Der Druck muss stimmen! Sonst rollt es schlecht oder im schlimmsten Fall eben auch gar nicht. Während unterwegs kleine Handkompressoren quasi zur Basisausstattung eines Radsportlers gehören, sollte daheim eine gute und qualitative Standpumpe für den nötigen Druck im Reifen sorgen.
Hersteller VeloWurks® bietet mit der PRIME Floor Pump (zu deutsch: Standpumpe) eine qualitativ hochwertige Standpumpe im 1920er-Jahre Retro-Design für Velophile an, die nicht nur elegant ausschaut, sondern auch richtig für Druck sorgt. Bei den meisten wird – so behaupte ich – ein Kompressor der mechanisch-elektrischen Art wie beim Zweiradmechaniker des Vertrauens eher weniger zur Grundausstattung gehören. Deshalb ist die manuell betriebene Standpumpe das Mittel der Wahl, wenn es an Luft im Schlauch mangelt. Aber welche Pumpe soll es denn eigentlich sein? Eher für schmale Pelle oder voluminösere Bereifung? Für welches Ventil, oder welche Ventile (Auto-Ventil (AV, sog. Schraderventil) oder französisches Ventil (Sclaverandventil, SV)? Den Pumpkopf auf das Ventil klemmen oder schrauben? Für welchen Einsatzbereich benötige ich sie – als Ausstattung des Wettkampfbegleitmobils oder als luxuriöses Wohnungsdekor? Und vor allem: wie viel darf so ein „Pümpchen“ kosten?
1×1 des Standpumpenkaufs
Fast jeder namhafte Hersteller der Fahrradbranche bietet unterschiedliche Standpumpen im Sortiment an. Und immer wieder kommen Neuheiten in dieser Kategorie des Radequipments auf den Markt. Wie bei vielen anderen Radsportprodukten auch gilt für Standpumpen also auch die Losung „Du hast die Qual der Wahl“.
Um die Qual etwas zu verkürzen, die Kaufentscheidung ein wenig zu erleichtern und auch so manchen Fallstrick aufzuzeigen, hier ein paar nützliche Hinweise und Tipps.
1. Ventilköpfe. Gerade diese spielen eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Denn das verbaute Ventil gibt nicht nur an, welchen Pumpenkopf man benötigt, sondern auch welche Pumpleistung mit der Standpumpe erzeugt werden müsste. Das „klassische“ Sclaverandventil, das sog. französische Ventil oder auch Rennradventil, benötigt beispielsweise eine Felgenbohrung von 6,5 mm und hält einem Druck von maximal 15 Bar stand. Auf Grund seiner Bauart ist dieses Ventil besonders für Reifen mit hohem Reifendruck, wie z.B. bei Rennrädern üblich, geeignet. Die Pumpenkopföffnung ist dabei – Ventilbauart bedingt – knapp 4 mm groß.
Das Schrader- oder Prestaventil hingegen weist eine Felgenbohrung von 8,5 mm auf und ist bis zu 6 Bar belastbar. Dieses Fahrradventil wird standardmäßig in Autos eingesetzt und ist daher auch unter dem Namen Autoventil oder auch AV-Ventil, bekannt. Klarer Vorteil dieses Ventils: es kann an jeder Tankstelle mit den vorhandenen Systemen befüllt werden. Die Pumpenkopföffnung ist hier breiter (5mm, dafür nicht so tief und weist einen Dorn in der Mitte auf, mit dem der Ventil- bzw. die Luftfluss reguliert wird. Verbaut sind AV-Ventile häufig in Mountainbikes (Enduro, All-Mountain).
Ergo: wer mit dem Mountainbike unterwegs ist, braucht kaum eine Luftpumpe, die bis zu 20 Bar in die Reifen pressen könnte. Umgekehrtes gilt für Rennradler und Crosser, die beim Pumpenkauf solch ein Model bevorzugen sollten. Achten sollte man aber auch darauf, dass man mit der Pumpe zurechtkommt, da die Bedienkräfte nicht zu hoch ein sollten.
