Bike Reifen

Der Vittoria Corsa Graphene G+ im Reifentest

Vittoria Corsa Graphene G+

Im Moment ist der Vittoria Corsa Graphene G+ der beste Performance-Reifen der Welt“ heißt es in den einschlägigen Fach-Magazinen.
Dies sei in erster Linie seiner neuen G+Isotech Technologie zu verdanken, bei dem das Material „Graphene“ zur Verwendung kommt.
Graphene ist eine Modifikation des Kohlenstoffs mit zweidimensionaler Struktur, in der jedes Kohlenstoffatom im Winkel von 120° von drei weiteren umgeben ist. Das daraus entstehende bienenwabenartige Muster macht es zu einem der kräftigsten Materialien, die es bisher gibt.
Die G+ Isotech Technologie sorgt für eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen dem Rollwiderstand, dem Grip, der Langlebigkeit und der Verschleißfestigkeit. Die äußerst geschmeidige Karkasse ist mit einem PRB 2.0 Breaker ausgestattet, sodass die Gefahr von Durchstichen deutlich geringer ist. Dazu ist der Vittoria mit Kevlar Seitenwänden versehen, die dem Reifen seine klassische Optik geben.

Vittoria Corsa Graphene G+

Erster Eindruck

Die aufwendige Verpackung des Vittoria Corsa sieht chic aus und soll an die bienenwabenartige Struktur des modifizierten Kohlenstoffs erinnern. Das ist von der Aufmachung schon einmal gelungen. Im Test hatten wir den Faltreifen in der Größe 23-622 als Clincher Ausführung. Der Verpackung liegt eine mehrsprachige Montagehilfe bei.

Montage

Die Montage des Vittoria ging ohne Probleme über die Bühne. Eine Montageanleitung für Clincher-Reifen liegt der Verpackung bei. Leider ist diese nur in italienischer, englischer, französischer, japanischer und thailändischer Sprache verfasst. Thailändisch vermutlich auch nur, weil der Reifen in Thailand hergestellt wird.

Der Vittoria Corsa ließ sich mit den bloßen Händen ohne weitere Hilfsmittel auf die Felge aufziehen und lief auf Anhieb rund, ohne erkennbaren Höhen- oder Seitenschlag.

Praxis

Eines schon mal vorweg: Es macht richtig Spaß mit dem Reifen unterwegs zu sein. Der Geradeauslauf sowie die Spurtreue sind phänomenal. Der Reifen hält sauber seine Fahrlinie und folgt dabei den Lenkbefehlen ohne Tadel. Kurskorrekturen gehen kinderleicht von der Hand.

Vittoria Corsa Graphene G+: Das Profil

Auch bei höheren Geschwindigkeiten bleibt er souverän. Nicht der kleinste Anflug von Unruhe oder Nervosität. Stoisch läuft er sauber auf seiner Linie. Der Gummi hat ja dank der Graphene Mischung eine eingebaute künstliche Intelligenz, welche die Gesamtperformance des Reifens steigern soll. So macht er sich beim bloßen „Rollen“ extrem hart um den Rollwiderstand zu minimieren, wobei durch Belastung des Gummis wie beim Antritt sowie beim Bremsen oder Kurvenfahren bzw. in Schräglage der Gummi weicher wird und so den Grip erhöht.

Wenn der Luftdruck, der zwischen 7 und 10 bar betragen darf, stimmt, dann bewegt man sich bei Geradeausfahrt nur auf den mittleren beiden Längsprofilstegen.

Fahrverhalten

Bei Kurvenfahrten übernehmen dann die fein geriffelten Profilstege, was sich bei Schräglage durch ein fiependes, bzw. surrendes Geräusch bemerkbar macht. Dies hatte sich während der Testphase bei mir so eingeprägt, dass ich es nach dem Wechsel auf einen anderen Pneu anfangs direkt vermisste.

