradsätzen ist die Torsions- und Biegesteifigkeit sehr hoch, was letztendlich eine präzise Linienführung ermöglicht. Ein Grund hierfür ist auch die bewährt hohe Anzahl an Speichen: 32 Stück verbinden Felge und Nabe. Die Laufräder folgen zuverlässig jeder Lenkbewegung auf dem Trail.
Die Breite der Felgen steuert ebenfalls zur hohen Steifigkeit bei, denn sie hält auch bei niedrigen Luftdrücken den Reifen fest und verstärkt so das direkte, keineswegs schwammige Fahrgefühl.
Insgesamt ist die Performance bergab durchaus gelungen und der Gesamteindruck nach der ersten Trainingsrunde sehr gut.
Auch im weiteren Testverlauf zeigte sich der Token C18CR Laufradsatz als guter Begleiter für den härteren MTB Cross-Country Einsatz.
Verarbeitung und Dauerhaltbarkeit
Bei einem Laufradsatz dieser Preiskategorie fällt die Begutachtung der Verarbeitung beim wählerischen Kunden natürlich umso größer aus. Schlechte Aufkleber oder Lackqualitäten wären ein großes No-Go. Bei der Verarbeitung lässt Token jedoch keine Wünsche offen. Die aufwendigen Aufkleber sind unter Klarlack geschützt, der sich auch nach mehrmaligem Kontakt mit dem Reifenheber nicht abreibt. Auch die Nabe mit gelasertem Logo sieht nach dem Dauertest noch super aus. Lediglich kleine Fertigungstolleranzen stören etwas. Im inneren der Nabe, abseits der wichtigen Kontaktpunkte und der Achsadapter, befindet sich eine Hülse, dessen Funktion uns noch etwas unklar ist. Auf jeden Fall sitzt sie nicht ganz passgenau und die Achse kann beim Einschieben gegen sie stoßen. Teils gelingt die Montage so nicht auf Anhieb. Hat man die Achse jedoch fest montiert, klappert nichts mehr und das Problem ist vergessen.
Im Dauertest mussten die Laufräder neben etlichen Trainingsfahrten auch das Etappenrennen Zillertal Bike Challenge und mehrere Deutschland Cup Cross-Country Wettkämpfe überstehen. Steinfelder und knöchelhoher Schlamm zerrten an der Haltbarkeit.
Die von Token mit dem Prädikat „Premium Lagerung“ versehenen Naben machten ihrer Bezeichnung alle Ehre. Nach einer Saison Renneinsatz laufen alle Lager noch super und der Freilauf macht ebenfalls keinerlei Probleme.
Etwas höhere Bedenken hatte ich persönlich gegenüber den Carbonfelgen. Doch auch diese bestätigten sich letztendlich nicht. Schäden suchte ich bei der letzten Begutachtung vergeblich und das trotz einiger heikler Erlebnisse, wie beispielsweise im Grenzbereich mit dem ehemaligen deutschen XC Meister Schulte-Lünzum: Verzweifelt versuchte ich bei einer Trainingsrunde irgendwie sein Hinterrad zu halten, bemerkte dann aber schnell, dass sein Speed keinen Platz für Fahrfehler lässt. Etwas überfordert übersah ich einen groben Stein auf dem Trail und mein Hinterrad schlug mit voller Wucht auf. Keine Frage, dass der Latexschlauch einen Snakebite erlitt. Die Carbonfelge machte die Tortur dennoch problemlos mit. Dies nur als kleines Beispiel für die Widerstandsfähigkeit, die außerdem auch kleinere Stürze nicht ins Wanken brachte.
Fazit
Der Token Laufradsatz C18CR ist ein steifer Carbonlaufradsatz für den härteren Cross-Country Einsatz. So schnell kann diesem teuren Laufradsatz nichts anhaben und die Steifigkeit sorgt für gute Downhill-Eigenschaften. Nur das etwas hohe Gewicht von 1602g (inkl. Felgenband) dämpft das Gesamtfazit für extreme Leichtbauer, die sich die beste Beschleunigung wünschen.
Details
- 29“ Laufradsatz mit Clincher Felgen (für normale Reifen) aus Carbon
- 1602g (inkl. Felgenband, Front: QR15 Achse, Heck: 12x142mm Achse)
- Naben mit Premium Lagerung
- 32 Sapim CX-Ray Speichen (dreifach gekreuzt)
- Felgenbreite 21mm innen, 26mm außen
- Gewicht der Felge nur 355g
- Carbonfelgen mit AVT (Anti-Vibration-Technology)
- 2 Jahre Gewährleistung, bis 90kg zugelassen
- mitgeliefert: drei Ersatzspeichen und Nippel, sowie Adapter für Schnellspanner
- UVP: 1699€
Herstellerwebsite: www.tokenproducts.com
[…] besser als bei so manchem leichten Alu-Laufradsatz aber so steif wie der zuletzt getestete Token MTX ist der Rolf Prima nicht. Anstatt der 32 Speichen des Token drehen sich hier nur 24 und eine etwas […]