2. Der Pumpkopf. Viele Standpumpen bieten aber auch den Service für beide gängigen Ventiltypen geeignet zu sein. Dieses entweder über einen Adapter oder einen doppelseitigen Pumpkopf. Entscheidend bei Kombipumpköpfen: wird aufgeschraubt oder aufgeklemmt? Der Pumpenkopf selbst sollte zunächst dicht verarbeitet sein. Am besten aus einem Guss, also ein Bauteil, von dem nichts abbrechen kann. Die Aufnahme des Ventils – geklemmt oder geschraubt – hängt vor allem von der Ventilbauart ab. Aber auch von der Variabilität des Einsatzes. Hinzu kommt dann die Verarbeitung und das gewählte Material der Pumpe.
3. Das Material. Bei den Materialien finden sich PVC-/Kautschukmischungen neben Chrom und vernickeltem Stahl ebenso wieder, wie div. Gummimischungen und Textil oder gar Holz und Kork. Die Designer schöpfen hier ihre kreativen Potentiale voll aus. Nützlich ist es natürlich auch, wenn man weiß, wieviel Druck überhaupt im Reifen ist.
Dazu ist 4. ein Manometer an der Pumpe unerlässlich. Und spätestens JETZT trennt sich im Produktangebot die Spreu vom Weizen. Denn sprichwörtlich große Unterschiede gibt es in der Größe und Bauweise des Ziffernblattes. Ob feingliedrig, zu klein, nur für eine Skalierung (bar/ psi) geeicht oder gar schlicht ungenau – hier sollte man wirklich genauer hinsehen.
Last but not least sollte neben diesen technischen Gegebenheiten auch 5. die Ergonomie nicht vergessen werden. Denn mindestens genauso entscheidend wie die Verarbeitung des Produkts sind dessen Maße. Zum Beispiel die Höhe – ist die Pumpe individuell eher zu hoch oder zu niedrig? Wie ist der Griff – greift es sich angenehm oder hat man nach zwei Hüben schon Schwielen an den Handflächen? Ach und die Standfestigkeit! Wackelt die Pumpe leicht bei jedem Hauch oder steht sie solide und fest am Boden? All das sind Aspekte, die oftmals den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Lust und Frust ausmachen (können).
Qualität hat ihren Preis
Das gilt auch bei diesem Veloequipment. Die Preisspanne kann hier deutlich auseinander gehen. Das hängt natürlich vom Hersteller und vom Material, aber auch vom Einsatzbereich ab. Schon alleine, wenn man die oben genannten Punkte einer Checkliste abgleicht, fallen manche Pumpen individuell durchs Suchraster. Zurück zur Erwerbung des „Pümpchens“ selbst. Ob online bestellt oder im Fachhandel bezogen, schwankt die Preisspanne von 5 Euro aufwärts bis zu Summe von 150 Euro oder gar 180 Euro, die man gut und gerne für so einen Luftikus hinblättern kann.
Beim Kauf sollte beachtet werden, für welchen Einsatzbereich man die Pumpe benötigt. Kommt sie alltäglich zum Einsatz, wird gar auf Reisen mitgenommen oder dient sie auch als schmuckes Dekorelement in der Velonistiwohnung? In jedem Fall sollte man mit dem Material – egal welche Witterungsbeständigkeit die Werbungen versprechen! – pfleglich und sorgsam umgehen. Anbauteile aus Gummi unterliegen leider einer höheren Witterungsanfälligkeit und drohen damit, schneller porös zu werden. Anbauteile aus Metallen unterliegen aus selbem Grund einer schnelleren Korrosionsanfälligkeit. Und bei Plastik sollte man auf verstecke Weichmacher oder Säulbruchstellen achten. Insbesondere Verbundelemente sollten sorgfältig darauf geprüft werden.
