Der vierte Lauf des Cross-Country Deutschland Cups, sowie zeitgleich des NRW Cups, machte am vergangenen Wochenende Station in Solingen. Bei extremsten Bedingungen auf der hoch gelobten Strecke ging es für die Fahrer erstmalig auch um einige Weltranglistenpunkte…

Den Wettergott scheint der veranstaltende Verein VeloSolingen e.V. nicht gerade auf seiner Seite zu haben. Nachdem bereits im letzten Jahr heftige Regenfälle das Rennwochenende heimsuchten, zog auch zur diesjährigen Austragung der R&S Mountainbike Trophy wieder ein gewaltiger Wettereinbruch über das Gelände am Solinger Halfeshof.

Die fahrtechnisch anspruchsvolle und bei den Fahrern sehr beliebte Strecke bot auch dieses Jahr wieder einige neue Abschnitte. Neben dem bekannten Drop und dem Steinfeld gelang es dem Verein den Anspruch und den Fahrspaß für den neuen von der UCI vergebenen C3 Status weiter anzuheben. Mit diesem stellt das Solinger Rennen das einzige deutsche Rennen dar, das neben der Bundesliga und den Weltcuprennen Weltranglistenpunkte vergibt.

Der neue Status lockte neben den bekannten Fahrern des NRW und Deutschland Cups weitere Topfahrer aus den Nachbarländern Belgien und den Niederlanden.

Der frisch gebackene Europameister der Cross-Country Team Staffel Ben Zwiehoff (Bergamont Factory Racing) ging so zwar als Favorit ins Rennen, sollte aber dennoch zu knabbern bekommen. Mit seinem Race-Fully kam der gute Abfahrer aus Essen zu Rennbeginn am besten mit den extremen Bedingungen zurecht. Dem örtlichen Publikumsliebling gelang es schnell mehr als eine Minute Vorsprung herauszufahren.

Die harten Bedingungen zollten jedoch ihren Tribut und Zwiehoff erlitt im tiefen Schlamm einen Platten. Der komfortabel zu scheinende Vorsprung schmolz trotz Sprint zur Tech & Feed Zone dahin. Der starke Belgier Jonas De Backer (Fastos Development Team) konnte sich an die Spitze des Feldes fahren und so den bisher gejagten Bergamont Fahrer Zwiehoff in die Rolle des Jägers versetzen. Er fand schnell wieder ins Rennen, hatte jedoch aufgrund eines falschen Reifen am Ersatzlaufrad Schwierigkeiten mit der anspruchsvollen, immer tiefer werdenden Strecke. Statt des bisherigen Schlammreifens war er nun mit deutlich weniger Profil am Hinterrad unterwegs.

In den Abfahrten schien dies kein großes Problem für den Favoriten darzustellen, doch in den steilen Anstiegen schien es so, als würde der Reifen einfach keinen Halt finden. In den Downhills kam er auf seinem Fully zwar wieder gefährlich nah De Backer aber in den Anstiegen zwang es ihn an Stellen vom Rad, die der Belgier mit unglaublicher Fahrtechnik wie auf Schienen bewältigen konnte. Wertvolle Sekunden, die letztendlich den Sieg kosteten.

Nach 1:40 Stunden Fangopackung erreichte De Backer mit 97 Sekunden Vorsprung das Ziel als erster der Eliteklasse. Der Essener Zwiehoff erreichte 43 Sekunden vor dem Belgier Jorgan Flion (Filip Sport Cycling) den zweiten Platz. Auf Platz vier folgte der an diesem Tag sehr stark fahrende Tim Rosenkranz (Merida Schulte) und auf Platz fünf Alexander Gläser (Team Firebike Drössiger), beide wie Zwiehoff noch zum jungen U23 Jahrgang gehörend.

Bei den Damen war es ebenfalls eine regional sehr bekannte Fahrerin, die dem Rennen ihrem Stempel aufsetzte. Wäre die Strecke nicht im Schlamm versunken, könnte man sie getrost „das Wohnzimmer von Majlen Müller“ nennen, ist sie doch mit dem austragenden Verein VeloSolingen e.V. groß geworden. Auch die FujiBikes Rockets Teamfahrerin hatte am meisten mit Konkurrenz aus dem Ausland zu kämpfen. Die wie Müller auch im Weltcup erfolgreiche Fahrerin Annemarie Worst (NED, Team Giant Benelux) kam jedoch mit den Bedingungen und der Strecke bei weitem nicht so gut wie die Lokalmatadorin zurecht und erreichte das Ziel letztendlich mit 4:32 Minuten Rückstand. Auf Rang drei folgte die Niederländerin Sophie von Berswordt mit über 13 Minuten Rückstand.

Die weiteren Ergebnisse:

• U19 Junioren Podium: Toni Partheymüller (Haibike KMC Team), Per Wiggers, Vanni Frassoni
• U19 Juniorinnen Podium: Michelle Luft (Team HWG Gedern), Kiki Van Asselt, Valerie Feldhaus
• U17 m Podium: Julian Rottman (FujiBikes Rockets), Pepe Rahl, Leon Reinhard Kaiser
• U17 w Podium: Franziska Koch (RSV Unna), Emma Blömeke, Nina Kornatzki
• Senioren 1 Podium: Sven Pieper (Focus Rapiro Racing), Marco Hüwe, Timm Evertz
• Senoren 2: Andreas Tecklenburg

rund-ums-rad.info Autoren am Start:

Im Lizenz Elite bzw. U23 Rennen war auch Dominik (Autor dieses Berichts) am Start. Der Teamfahrer des Radherstellers Müsing-Bikes fand zu Beginn eher schlecht ins Rennen und fand sich aufgrund kleinerer Fahrfehler im hinteren Feld wieder. Mit zunehmender Renndauer kam er jedoch immer besser ins Rennen: „Der Rennbeginn war etwas zäh. In den ersten Abfahrten hatte ich mit der extrem aufgeweichten Strecke Probleme. Mit zunehmender Renndauer kam ich aber immer besser ins Rennen. Die Strecke machte mit ihren Sprüngen echt Spaß, auch wenn alle Fahrer im Mittelfeld die Trail-Anstiege nur noch laufend bewältigen konnten. Am Ende bin ich mit meinem Platz 19 im gemischten Elite und U23 Feld gar nicht so unzufrieden, denn ein paar meiner bekannten Kontrahenten konnte ich noch hinter mir lassen. Mit den paar Punkten für den Deutschland Cup im Sack hoffe ich mich kommende Woche in Wetter (Ruhr) nochmal steigern zu können.“

Cross-Country auch für Hobbybiker!:

Die Rennen des XCO-NRW-Cups bieten für Fahrer ohne Lizenz die beliebten 88-Minuten Rennen an. Wer neben den fahrtechnisch oft einseitigen Marathons auch ohne Lizenz mal XC-Rennluft genießen möchte, sollte unbedingt vorbeischauen! Wer fahrteschnich eventuell noch etwas Bedenken hat, dem sei gesagt, dass alle schwierigen Abschnitte der Strecken auf sogenannten Chicken Ways umfahren werden können. Auch der Geldbeutel wird bei günstigen Startgebühren geschont. Die nächsten Termine gibt´s unter: xco-nrw-cup.de

Website des Veranstalters: velosolingen.de

Bilder freundlicherweise von Thomas Sommer, Link zur Datenbank