Ein 29er Hardtailrahmen, der nur 871g wiegt? Das kann doch nicht sein, das schaffen Scott und Cannondale auch nicht!…doch das kleine Newcomer-Unternehmen OpenCycle zeigt wie es geht! Open, offen für neue Ideen. Hier der besondere Werdegang der beiden Gründer, sowie natürlich auch alle Details zum Rahmen.

871g Carbon vereint zu einem wettkampftauglichen 29er Rahmen

In Anbetracht dieses Gewichts schauen selbst die Weltmarktführer wie Scott, Cannondale und Co komisch aus der Wäsche. Vor allem wenn man betrachtet, dass das kleine Unternehmen OpenCycle ganz plötzlich auf dem Markt auftauchte. Es ist kein großes Unternehmen mit unzähligen Produkten, nein es stehen nur zwei Highend 29er Rahmen im Portfolio und nur drei Worte sollen genügen, um OpenCycle zu charakterisieren: Bikes, open and simple. Doch hinter den beiden Gründern Andy und Gerard steckt viel mehr!

„Wir leben Bikes und brauchen sie zum Atmen!“ Pure Leidenschaft soll die beiden Gründer vereinen. Andys Karriere begann als Downhillracer zu einer Zeit, in der Helme noch als optional galten, später wurde er CEO bei BMC. Gerard ist ebenfalls tief in der Bikeszene verwurzelt. Er war einst Mitbegründer der geschätzten Rennradschmiede Cervelo.

Die Geschichte der beiden Gründer

Gerard wuchs in Holland auf und schraubte schon als kleines Kind an seinen Rädern rum. Einmal im Monat brachte sein Vater ihm aus einem Zeitschriftenladen das Holländische Bikemagazin. Das war seine Welt! Er träumte davon all die wundervollen Räder einmal selbst fahren zu dürfen. Mit 18 baute Gerard sein erstes HPV (Human Powered Vehicle, eine Art Liegerad) mit dem er täglich 50km bestritt. An der Universität wurde aus diesen ersten Versuchen dann Ernsthaftigkeit. Er traf Chet Kyle, den Gründer der internationalen HPV Association. Erst zu diesem Zeitpunkt erwuchs nebenbei auch das Interesse für nach UCI Regeln legale Bikes. Chet ermutigte ihn seinen eigenen Weg zu gehen, mit Worten, die sein Leben veränderten: „Du wirst nie Probleme in deinem Leben bekommen, wenn du das tust, was du wirklich willst!“

Schließlich gründete Gerard zusammen mit seinem Partner Phil die Firma Cervélo. „Natürlich setzten wir uns Ziele wie „wir werden den leichtesten Rahmen bauen, wir werden den Weltmarkt beherrschen und die Tour de France gewinnen“ doch wir hätten nie gedacht, dass es klappt! Wir gewannen schließlich sogar die Tour mit Carlos Sastre!“, blickt er heutzutage zurück. Cervélo schaffte es zwischenzeitlich sogar auf einen Marktanteil von 30% bei Triathlonrädern, Cancellara wurde Weltmeister auf einem Cervélo und sie fuhren sieben Mal in Folge aufs Podest des wohl größten Biketest der Welt: Den Klassiker Paris-Roubaix.

[ads2]Doch wo endet dieses Märchen? Durch einen großer Fehler, nicht finanziell, sondern vor allem psychisch wurde ein Umbruch unabwendbar. Im Mai 2011 entschied er mit Phil, auch begründet durch große Personalumbrüche, dass Cervélo umstrukturiert werden müsse. Ein Punkt war, dass Gerard die Firma verlasse.  Sein neues Ziel war es ein Mountainbikeunternehmen zu gründen. Als Partner für Open Cycle fand er Andy.

Andys Sportkarriere begann als Volleyballer. Doch nach mehreren Sportunfällen musste er diesen schon mit 18 Leistungssport aufgeben. Sein Bruder lieh ihm ein Mountainbike, doch er gab es nie wieder aus den Händen! „Dieser Moment brachte mich zum Mountainbiking und ich begann an Cross-Country und Downhillrennen teilzunehmen“ Im Studium jobbte er regional für Cannondale, doch daraus musste mehr werden! Nach dem Studium zog er nach Holland und arbeitete bei Cannondale Europe im Büro. Es folgte eine 4 jährige Zeit bei Scott im Bereich Verkauf und Marketing.