Deshalb unser dringender Tipp: Lasst euch gut im Fachhandel beraten und nutzt ggf. auch die Chance, unterschiedliche Fabrikate vor Ort zu testen. Das lohnt sich. Vielleicht nicht zwingend für den Geldbeutel, aber fürs Gemüt.
PRIME Floor Pump – Lieferumfang und Ersteindruck
Im Mittelpunkt der Produktauswahl der U.S.-Firma VeloWürks steht eine große Auswahl von Produkten aus den Kategorien rund ums das Thema Bereifung: Neben Dichtstoffen, Reifendecken und Schläuchen bietet VeloWürks eben auch Pumpen an. Der Fokus der Firma liegt dabei auf der Bereitstellung außergewöhnlicher Produkte, die Räder und Fahrer stilvoll in Bewegung halten. In Europa ist die Firma bis auf Fixi- oder Retrofans bisher relativ unbekannt.
Die PRIME Standpumpe lässt sich im Ersteindruck als stilvolle, wie schnörkellose Standpumpe beschreiben, die im klassischem Design vor allem Retrofans und stilbewusste Radler anspricht. Die Komposition aus überwiegend geschwungenen Formen einer materialsichtigen Aluminium- und Stahlkonstruktion in schwarz/metallic wird von einem mit roten Textil umhüllten Gummischlauch samt Aluminiumpumpkopf abgerundet.
Drei leicht gewinkelte Standfüße fungieren als Basis der Pumpe. An die Basis schließt ein etwa 65 cm großer Standzylinder an (Gesamtmaß der Pumpe 75 cm). In dieser einkolbigen Luftkammer, welche von innen wie außen schwarz eloxiert ist, wird mittels einer Kolbenwelle die Luft komprimiert. Der zweigeteilte, ergonomisch geformte Griff aus materialsichtigem eloxiertem Metall (vermutlich beschichteter Stahl) schliesst den Handkompressor hab.
Aus den drei Standfußplatten (gummierte, runde Platten) eingelassen in verchromte Stahlrohre (ø 0,5 cm) formt sich ein Bogen zum Luftkammerkolben auf und umschliesst diesen ringförmig. Auf diesen Bogen und verbunden mit der Luftkammer ist das Manometer angebracht. Das Manometer ist aus Mattmetallik (nicht näher erkennbar) mit Plexiglasschutzscheibe gefertig. Die Skalierung des Ziffernblattes ist gut lesbar (schwarz/rot auf weissem Grund, Ø 8 cm). Das Pumpvolumen beträgt maximal 250 PSI bzw. 18 Bar.
Zwischen Manometer und Luftkammer liegt der Aluminiumanschluss für den aus Gummi mit roter Textilummantlung bestehenden Luftschlauch. Mittels eines schwarzen Plastikschubers kann der Schlauch über eine Mulde am Griff gezogen fixiert werden.
Luft kann mittels des relativ großen Pumpkopfes (Aluminium?) eingefüllt werden. Der Pumpkopf ist für die zwei Ventilsysteme (Presta- und Schrader-Ventile) nutzbar. Ein Schnellspannverschluss dient sowohl dazu den Pumpkopf am Ventil zu fixieren, als auch das ungenutzte Pumpstück zu verriegeln, so dass nur durch das genutzte Ventilstück Luft befüllt wird.
Kostenpunkt für die 2400 g-Pumpe sind runde 120 € UVP (130 $, ohne Versandkosten).
Der Praxistest
Der ergonomisch geformte, zweiteilige Griff liegt gut in der Hand. Er erleichtert das Pumpen ebenso wie die angewinkelt platzierten Bodengegendruckplatten, auf denen die Füße zur Stabilisierung der Pumpe aufgestellt werden. Durch ihre Höhe von knapp 75 cm* ist die Prime Floor Pump um 5 – 10 cm höher als Standpumpen anderer Hersteller. Rückenschonend: Eine gebückte Haltung des Pumpenden wird dadurch vermieden. Man kann fast aufrecht stehend den Pumpvorgang leichter und schneller durchführen. *Bei eingefahrenem Hub-/ Pumparm.