Was mich aber wirklich beeindruckte, war die Tatsache, dass man mit dem Vittoria Corsa extrem schnell und dann auch mit der nötigen Schräglage in Kurven gehen konnte, ohne das der Reifen an seine Haftgrenze kam. Zugegeben, dies erfordert am Anfang einigen Mut. Doch hat man seine anfängliche Scheu erst überwunden, kann man das Potenzial des Vittoria Corsa speziell bei Kurvenfahrten voll ausschöpfen. Zumal er auch noch sehr gut rollt, was den von Vittoria umworbenen geringen Rollwiderstand beweist.

Ob Tempobolzen in der Ebene oder auf winkeligen Strecken in den Bergen inkl. schneller Abfahrten die schon einmal den beherzten Griff in die Bremse verlangen, dies alles meisterte der Vittoria mit Bravour. Er reagierte immer exakt auf jede Lenkbewegung und vermittelte in Kurven und beim Bremsen immer ein sehr sicheres Gefühl.

Aber auch bei Regen oder feuchten Bedingungen funktionierte der Vittoria ohne Tadel und überzeugte auch hier mit seinem sehr hohem Grip-Niveau.

Einsatz im Radrennen

Als begeisterter Jedermann-Rennfahrer lag es also nahe, den Vittoria Corsa auch mal unter Wettkampfbedingungen zu testen. So wurde der Reifen auch gleich Mitte Mai beim Berlin Velothon 2018 mit Erfolg eingesetzt. Platz 243 aus über 3.000 Startern in der Gesamtwertung und Platz 43 von exakt 1.077 gewertetenTeilnehmern in meiner Altersklasse sind auf den ersten Blick vielleicht ein Beleg meines Trainingsstandes auf den zweiten Blick aber mit auch ein Beleg, der für die Qualitäten des Vittoria Corsa spricht.

Velothon Berlin: Nach getaner Arbeit

Vittoria Corsa Graphene G+: Im Parc fermé

Vittoria Corsa Graphene G+: Detailaufnahme

Anfälligkeit, Verschleiß

Vittoria Corsa Graphene G+: Das Profil vom Vorderrad nach 3.700 km

Im Testzeitraum von Anfang Mai bis Anfang September wurden mit dem Vittora Corsa 3.700 Kilometer zurückgelegt. In dieser Zeit gab es keinen einzigen Defekt. Erst am letzten Testtag kam es, infolge einer Glasscherbe (die ich mir auf einem italienischen Radweg holte), zu einem Durchstich der einen Schlauchwechsel zur Folge hatte.

Der Verschleiß am Vorderrad hielt sich in Grenzen. Hier waren nach 3.700 Kilometern noch alle Profilrillen erkennbar.

Vittoria Corsa Graphene G+: Nach 3.700 km deutliche Gerbrauchsspuren am Hinterrad

Der Hinterreifen zeigte hingegen nach den 3.700 Testkilometern im mittleren Teil eine durchgehende Fläche. Hier waren die beiden mittleren Profilrillen komplett abgefahren. Der Verschleiß war hier deutlicher erkennbar.

Fazit

Ein durchweg gelungener Reifen, den die Firma Vittoria hier auf den Weg gebracht hat. Die „besondere“ Gummimischung mit dem modifizierten Kohlenstoff macht sich meines Erachtens sehr positiv bemerkbar.

In keiner der hier getesteten Disziplinen konnte ich Mängel feststellen.

  • Montage / Rundlauf
  • Abrollverhalten
  • Kurvenhaftung
  • Nasshaftung
  • Komfort
  • Geradeauslauf / Spurtreue
  • Fahrverhalten bei Geschwindigkeiten > 70 km/h
  • Pannenschutz
  • Verschleiß (für einen Wettkampfreifen mehr als in Ordnung)

Der Vittoria Corsa Graphene G+ überzeugte auf ganzer Linie. Zumal er auch vom Design her ein echter Hingucker ist. Kein Wunder also, dass dies der Reifen für meine nächsten Wettkampfeinsätze sein wird. Für schnöde Trainingsfahrten ist er eigentlich viel zu schade…

Über den Autor

Rolle

... ist 51 Jahre alt, verheiratet und hat 3 Kinder.
Außerdem ist er leidenschaftlicher Motorrad- und Radfahrer (auch auf der freien Rolle, deshalb auch der Spitzname).
In seiner Freizeit schraubt er gerne an seinen Oldtimer-Motorrädern.

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