Das richtige Abenteuer begann 2001 als CEO bei der damalig noch kleinen Firma BMC. Er hatte alle Freiheiten und schaffte es die Schweizer Firma auf dem Weltmarkt zu etablieren. Als BMC dann jedoch in eine neue Holding überging, wurde klar, dass es mehr als nur ein Job war, sondern eine 7 jährige Mission. Mit dem Übergang zu einer neuen Holding verließ er BMC. Ein paar Monate fuhr er nach diesem Cut einfach nur Rad, bevor er als Sales Director bei Cervélo begann. Hier treffen sich also die Wege von Andy und seinem Chef Gerard, der ihn schließlich bat zusammen mit ihm ein eigenes Mountainbike-Unternehmen zu gründen.  Beide wollten endlich frei sein, offen sein und ohne Kompromisse Bikes entwerfen! 

„Unerbittliche Einfachheit“ setzten sich beide schnell als großes Prinzip fest. Reduzieren der Anzahl der Modelle, Produktion vereinfachen, die Logistik, die Customer Kommunikation, die Website und einfach alles. Sponsorings und normale Werbung vermeiden, frei sein. Beide wollten genau das Gegenteil als bei ihren bisherigen Jobs bei Großunternehmen.

Ein Grund für diesen Wunsch war, dass sich ein neu gegründetes Unternehmen nicht rechtfertigen muss. „So hat es doch immer geklappt, wenn wir es anders machen, verlieren wir Kunden“ Diese Sprüche gibt es bei opencycle nicht, es gilt nur ein Ziel umzusetzen: Das leichteste aber dennoch steife 29er Hardtail mit perfekter Geometrie zu produzieren.

Das Ergebnis: Der O-1.0 Rahmen und der günstigere aber auch 100g schwerere O-1.1 Rahmen

Natürlich hat ein Rekordrahmen seinen Preis. Das Topmodell ist ohne Anbauteile für 2650€ zu haben und der O-1.1 für 2350€. Neben den einzelnen Rahmen stehen auch drei komplette Kits zum Kauf bereit. (siehe Liste „Specs and Prices“ am Ende des Berichts)

Doch der Rahmen kann mehr als einfach nur leicht sein. Er enthält auch alle gängigen Standards wie ein tapered Headtube, interne Kabelführung und vieles mehr. Hier ein paar Detailbilder:

Ein trapezförmiges Oberrohr soll die Kräfte im Steuerrohrbereich perfekt aufnehmen und verjüngt sich gewichtsreduzierend zum dünnen Sitzrohr.

Maximal dimensioniertes Unterrohr für viel Steifigkeit

Auch wenn ein leichter Rahmen das Ziel ist, wurde ein kleines Blech verwendet, um die Kettenstrebe für den Alltag zu schützen

BBright Innenlager mit großer Breite und Durchmesser für viel Steifigkeit, passend für Shimano, SRAM, Rotor, THM Lager

Intern verlegte Züge und cleane Optik

Minimalistische Scheibenbremsaufnahme an der Kettenstrebe

Ein einfaches Loch im Rahmen zeigt, ob die Sattelstütze weit genug im Rahmen steckt, um die Kräfte besser zu verteilen und den Rahmen zu schützen.

S3 Montagestandard für den Umwerfer am Sitzrohr

Semi-Flex Streben. Vertikal schmal, horizontal breit. So kann viel Steifigkeit gewährleistet werden und zeitgleich kann der Fahrer ein bisschen Komfort genießen. Aber Opencycle ist sich im Klaren, dass der Effekt klein ist und wählt die verhaltene Bezeichnung „Semiflex“ nicht ohne Grund.

Multistop Kabelführung. Der Rahmen wir nur durch ein Loch statt durch mehrere „geschwächt“ und die Kabel werden ordentlich gebündelt

Weitere Details findet ihr unter www.opencycle.com.
[ads2]Anhang (wie üblich ein Mausklick zum Vergrößern): 

Bilder: (c) Opencycle