Zudem ist, wer unterschiedliche Ventile und Drücke befüllen muss, mit dieser Pumpe gut beraten. So ist der PRIME-Pumpdoppelkopf sowohl für Prestaventile, als auch für Schrader-Ventile kompatibel. Für Standpumpen allerdings inzwischen fast Standard. Innovativ ist allerdings ein kleiner roter Druckknopf am Pumpkopf (Vorgängermodell metallsichtiger Druckknopf). Mit diesem lässt sich überschüssige Luft bequem und schnell wieder ablassen, ohne dass der Pumpkopf abgenommen und das Ventil gedrückt werden müsste.
Und auch das richtige Maß an Luft zu ermitteln geht dank Manometer recht einfach. Mit einem Durchmesser von 8 cm fällt das Manometer größer aus als bei anderen Modellen. Zudem ist das Zifferblatt dank hellem Hintergrund und markanten Farben der Skalen deutlich zu lesen.
Das große Plus dieser Pumpe liegt in der Größe des Pumpkolbens. Mit 65 cm und 3 cm Durchmesser fällt dieser größer als Vergleichsmodelle aus. Damit verbunden ist eine deutliche Leistungsersparnis: Der Wunschdruck wird mittels physischer Bedienung schneller und einfacher erreicht, da der Kolben der PRIME bis zu 6 % mehr Volumen pro Hub als Vergleichsmodelle aufweist. So können mit der PRIME bis zu 250 PSI bzw. 18 Bar gepumpt werden. Und damit die Luft nicht anderswo als am Pumpkopf ins Ventil entweicht, gibt es ein Wartungsplus der Hersteller: die Gummikolbendichtung ist aus robustem HNBR-Kautschuk gefertigt, jener Kautschuk der normalerweise in der Schwerindustrie eingesetzt wird. Dies gewährleistet eine lange Lebensdauer. Und wäre im Zweifelsfalle auch simpel austauschbar, so die Hersteller.
Fazit: Pumpe für Liebhaber
Die Pumpe ist funktional gestaltet mit einem Blick fürs Detail. Mit 2400 g liegt sie in der gehobenen Gewichtsklasse; gleiches gilt für das Preissegment. Standardmäßig lassen sich zwei Ventilsysteme befüllen, das gewählte Material ist edel und zugleich schlicht wie funktional und gewährleistet bei pfleglicher Handhabung lange Freude für den Besitzer/ die Besitzerin.
Sonst ist sie eher etwas für Liebhaber von Bauhaus-Design der 1920er Jahre. So edel und stilvoll die PRIME auch ausschaut, die dahinter verborgene Theorie des Bauhaus, Form über Funktion zu stellen, bleibt dem Cyclist doch eher verborgen, sofern er/ sie sich nicht explizit mit dieser befasst hat.
Ebenso dafür, dass es sich um ein Liebhaberstück handelt, spricht der Preis. Mit knapp 120,- € (original rund 130 $) liegt die PRIME im gehobenen Preissegment und dabei über so manch vergleichbarem Standpumpenmodell, z.B. von SKS, TOPEAK, Ergon oder Tune. Für den Preis sprechen allerdings vor allem die verwendeten Materialien und deren akurate Verarbeitung, sowie das Leistungsvermögen von 18 Bar und dank größerem Pumpkolben bis zu 6% mehr Pumpvolumen.
Das letzte Zünglein an der Preis-Leistungs-Waage ist wohl diesmal eher eine Stil- und Budgetfrage…
Wir bedanken uns bei der Firma VELOWÜRKS für die freundliche Bereitstellung des Testmaterials.